Rallyefahrer Markus Drümmer nimmt seit zwei Jahren erfolgreich an kleineren Rennen teil. 2013 startet er bei Großveranstaltungen

Tremsbüttel. Der Rallyesport sei weit weniger gefährlich, als er von Außenstehenden häufig wahrgenommen werde, betont Markus Drümmer, 23. Seit der Tremsbütteler vor sieben Jahren zum ersten Mal - damals noch als Beifahrer - an einem Rennen teilnahm, sah er nur wenige Unfälle. Aber ja: Auch er habe einmal eine sehr kritische Situation meistern müssen.

Es war der 24. September 2011. Gemeinsam mit seinem Beifahrer Jens Timmermann aus Bargteheide startete Drümmer bei der Reckenberg-Rallye rund um Rheda-Wiedenbrück. Auf einer Landstraße setzte sein Wagen nach einem Sprung (siehe Foto) so unglücklich auf, dass die Ölwanne platze. Zunächst merkte Drümmer nichts, doch beim ersten Anbremsen lief Öl auf die Reifen - und vor den mit 160 Stundenkilometern dahin rasenden Stormarnern lag als nächstes eine 90-Grad-Kurve, hinter der sich drohend die nordrhein-westfälische Natur entfaltete. "Es ist ein unheimliches Gefühl, mit so einem Tempo direkt auf Bäume zuzufahren, während das Auto nicht mehr das macht, was es soll", erinnert sich Drümmer. Mithilfe der Handbremse verhinderte er einen Unfall und rettete sich und seinen Partner schadlos ins Ziel.

Vor zwei Jahren legte Drümmer ernsthaft los mit dem Rallyefahren. Er kaufte sich einen BMW E30 318is, der von seinen Vorbesitzern bereits für Rennen genutzt wurde. Als Beifahrer gewann der 23-Jährige den deutlich älteren Jens Timmermann und mit ihm 2012 unter anderem den Titel bei der Hamburger Meisterschaft im Rallye-Sprint, einer Mischung aus Rallye und Slalom. Der 53 Jahre alte Timmermann ist ein langjähriger Freund der Familie, lenkte früher selbst Autos durch die Wertungsprüfungen, bei denen es darum geht, den Wagen so schnell wie möglich durch einzelne Streckenabschnitte zu manövrieren. Als Beifahrer sagt er nun an, in welchem Tempo eine Kurve angefahren werden kann oder welche Schwierigkeit Drümmer als nächstes erwartet. "Wir haben einige Zeit gebraucht, uns aufeinander abzustimmen. Inzwischen vertraue ich ihm blind. Wenn Jens eine Kurve ankündigt, gehe ich davon aus, dass eine Kurve kommt", so Drümmer, der das Vertrauen durch kontrolliertes Fahren zurückzahlt - ob auf der Rennstrecke oder auf dem Weg zur Werkstatt.

So legt der 23-Jährige Wert auf die Feststellung, dass ein Rallyefahrer nicht automatisch ein Raser im normalen Straßenverkehr ist. "Ich bin noch nie geblitzt worden. Wenn ich schnell fahren will, gehe ich auf die Rennstrecke", sagt er. Auch wenn er mit seinem Rennwagen auf einer mehrspurigen Straße an einer roten Ampel steht, lässt er sich nicht verleiten. Die obligatorischen Reflexe der jungen Männer, die durch nähmaschinenartig frequentierte Tritte auf das Gaspedal ihres sich im Leerlauf befindlichen Sportwagens freundlich um ein Kräftemessen bitten, ignoriert er.

Wochenlange Fernsehereignisse wie etwa die Rallye Dakar, wo für die Teams die Navigation mit Hilfe von GPS-Daten unerlässlich ist, haben mit den Wettbewerben, wie sie die beiden Stormarner fahren, wenig gemein. "Das würde mich auch gar nicht reizen", so Drümmer. Sein Ziel ist es, in einer Saison bei allen Läufen der Rennserie um den Deutschen Meistertitel dabei zu sein. Einer davon ist die ADAC-Wikinger-Rallye in Schleswig. Dort ist er schon in diesem Jahr einer der 120 Teilnehmer.

18 Wertungsprüfungen auf 160 Kilometern erwarten den als Elektroniker in Ahrensburg tätigen Drümmer in Schleswig. Ziel: Erfahrungen sammeln. "Eine vordere Platzierung ist unmöglich, dafür ist das Auto zu wenig aufgerüstet", erklärt er. Mit seinem BMW startet er in der Gruppe F, was bedeutet, dass die Bauteile nicht in einem serienmäßigen Zustand sein müssen. Weitgehende Änderungen sind erlaubt und - will man konkurrenzfähig sein - unbedingt erforderlich. Doch jeder Umbau kostet viel Geld, wie auch die Teilnahme an den Rennen: "Ein Satz Reifen kostet 1000 Euro und ist nach dem Rennen nicht mehr zu gebrauchen. Dazu kommen häufig eine Teilnahmegebühr von 650 Euro und das Benzingeld. So sind schnell 2500 Euro weg", rechnet Drümmer vor. Der Plan der Stormarner, künftig häufig an noch kostenintensiveren Veranstaltungen teilzunehmen, ist ohne Sponsoren nicht zu realisieren. Für zwei Tage tauschte Drümmer das Lenkrad gegen den Laptop, bis die Internetseite fertig war. Auf http://rallyeteam-druemmer.jimdo.com werben die beiden nun um Unterstützung.

An den Rennen im kleineren Kreis möchten die Stormarner aber weiterhin regelmäßig teilnehmen. "Uns würde die Atmosphäre fehlen", so Drümmer, für den die anderen Fahrer keine Konkurrenten, sondern in erster Linie "eine zweite Familie" sind. Dem Gewinner ist die aufrichtige Anerkennung der anderen gewiss und der Zweitplatzierte fährt nicht traurig nach Hause. "Es geht nicht nur um das Fahren. Rallye ist für mich auch Spaß und Geselligkeit."