Bargteheider Tischtennisspieler überrascht als norddeutscher Vizemeister. Konkurrenten zollen ihm Respekt

Bargteheide. Sebastian Borchardt sparte nicht mit Anerkennung. "Er war überragend. Nie habe ich ihn besser gesehen", staunte der Zweitliga-Spieler von Hertha BSC über den Mann, der bei den Norddeutschen Tischtennis-Meisterschaften in Hamburg alle verblüffte.

Christian Velling errötete leicht bei diesen Lobeshymnen. Dann stieg er lächelnd aufs Podest und ließ sich von Wolfgang Behrens, Präsident des norddeutschen Tischtennis-Verbandes, die Silbermedaille um den Hals hängen. Mit seinem zweiten Platz unter 24 Teilnehmern in der Einzelkonkurrenz der Herren erfüllte sich der Regionalliga-Spieler des TSV Bargteheide schon wieder den Traum vom Start bei den Nationalen Titelkämpfen. Nach 2010 in Trier und 2011 in Bamberg mischt sich der 22-Jährige auch 2013 in das Stelldichein der Asse aus dem leistungsstärksten Land des Kontinents ein, Schauplatz ist erneut Bamberg.

Velling begleitet damit Deniz Aydin, der vorab qualifiziert war und deshalb auf seinen Start im Sportcentrum Sachsenweg verzichtete. In die Fußstapfen des Norddeutschen Meisters von 2010 bis 2012 aus den Reihen des SV Siek trat Landesmeister Hartmut Lohse (TSV Schwarzenbek), dem Velling nach einer 1:4-Niederlage im Finale neidlos zum ersten Platz gratulierte. Vizemeister im Doppel an Sebastian Borchardts Seite wurde Daniel Schildhauer von Oberliga-Tabellenführer TTG 207.

Dabei schien der Karriere-Zenit von Velling, der 2005 Deutscher Schüler-Vizemeister war, schon überschritten zu sein. Beim SV Siek in drei Jahren Zweite Liga Nord kam er über den Status des talentierten, aber nervlich anfälligen Mitläufers nicht hinaus. Zum TSV Bargteheide zurückgekehrt, musste er Landes-Vizemeister Ole Markscheffel die Rolle des Anführers überlassen. Nachdem er aber vor zwei Wochen seine Ausbildung zum Bankkaufmann erfolgreich beendete und von seinem Arbeitgeber in den Wunschberuf übernommen wurde, ist der Kopf wieder frei für den Sport. "Ich habe Selbstvertrauen, Spaß und lasse so rasch keinen Druck mehr an mich herankommen", sagt Velling über Velling.

Mehrfach kreuzten in Hamburg bisherige "Angstgegner" seinen Weg, nicht allen war er gewachsen. Nach Erfolgen über Felix Schümann ((FT Eiche Kiel/4:1) und Markus Hilker (Füchse Berlin/4:2) endete das Endspiel um den Gruppensieg jedenfalls mit einer 1:4-Niederlage gegen Schildhauer. Umso lockerer wirkte Velling am zweiten Turniertag, als er nach Martin Dietrich (Füchse Berlin/4:2) und Fabian Moritz (Hamburger SV/4:1) auch Borchardt, den Vizemeister des Vorjahres, mit 4:3 (7:11, 14:12, 9:11, 11:6, 8:11, 11:8, 11:6) das Nachsehen gab.

"Christian spielte wie entfesselt", heißt es auf der Internetseite des Hamburger Verbandes. Als die Bargteheider am 12. Januar den Füchsen 4:9 unterlagen, hatte sogar Ole Markscheffel gegen Dietrich kapituliert. Borchardt gilt nach wie vor als versierter Spieler im oberen Paarkreuz der zweithöchsten Spielklasse. Über allen aber thronte Hartmut Lohse, der seiner Position als zweiter Favorit neben Borchardt schließlich auch gegen Velling gerecht wurde.

Zwei Personen fehlten Christian Velling in Hamburg. Neben der Freundin, die noch einige Zeit in Australien weilt, vermisste er auch Doppelpartner Ole Markscheffel. Das Landesmeister-Doppel platzte, weil der jüngere der Markscheffel-Brüder den Termin absagte und sich lieber aufs Abitur vorbereitete. Mit Torben Markscheffel erwischte Velling zunächst ein Freilos, um dann gegen Dietrich und dessen Teamkollegen Phong Le Trung beim 0:3 chancenlos zu sein.

Umso entschlossener sind die Bargteheider nun, in den bevorstehenden Heimspielen am Sonnabend um 16 Uhr gegen den TTS Borsum II und am Sonntag um 13 Uhr gegen den SV Siek II die Weichen auf Klassenerhalt in der Regionalliga zu stellen. Schafft es Velling erneut, den Druck zu ignorieren?

Torben Markscheffel hat den Einzug in die Hauptrunde verfehlt, Schildhauer unterlag in der ersten Hauptrunde Daniel Cords (SV Siek/2:4), der dann wiederum an Sebastian Stürzebecher (TTC Düppel/2:4) im Viertelfinale scheiterte. Schildhauer und Borchardt boten ein souveränes Halbfinale gegen Dietrich/Trung (3:1), dann aber erwiesen sich Hartmut Lohse und Fabian Moritz beim 0:3 als deutlich zu stark.