Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zum Sportler des Jahres 2012 vor. Heute: Die Fußballer des SSC Hagen Ahrensburg.

Ahrensburg. "Was wir erlebt haben, wird es in den nächsten 100 Jahren wohl nicht mehr geben", sagt Fußballtrainer Georg Jobmann. Er spricht von dem sportlichen Höhenflug des SSC Hagen Ahrensburg im Allgemeinen: Da war nach nur zwei Jahren Verbandsliga schon der Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga, und dann der Triumph im Kreispokalwettbewerb. Und dann spricht er im Besonderen von vielen einzelnen Geschichten.

Jobmann, der zum Ende der vergangenen Saison sein Amt als Übungsleiter abgab, verfällt sogar in einen leichten Erzählton, wenn er sich an eine dieser Geschichten erinnert. Am 27. Spieltag bekam der SSC zum Spiel bei RW Moisling so gerade eine Elf zusammen, doch kurz vor der Pause beim Stand von 1:1 verletzte sich der einzige gesunde Torwart Robert Block. Mit Daniel Lantz musste ihn ein Feldspieler ersetzen. Und der hielt nicht nur das eigene Tor sauber, sondern mit einem verwandelten Elfmeter zum 2:1-Sieg die Mannschaft auf Aufstiegskurs.

In Notsituationen wie diesen erwies sich immer wieder der Teamgeist als entscheidendes Plus der Hagener, die sich ihren Zusammenhalt bis heute bewahrt haben. Als Abstiegskandidat in die laufende Spielzeit gegangen, überrumpelten sie manchen Favoriten und belegen unter dem neuen Trainer Jan Jakobsen als Überraschungsmannschaft den sechsten Tabellenplatz.

Den Grund für diese größte Stärke der Mannschaft sieht Jobmann in der Jugendarbeit des Vereins, denn Geld bekommen die Spieler nicht, Neuzugänge gibt es wenige. "Wir haben der Konkurrenz gezeigt, dass man auch mit anderen Mitteln Erfolg haben kann", sagt der 63-Jährige. Mehrere Leistungsträger lehnten Angebote von klassenhöheren Vereinen ab. "Und wer doch ging, kam nach einem halben Jahr wieder zurück." Der Star ist die Mannschaft. So fällt es dem heutigen Coach des SC Elmenhorst (Kreisliga) auch schwer, einzelne aus dem Kollektiv herauszuheben. "Block hat sich toll entwickelt" sagt er. "Erik Lembke war zudem als Kapitän sehr wichtig." Und Teil einer weiteren der vielen Geschichten, die sich Anfang Mai ereignete.

Der SSC stand am Tag der Arbeit im Oldesloer Travestadion im Finale um den Kreispokal gegen den SV Preußen Reinfeld. Es entspann sich ein nicht enden wollendes Elfmeterschießen. Fast jeder Spieler musste zweimal antreten - Lembke, dessen Frau hochschwanger war, verschoss zweimal. Einmal scheiterte er am Torwart "und den anderen Ball habe ich nach Bargteheide gejagt", erinnert sich der 26-Jährige. Die Ahrensburger gewannen schließlich mit 18:17. Statt mit seinen Mannschaftskameraden den Triumph und in seinen Geburtstag hinein zu feiern, hielt sich Lembke die nächsten 48 Stunden im Krankenhaus auf - und wurde am 3. Mai Zeuge der Geburt seiner Tochter Leni.

Der erste Pokalsieg der Vereinsgeschichte war so etwas wie ein letztes Signal zum Aufbruch in die höhere Spielklasse. Die Ahrensburger zogen als Tabellenzweiter in die Aufstiegsrunde ein. Dort legten sie allerdings einen denkbar ungünstigen Start hin. Auf das unglückliche 2:4 bei TuRa Meldorf folgte ein enttäuschendes 1:1 gegen den PSV Neumünster. Als sie im letzten Spiel zur Halbzeit gegen den TSV Schilksee mit 0:1 zurücklagen, war der Aufstieg in weite Ferne gerückt. Doch Vincent Janelt und Rico Pohlmann drehten die wichtigste Partie des Jahres noch um.

Nicht nur die beiden Torschützen sind dem Club erhalten geblieben. Alle Ahrensburger, die damals auf dem Spielbericht standen, zählen noch heute zum Kader. "Ich habe eine Mannschaft mit einem tollen Zusammenhalt übernommen", schwärmt Jobmanns Nachfolger Jakobsen über seine jungen Schützlinge, deren letzte Geschichte noch nicht geschrieben sein soll.