Adrian Schickler aus Ahrensburg gewinnt Rennen in der höchsten Altersklasse im Ski Alpin in Ruhpolding

Ahrensburg. Adrian Schickler dreht in seinen Händen die Goldmedaille, die er kürzlich bei den deutschen Seniorenmeisterschaften gewann. "Ich dachte mir, es sei interessant, 59 Jahre später noch mal einen Versuch zu starten", sagt der 81-Jährige. Denn seinen größten Erfolg im Slalom feierte der Amateur-Skifahrer 1954, als er der beste Starter der vier Verbände Hessen, Schwaben, Schwarzwald und Bayerwald war. Nun fuhr der Ahrensburger in Ruhpolding sein letztes Rennen und feierte in der höchsten Altersklasse ab 80 Jahren den Titel.

Zwar lebt der gebürtige Schwabe längst im Ruhestand, doch dass er als ehemaliger Finanzvorstand eines großen Hamburger Unternehmens noch immer ein Mann der Zahlen ist, wird schnell deutlich, als er aus seinem Leben erzählt. Seit 59 Jahren ist er mit seiner Frau Gisela verheiratet, mit der er fünf Kinder hat, welche ihm wiederum zwölf Enkel und zwei Urenkel schenkten. Seit 40 Jahren wohnt er in der Schlossstadt, schrieb zwei Bücher. Das eine trägt den Titel "Das gibt's doch nicht! Zwölf erlebte Geschichten."

Er stand mit drei Jahren das erste Mal auf Skiern, fuhr mit elf sein erstes Rennen und erlitt zwischen 1956 und 1976 vier Beinbrüche - zwei davon waren der damaligen Ausrüstung geschuldet. Als Schickler in seinem Geburtsort Heidenheim am nordöstlichen Ende der Schwäbischen Alb das erste Mal einen Berg hinunter schlitterte, hatte er zwei Bretter unter den kleinen Füßen, die mit Skiern, wie man sie heute benutzt, nicht zu vergleichen sind. "Wir haben uns die Skier aus Fassdauben gebaut", erzählt er. Um die Längshölzer eines Bier- oder Weinfasses wickelte er Mullbinden aus der Apotheke und präparierte sie mit zehn Schichten Lack.

Um Abfahrtsrennen zu fahren, stieg Schickler in Ermangelung eines heutzutage üblichen Liftes vier Stunden lang auf einen Berg. Zunächst entlang der am Wegesrand blühenden Krokusse und am Ende hinweg über die Schneefallgrenze. Dann ging es in voller Fahrt abwärts. Anders als heute öffnete sich die Bindung bei einem Sturz nicht. "Da war ein Beinbruch nicht zu vermeiden", sagt der studierte Betriebswirt, der bei Auslandssemestern in Aspen (Colorado) und Davos (Schweiz) zahlreiche Hochschulrennen gewann.

Auch im Rentenalter ist der Ahrensburger ein viel beschäftigter Mann. Seine große Familie hält ihn auf Trab - und seine fünf Islandpferde. Zweiwöchige Ausritte führten ihn schon von Pforzheim nach Basel oder von Stuttgart an den Bodensee. Hin und wieder tritt er als Sänger auf. Unter anderem im Kulturzentrum Marstall trug er Chansons in diversen Dialekten wie plattdeutsch, flämisch und jiddisch vor.

Auch wenn Adrian Schickler jetzt nicht mehr an Wettkämpfen teilnimmt, wird er weiterhin jedes Jahr in den Skiurlaub fahren. Seit drei Jahrzehnten reist er mit seiner Familie nach Val-d'Isère. Der Ort in den französischen Alpen gilt als Ski-Sport-Mekka. Und noch einen Vorzug nennt Alfred Schickler: "Ab dem vollendeten 70. Lebensjahr darf man überall kostenlos fahren. Das lässt ein Schwabenherz höher schlagen."