In der Tischtennisoberliga der Frauen treffen beim Stormarnderby Mutter und Tochter aufeinander: Sabine Weichel, 47, spielt gegen Inga Weichel, 16.

Ahrensburg/Reinbek. Sabine Weichel marschiert mit der TTG 207 souverän durch die Tischtennissaison. Drei Spieltage vor dem Ende belegt sie mit ihrer Mannschaft den ersten Platz der Oberliga Hamburg. Am heutigen Freitag aber trifft die 47-Jährige noch mal auf Widerstand - aus der eigenen Familie. Im Spitzenspiel gastiert der drittplatzierte FC Voran Ohe in Ahrensburg. Mit dabei: Weichels 16 Jahre alte Tochter Inga.

Während die Gastgeberinnen, die im April das leichteste Restprogramm zu bewältigen haben, schon mit einem Unentschieden die Tür zum Meistertitel weit aufstoßen würden, brauchen die Reinbekerinnen einen Sieg, wollen sie ganz oben noch ein Wörtchen mitreden. Es geht um den Aufstieg in die neuformierte Oberliga. Nur der Meister zieht in die Relegation ein. Platz zwei und drei bedeuten immerhin den direkten Aufstieg in die ebenfalls neue Verbands-Oberliga.

Wie kommt es, dass Mutter und Tochter ein solches Spitzenspiel nicht gemeinsam, sondern gegeneinander austragen werden? "Vor der Saison haben wir beide unseren damaligen Verein Meiendorfer SV verlassen", erklärt Sabine Weichel, die sich mit der TTG die zweitälteste Mannschaft der Liga aussuchte. Inga dagegen wollte sich sportlich verbessern, entschied sich für ein Team, in dem das älteste Mitglied gerade 23 Jahre alt ist.

Dass man im Tischtennis nicht wie in vielen anderen Sportarten mit spätestens 35 deutlich an Leistungsstärke einbüßt, zeigt ein Blick auf die Statistik. Dort ist die 47-Jährige als erfolgreichste Einzelspielerin der Liga aufgeführt und gehört auch im Doppel (gemeinsam mit Kim de Pagter) zu den besten. Das soll ihre Tochter zu spüren bekommen, denn anders als im Einzel stehen sich die beiden heute im Doppel direkt gegenüber. Es ist ihr erstes Familienduell im Ligabetrieb.

"Das fortgeschrittene Alter wirkt sich eher positiv auf meine Spielweise aus", sagt Sabine Weichel und hört keinen Widerspruch der Tochter: "Sie erkennt schneller, wo die Gegner hinspielen", sagt Inga. Die jüngere Generation sei aber in Athletik und Technik besser ausgebildet. Einen Schlag wie den Rückhand-Topspin etwa habe ihre Mutter in ihrer Jugend gar nicht trainiert.

Keine Woche vergeht, in der die Tischtennisspielerinnen nicht den jeweils etwa 200 Euro teuren Schläger in die Hand nehmen. Nur anlässlich einer Fernreise bleibt das Equipment mal länger in der Schublade. Die 16-Jährige fährt inzwischen auch ohne die Familie weg, verbrachte im vergangenen Sommer gemeinsam mit Freund Florian, 19, der für den TSV Bargteheide an der Platte steht, drei Wochen auf Korfu.

Früher reisten die Weichels, die in Hamburg-Rahlstedt ihr Zuhause haben, durch die USA oder mit drei Generationen nach Dänemark. Dort drehte sich aber auch vieles um die kleine Zelluloid-Kugel, denn es ist eine echte Tischtennisfamilie. Sabine Weichels Eltern betreuen auch im Alter von 75 und 77 Jahren noch Jugendteams in Meiendorf. Ihr Bruder Jochen, 49, ist Abteilungsleiter beim Eimsbütteler TV. Norbert, 46, ist wie seine Eltern Betreuer in Meiendorf. Nur Ingas Bruder Jan-Ove, 19, hat nichts mit der schnellsten Rückschlagsportart der Welt am Hut.

Neben dem Ligabetrieb treten Sabine und Inga Weichel auch bei Turnieren an - und das erfolgreich. Inga gewann bei den jüngsten Hamburger Meisterschaften die Bronzemedaille, im Jahr zuvor war es Silber. Sabine Weichel feierte vor Kurzem gleich zwei Titel, gewann bei den norddeutschen Meisterschaften der Altersklasse 40-49 den Doppel- und den Mixedwettbewerb. Über Pfingsten fährt sie zu den Deutschen Meisterschaften nach Bielefeld. Ihre Tochter wird dann 17 Jahre alt. Die Enttäuschung, dass sie ihren Geburtstag ohne die Mutter feiern wird, hält sich bei Inga in Grenzen. Auch Sabine Weichel ist gar nicht unglücklich darüber, denn sie wird die Nacht trotzdem zum Tag machen. "Bei Seniorenmeisterschaften wird schon mal bis 3 Uhr nachts gefeiert. Da wollen wir Älteren unter uns sein", sagt sie und lächelt.

Es sind drei Partien in einer, die am heutigen Freitag zu sehen sind. Familienduell, Stormarnderby und Spitzenspiel. In der Halle der Ahrensburger Stormarnschule (Waldstraße 14) schlagen ab 19.45 Uhr neben Sabine Weichel Kim de Pagter, Gabi Braun und Sabine Dittmer für die TTG 207 auf. Auf der anderen Seite wird Inga Weichel von Daria Napierala, Veronika Rhein und Anna Maria Sawiel unterstützt.