Die deutsche Floor-Hockey-Nationalmannschaft kehrt mit Edelmetall von den Special Olympics in Südkorea zurück. Sieben Ammersbeker waren dabei.

Ammersbek. Die olympischen Winterspiele für Menschen mit geistiger Behinderung in Pyeongchang hatten noch gar nicht richtig begonnen, da flogen den Stormarnern bereits die südkoreanischen Herzen zu. Die deutsche Floor-Hockey-Nationalmannschaft, darunter sieben Athleten des Hoisbütteler SV, wendete sich vor dem Beginn ihres Testspiels gegen Malaysia geschlossen dem Publikum zu, der linke Arm verschränkte sich vor der Brust, der rechte kreiste durch die Luft. Die Zuschauer erkannten sofort den Tanz zu dem Welthit ihres Landsmannes Psy: Gangnam Style. Es sollte nicht die letzte Aufführung der Deutschen bleiben. Als sie eine Woche später zusätzlich zu den Sympathien die Bronzemedaille gewonnen hatten, wurde auch der Mannschaftsbus zur Bühne.

Das Abenteuer "Special Olympics" geht als ein großer Erfolg in die Geschichte des Hoisbütteler SV und seiner Integrationssportsparte ein. Den Athleten, dem Leiter der Abteilung, Christian Schirrmacher, und der zum Trainerstab gehörenden Angelika Seifert bleiben neben unvergesslichen Erinnerungen an Land, Leute und die sportliche Großveranstaltung im Veranstaltungsort der olympischen Winterspiele 2018, olympisches Edelmetall. Um bei der Siegerehrung die bronzene Plakette zu erhalten, hatte die Mannschaft, die nach den sogenannten Klassifizierungsspielen in eine mittlere Leistungsklasse eingestuft worden war, aber erst vor allem ihre psychische Stärke unter Beweis stellen müssen.

Drei quälende Stunden lagen zwischen dem deutlich verlorenen Halbfinale gegen Costa Rica (1:7) und dem abschließenden Spiel um Platz drei gegen Venezuela. Die Deutschen versuchten sich mit Spaziergängen durch Pyeongchangs Sonnenschein die Zeit zu vertreiben - und triumphierten schließlich mit 13:1. Schirrmacher, der in seinem zusätzlichen Amt als Headcoach mitgereist war, ist immer noch beeindruckt: "Es war eine tolle Leistung, wie die Mannschaft die Niederlage im Halbfinale abgehakt hat."

Bei der anschließenden Feier belohnten sich die Minderjährigen mit Cola, für die Älteren gab es koreanisches Bier, das den norddeutschen Geschmack deutlich besser traf, als die südkoreanische Spezialität Kimchi. Alle probierten den eingelegten Weißkohl und "alle waren sich einig, dass man das nicht essen muss", sagt Schirrmacher lachend. Vermochte die landestypische Kost nicht zu überzeugen, so waren die Ammersbeker begeistert von der Organisation und Gastfreundschaft der Südkoreaner. "Uns wurde stets ein Dolmetscher beiseite gestellt", erzählt Schirrmacher. Die Mannschaft kam Einladungen zu einer katholischen Messe und der deutschen Botschaft in Seoul nach.

Längst erfährt der Hoisbütteler SV eine breite Aufmerksamkeit für sein Konzept "Inklusionssport - Sport für alle." Die sportlich messbaren Erfolge bei der Sommervariante des Eishockeys - es wird in der Halle und mit einem Filzring anstatt des Pucks gespielt - sorgen für ein zusätzliches Echo. "Ich bin sehr glücklich darüber", sagt Schirrmacher. "So können wir zeigen, was ja immer noch nicht alle wissen: Menschen mit Behinderung gehören in die Sportvereine und in die Gesellschaft."

Am Mittwoch erwartet Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig die Stormarner in Kiel. Andere hatten es eiliger: Bundeskanzlerin Angela Merkel verabschiedete die gesamte deutsche Delegation nach Südkorea. Während der Special Olympics reiste der 1. Vorsitzende des Gesamtvereins, Udo Heck, nach Berlin, wo Joachim Gauck den goldenen Stern des Sports auf nationaler Ebene verlieh - auch der Hoisbütteler SV war nominiert. Heck beantwortete viele Fragen eines interessierten Bundespräsidenten.

Auch die Empfangsfeier der Gemeinde Ammersbek liegt bereits zurück, rund 100 Gäste hießen die Sportler nach ihrer Rückkehr in die Heimat willkommen. Nicht, dass die Medaillengewinner es dort noch nötig gehabt hätten, um Sympathien zu werben. Doch sicherheitshalber wendeten sie noch einmal das bewährte Konzept an: Der linke Arm verschränkte sich vor der Brust, der rechte kreiste durch die Luft.