Stormarns Sportler des Jahres Andreas Lange gewinnt bei Deutschen Hallenmeisterschaften Silber über 800 Meter

Reinfeld. Morgens 9 Uhr in Hamburg: Andreas Lange von der LG Reinbek-Ohe büffelte im Hörsaal der Universität die Grundlagen der Computerprogramme Word, Excel und Eccess. Der Student der Betriebswirtschaftslehre konzentrierte sich auf den Unterrichtsstoff und verschwendete keinen Gedanken mehr an den knapp verpassten Titelgewinn bei den 60. Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften.

Dortmund, keine 17 Stunden zuvor: Unter frenetischem Jubel der Zuschauer überquerte Lange im 800-Meter-Finale in 1:49,19 Minuten als Zweiter die Ziellinie - acht Hundertstelsekunden hinter Robin Schembera (TSV Bayer Leverkusen). "Direkt nach dem Rennen war ich doch ein wenig enttäuscht", sagte Lange, der vor dem Finale mit dem Titelgewinn geliebäugelt hatte. Er war sich sicher: Im direkten Duell zwischen ihm und Schembera würde die Meisterschaft entschieden werden.

Der Reinbeker lief ein taktisch kluges Rennen: "Ich hatte mir vorgenommen, auf Bahn eins nicht innen, sondern so dicht wie möglich an der Außenlinie zu laufen", so Lange. Dass er dabei einige Meter verschenkte, sah er nicht als Nachteil. "Wie erwartet war es kein schnelles, sondern ein mit vielen Positionswechseln taktisch geprägtes Rennen. Ich wollte vermeiden, dass ich von den anderen Läufern an der Innenbahn eingekeilt werde und somit nicht jederzeit selbst agieren oder auf Attacken anderer Läufer reagieren kann", erklärte der 22-Jährige.

Bereits tags zuvor überquerte Stormarns Topläufer im ersten Vorlauf als Schnellster die Ziellinie. In aller Ruhe schaute sich Lange anschließend den zweiten Durchgang an, den Schembera für sich entschied. Danach ließ Lange es sich zusammen mit seinem Trainer Gunnar Weitschat in einem kleinen italienischen Restaurant bei Pasta und Salat schmecken. Abends im Hotel verfolgte der 22-Jährige seinen Vorlauf nochmals im Internet per Livestream, zappte sich durch die Kanäle des Hotelfernsehers und blieb bei einer Übertragung eines Spiels aus der Basketball-Bundesliga hängen. Kurz vor Mitternacht ging Lange schlafen "Vor einem Wettkampf benötige ich acht Stunden Schlaf, nicht mehr und nicht weniger", sagte der Reinbeker.

Der 22-Jährige blickt auf sehr turbulente und erfolgreiche Tage zurück: Vom Kreissportverband Stormarn wurde Lange in Abwesenheit - er befand sich auf dem Weg nach Dortmund - zum Sportler des Jahres 2012 gekürt. Darüber hinaus erhielt er - wie auch schon im Vorjahr - den mit 1000 Euro dotierten Förderpreis des Verbandes und der Sparkassenstiftung Stormarn.

Die Hallensaison ist für Lange nun vorbei. Nun steht erst einmal eine mehrtägige Regenerationsphase an. In gut einer Woche wird Lange sich zusammen mit seinem Trainerduo Weitschat und Jan Gutzeit auf die Freiluftsaison vorbereiten.

Die sportlichen Ziele für 2013 hat der 800-Meter-Spezialist bereits abgesteckt: Lange will seinen Titel bei den deutschen Juniorenmeisterschaften verteidigen, sich bei den Deutschen Meisterschaften der Erwachsenen unter den ersten Sechs platzieren und sich für die U-23-Europameisterschaften im finnischen Tampere qualifizieren.

Zeitgleich mit Lange kämpften die Senioren bei den gemeinsam ausgetragenen 12. Deutschen-Hallenmeisterschaften und den 11. Deutschen-Winterwurfmeisterschaften im knapp 80 Kilometer entfernten Düsseldorf in ihren Altersklassen um Edelmetall.

Vier Medaillen gingen an Stormarner Sportler: Katja Berend (W 50) gewann über 60 Meter in 8,36 Sekunden die Silbermedaille. Nur eine Hunderstelsekunde fehlte der Leichathletin vom SV Großhandorf zum Titel, der an Ulrike Görling (MTG Mannheim) ging. Ulrike Gille vom Ahrensburger TSV sicherte sich im Diskuswurf (W 50) ebenfalls den zweiten Platz. Sie schleuderte das Sportgerät im vierten Versuch auf eine Weite von 28,79 Meter.

Mit zwei Medaillen im Hammerwurf bewiesen die Stormarner Männer ihre Werferqualitäten: Wilhelm Kraatz (M 70) vom TSV Bargteheide bugsierte im vierten Versuch den Hammer auf eine Weite von 41,40 Metern und gewann die Silbermedaille. Sein Vereinskamerad Klaus Hinrichsen holte in seiner Altersklasse (M 65) mit 31,35 Meter Bronze.