Sandra Mäckelmann von der LG Reinbek-Ohe gewinnt Gold bei Landesmeisterschaft. Sie verbessert Bestleistung im Weitsprung und über 800 Meter

Oststeinbek. Sandra Mäckelmann fand im Startblock die optimale Position. Die 21-Jährige entwickelte ihren Tunnelblick - blendete Publikum und Gegner vollständig aus - und fokussierte sich auf die vor ihr liegende 60-Meter-Hürden-Strecke. Von dem grellen Pfeifton, der in Sekundenschnelle dem Startsignal folgte und einen Fehlstart ankündigt, nahm die Mehrkämpferin der LG Reinbek-Ohe keinerlei Notiz. "Ich habe davon erst im Zieleinlauf erfahren. Es war ein technischer Fehler, der das Signal auslöste", sagte sie. Der Veranstalter reagierte: Jede Athletin bekam eine zweite Chance. Mäckelmann verzichtete - sie war mit ihrer Zeit von 9,47 Sekunden zufrieden.

Es war bei den gemeinsamen Hallen-Landesmeisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein der Auftakt eines erfolgreichen Fünfkampfes der Frauen, der für die 21-Jährige mit dem Gewinn der Goldmedaille endete. Und während Mäckelmann den Hürdenlauf hinter der für den Hamburger Leichtathletikverband startenden Nira Marie Mählmann (Hamburger SV, 9,27 Sekunden) als Zweite abschloss, ergatterte sie sich nach der zweiten Disziplin - dem Hochsprung - die Führung und gab diese nicht mehr her. Am Ende eines langen Wettkampftages erreichte sie 3537 Punkte - 211 mehr als Mählmann.

Die Oststeinbekerin, die an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg im ersten Semester Maschinenbau studiert, geriet zu Beginn der zweiten Disziplin erst richtig in Wettkampfstimmung. "Hochsprung und Kugelstoßen liegen mir einfach", sagte die 1,83 Meter große Mäckelmann, die in beiden Disziplinen von ihrer Körpergröße profitierte. "Beim Kugelstoßen hat man als hoch gewachsene Sportlerin eine bessere Hebelwirkung", sagte sie. Den Hochsprungwettbewerb entschied die Oststeinbekerin überlegen für sich. Mit übersprungenen 1,66 Metern bestätigte sie ihre Bestleistung aus dem vergangenen Jahr, aufgestellt ebenfalls in der Hamburger Leichtathletik-Halle.

Im Kugelstoßen beförderte Mäckelmann das vier Kilogramm schwere Sportgerät bereits im zweiten Durchgang auf die spätere Siegesweite von 11,81 Metern. Mäckelmann zeigte sich jedoch enttäuscht: "Ich hatte mit einem Wurf jenseits der Zwölf-Meter-Marke gerechnet, da meine persönliche Bestleistung in der Halle bei 12,23 Metern liegt", sagte die 21-Jährige. Doch schon zu Beginn des Weitsprungs verbesserte sich ihre Stimmung schlagartig: 5,44 Meter verkündete die Anzeigetafel nach ihrem ersten Versuch - eine Weite, die Mäckelmann bisher noch nie gesprungen war.

Die abschließende Disziplin, der Lauf über 800 Meter, stößt bei der Oststeinbekerin eher auf wenig Gegenliebe. Doch diesmal warf sie noch einmal alles in die Waagschale: "Ich durfte mir mit einer schlechten Zeit nicht noch das Gesamtergebnis verderben", so Mäckelmann. Sie bewies taktische Cleverness: Lange Zeit schonte sie ihre Kräfte und lief im Windschatten der führenden Mählmann, um dann nicht nur auf den letzten 250 Metern an ihr vorbeizuziehen, sondern auch in 2:38,95 Minuten eine neue Bestzeit aufzustellen.

Freizeit ist bei Mäckelmann ein kostbares Gut - vier bis fünf Mal steht bei ihr Training auf dem Wochenplan. Sollte es die knapp bemessene Zeit zulassen, liest sie viel - bevorzugt historische Romane. "Obwohl mich in der Schule das Fach Geschichte nie wirklich interessiert hat", so die Studentin, die als 17-Jährige während eines High-School-Jahres in Rochester im amerikanischen Bundesstaat Minnesota nicht nur ihre Englischkenntnisse verbesserte. "Wir haben dort auch viel Sport betrieben: Basketball, Volleyball, aber auch jede Menge Leichtathletik", sagte Mäckelmann: Nach ihrer Rückkehr in die Heimat ließ sie sich am Gymnasium Glinde von der zwölften in die elfte Klasse zurückversetzen - der Stress war zu groß. "Von da an wurde das Kind wieder normal", sagte Mutter Antje Mäckelmann, für die Sport im Leben ebenfalls einen hohen Stellenwert. Sie leitete mehrere Gymnastikgruppen beim Oststeinbeker SV, wo auch die Tochter beim Mutter-und-Kind-Turnen ihre sportliche Laufbahn begonnen hat.

Sandra Mäckelmann war nicht die einzige Stormarnerin, die in Hamburg Edelmetall gewann. Ihre Vereinskameradin Darlene Harder sicherte sich bei der weiblichen Jugend U 20 mit 2833 Punkten die Silbermedaille hinter Greta Breitländer (SG TSV Kronshagen/Kieler TB), die mit 3296 Punkten Gold gewann. Im Hochsprung übersprang Darlene 1,42 Meter und belegte nach der ersten Disziplin den zweiten Rang, den sie bis zum Ende des Wettbewerbs nicht mehr abgab. 60 Meter Hürden absolvierte sie in 9,41 Sekunden, während sie im Kugelstoßen 7,44 Meter erreichte.

Zum Abschluss gelangen ihr noch 5,05 Meter im Weitsprung und eine Zeit von 2:43,13 Minuten über 800 Meter. Vereinskameradin Svea Böge kam im Mehrkampf der weiblichen Jugend U 16 mit 2479 Punkten auf den fünften, Kenneth Gadow vom VfL Oldesloe in der männlichen Jugend U 16 mit 3370 Punkten auf den sechsten Rang.