Das Tennistalent Florian Kraus gewinnt als 13-Jähriger in Lübeck den U-16-Bezirkstitel. 13 Asse entscheiden das Finale.

Glinde. "Passwort ungültig" - zum wiederholten Mal schlägt der Einlog-Versuch in den Laptop fehl. "Wie wird der Name noch mal geschrieben?", fragt Swantje Kraus ihren Sohn. Der 13-jährige Florian wirkt leicht genervt, während er Buchstabe für Buchstabe langsam aufsagt: "N-o-v-a-k-d-j-o-k-o-v-i-c." Wann endlich kann sich seine Mutter den Namen des derzeit weltbesten Tennisspielers merken, fragt er sich nicht das erste Mal.

Florian würde später gern einmal in die Fußstapfen Novak Djokovics treten. Und während der serbische Weltklassespieler bei den Australian Open im Finale Andy Murray vom Platz fegte, gab sich das Tennistalent vom TSV Glinde bei den Hallen-Bezirksmeisterschaften Süd des Tennisverbands Schleswig-Holstein in Lübeck alle Mühe, seinem großen Idol nachzueifern. Mit Erfolg: Als 13-jähriger spielte Florian sich in der nächsthöhere Altersklasse (U 16) mühelos bis ins Finale vor. Dort traf er auf Marc Hadeler vom LBV Phönix, den er ohne große Anstrengung mit 6:0, 6:2 nach Hause schickte. "Meine Aufschläge kamen diesmal recht gut", sagt Florian, dem im Endspiel 13 und im Halbfinale 15 Asse gelangen.

Vor knapp vier Jahren stand der Siebtklässler des Gymnasiums Glinde vor einer großen Entscheidung. "Tennis oder Fußball, beides zusammen ging zeitlich nicht mehr", sagt Florian, der seinerzeit beim TSV Glinde die Fußballschuhe schnürte. Er entschied sich für Tennis, obwohl mit dem Hamburger Sport-Verein ein großer Fußballclub an ihm Interesse zeigte und ein Termin für ein Probetraining feststand. " Der zeitliche Aufwand beim Fußball war mir zu hoch", sagt der 13-Jährige. Eine Entscheidung, über die im Nachhinein auch Ole Wiederhold als Bezirkstrainer glücklich ist. "Florian ist unser Aushängeschild. Er ist nicht nur physisch sondern auch psychisch sehr weit", sagt der Trainer vom TSV Glinde.

Florian liest gern Bücher. Oder besser gesagt - er verschlingt sie. "Wenn ich ein spannendes Buch in der Hand habe kann es vorkommen, dass ich die Nacht durchlese", so der 13-Jährige. "Lesen entspannt mich ungemein, was allerdings vor einem Tennismatch nicht gerade förderlich ist." Deshalb hat Florian sich vor einem Turnier ein Leseverbot auferlegt. "Ich greif lieber zum Basketball oder mach ein paar Übungen auf dem Trampolin", sagt der 13-Jährige. So komme er in die notwendige Spiellaune.

Wie viele Jungen in seinem Alter schaut Florian sich gern Actionfilme wie "Stirb Langsam" mit Bruce Willis an. Seine Mutter schränkt ein: "Aber nur im Beisein von meinem Mann oder mir, denn die Filme sind erst ab 16 Jahren freigegeben", sagt Swantje Kraus. Das Argument ihres Sohnes, dass er bereits in der Altersklasse U 16 Tennis spiele, lässt sie nicht gelten.

Vier weitere Stormarner Tennistalente durften sich über den Titel bei den Bezirksmeisterschaften freuen: Die an Nummer eins gesetzte Anna Behnck (THC Ahrensburg) erreichte mühelos das Finale der Juniorinnen U 16 und traf dort auf Ann-Elen Mey (TK Mölln). In einem hart umkämpften Match behielt die Stormarnerin mit 6:7, 6:2, 10:3 die Oberhand. Im Spiel um Platz drei behauptete sich Sahra Ulusoy (TF Ahrensfelde) mit 6:2, 6:0 gegen Lucia Mielke (TC Siek). Elisa Scholz (TF Ahrensfelde) dominierte den Wettbewerb bei den Juniorinnen U 14: Mit einem glatten 6:0, 6:0-Sieg fegte sie im Finale Cora Remer (TSV Glinde) vom Platz.

Wiederhold zeigte sich mit den Leistungen seiner beiden Schützlinge zufrieden: "Anna spielt schon länger auf einem sehr ordentlichen Niveau. Elisa hat im Finale ihre wahren Qualitäten gezeigt", sagte der Bezirkstrainer.

Bei den Juniorinnen U 12 sorgte Anna Bögner (TF Ahrensfelde) für eine kleine Überraschung: Als ungesetzte Spielerin stieß sie bis in das Endspiel vor. Dort lieferte sie sich mit Anna Kasper (TSV Glinde) ein packendes Duell, das Anna Bögner denkbar knapp mit 1:6, 6:4, 10:8 für sich entschied. "Das war ein Herzschlagfinale. Beide Spielerinnen spielten auf einem absolut gleichwertigen Niveau", so Wiederhold. Im "kleinen Finale" um Platz drei setzte sich Feline Klisch (TSV Trittau) mit 6:2, 6:3 gegen Liza Hinrichs (TSV Glinde) durch. Noma Akugne (TSV Glinde) gewann das U-10-Finale mit 4:2, 4:2 gegen Helen Dudda (TV BW Ratzeburg). Bei Noma sehe er aufgrund ihrer Motorik ein großes Potenzial, sagte Wiederhold.

Der bei der männlichen Jugend U 10 an eins gesetzte Felix Lampe (THC Ahrensburg) unterlag im Finale der Nummer zwei Noel Bartz (TV BW Ratzeburg) mit 1:4, 1:4. Bei den Junioren U 14 erreichte Jan Poth (THC Ahrensburg) als ungesetzter Spieler das Finale - und unterlag dort der Nummer eins Theo Scharnweber (TV BW Ratzeburg) mit 3:6, 2:6.