29 Jahre alter Leichathletiktrainer vom Ahrensburger TSV übernimmt Job als Landestrainer in Baden-Württemberg. In Ulm entsteht ein Leistungszentrum für Mehrkämpfer

Ahrensburg Im dichten Gedränge eines Hamburger Weihnachtsmarktes erhielt Christopher Hallmann via Smartphone ein Geschenk der besonderen Art: Cheick-Idriss Gonschinska, Cheftrainer des Deutschen Leichathletik-Verbandes (DLV), bot dem 29-Jährigen vom Ahrensburger TSV den Job als Landestrainer in Baden-Württemberg an. Notgedrungen notierte Hallmann sich einige Details auf die Rückseite einer Würstchenpappe. "Das ist mein Traumjob", jubelte er anschießend und umarmte seine Schwester Jessica.

Die Entwicklung schritt zügig voran: 14 Tage später handelte Hallmann im Olympiastützpunkt Stuttgart bereits seine Vertragsbedingungen aus. Mit Erfolg: Am 1. März wird er in Ulm sein neues Aufgabengebiet als Landestrainer der Zehn- und Siebenkämpfer übernehmen.

Der in Hamburg lebende ehemalige Mehrkämpfer trat im Oktober 2009 der Leichathletiksparte des Ahrensburger TSV bei. "Ich habe dem ATSV viel zu verdanken und werde auch weiterhin Mitglied bleiben", versprach er im Hinblick auf den bevorstehenden Umzug in die baden-württembergische Universitätsstadt.

Im April des vergangenen Jahres gab der 29-Jährige aus gesundheitlichen Gründen offiziell das Ende seiner aktiven Mehrkampf-Laufbahn bekannt. "Ich sah keine Perspektive, nach meiner schweren Schambeinentzündung erneut an die 8000er-Punkte-Marke im Zehnkampf heranzukommen", so Hallmann. Ein kleiner Trost bleibt ihm: Sein Titelgewinn 2004 bei den Deutschen-Zehnkampf-Meisterschaften (8045 Punkte) im oberbayerischen Vaterstetten wird für ewig in den Annalen des DLV verankert bleiben. Den größten Erfolg im Dress der Stormarner erzielte der 29-Jährige vor gut drei Jahren bei den deutschen Hallenmehrkampfmeisterschaften in Frankfurt: Er gewann den Titel im Siebenkampf (5859 Punkte).

Parallel zu seiner eigenen sportlichen Karriere baute sich Hallmann in den vergangenen vier Jahren ein zweites Standbein auf. Als Athletiktrainer übernahm er die Betreuung von elf in Hamburg wohnenden deutschen Hockey-Nationalspielerinnen und steuerte ihre komplette Olympiavorbereitung. In gleicher Funktion feierte er nationale und internationale Erfolge im Hockeysport mit der Herren- und Damen-Bundesligamannschaft des Hamburger Club an der Alster.

Sein letztes großes Projekt in Kooperation mit dem Ahrensburger TSV fand erst kürzlich ein vorzeitiges Ende: Hallmann übernahm vor gut sechs Monaten in hauptverantwortlicher Mission das Training des amerikanischen Zehnkämpfers Michael Morrison - mit der Zielvorgabe, die Qualifikation für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2013 in Moskau zu erreichen. Nach Absprache mit Hallmann kehrte Morrison über die Weihnachtstage in die USA zurück - er wollte im Bundesstaat Tennessee unter Anleitung von Timothy Mack an seiner Stabhochsprungtechnik feilen.

Eine alte Knieverletzung stoppte das Vorhaben. Mack, Olympiasieger von 2004 im Stabhochsprung, riet seinem Landsmann aufgrund der hohen körperlichen Belastung beim Zehnkampf die Disziplin zu wechseln und sich in der Heimat nur noch auf den Stabhochsprung zu konzentrieren. "Michael hat deshalb eine Rückkehr nach Deutschland vorerst ausgeschlossen", sagte Hallmann. Der zukünftige Landestrainer von Baden-Württemberg freut sich auf seine neue Aufgabe. "Das Konzept des DLV ist langfristig angelegt. In Ulm wird ein Leistungszentrum für Deutschlands beste Mehrkämpfer entstehen", so der 29-Jährige.

"Der Verband stellt jeweils zwei Trainer zu einem sogenannten Kompetenzteam zusammen. Sie sollen ihr theoretisches und praktisches Know-how für die Leistungsförderung ambitionierter Athleten einbringen." Mit Stefan Press (SSV Ulm) wartet in Ulm ein guter Freund auf den Mann vom Ahrensburger TSV - beide werden gemeinsam eines der Teams bilden. "Wir wollen den Mehrkampf in Deutschland weiter nach vorn bringen. Wer andere für die Königsdisziplin der Leichathletik entflammen will, muss selber brennen", sagte Hallmann.

Um sich selbst zu motivieren, liest der 29-Jährige mit Vorliebe Sportlerbiografien - zurzeit verschlingt er die des ehemaligen Tennisprofis Andre Agassi. Mit dem Abschied von Hallmann und Morrison, aber auch dem Wechsel von Matthias Prey und Sascha Riebeling zum SC Rönnau scheint das Kapitel Mehrkampf beim Ahrensburger TSV vorerst auf Eis gelegt zu sein. "Wir haben 2010 ein Projekt für drei Jahre ins Leben gerufen, durch das wir mit Unterstützung unseres Landestrainers Hinrich Brockmann den Mehrkampf beim Ahrensburger TSV fördern wollten. Diese drei Jahre sind nun abgelaufen", sagte Michael Brackenwagen, Abteilungsleiter der Leichathletik-Sparte. "Natürlich wäre es auch für unseren Verein von Vorteil gewesen, wenn die Zusammenarbeit mit dem einen oder anderen Athleten noch länger angehalten hätte."

In der Zwischenzeit hat Brackenwagen die Ziele seiner Abteilung neu definiert: Man wird sich in Zukunft verstärkt den jungen Mehrkampftalenten aus den eigenen Reihen zuwenden und sie entsprechend fördern.