867 Läufer gingen beim 35. Breitensportspektakel des SSC Hagen Ahrensburg an den Start. Das bedeutet einen leichten Teilnehmerrückgang.

Ahrensburg. Fynn Sänger erkennt seine Chance und greift an. Lange Zeit hielt sich der 13-Jährige vom TSV Bargteheide im Windschatten des führenden Jonas Kelb. Dann mobilisierte Fynn seine letzten Kräfte und setzt sich vor seinen ein Jahr älteren Freund und Vereinskameraden. Mit gut drei Sekunden Vorsprung überquert er kurz darauf die Ziellinie - gewinnt beim 35. Lümmellauf des SSC Hagen Ahrensburg in 7:08,20 Minuten das 2000-Meter-Rennen der Schüler. Noch verschwendet Fynn keinen Gedanken an den "Hagener Lümmel" - eine extra für diesen Volkslauf hergestellte überlange Bockwurst, die jeder Läufer im Ziel erhält.

Es ist kalt auf dem Schulhof am Dänenweg, deshalb macht er sich zunächst auf die Suche nach seiner wärmenden Jacke. "Die Strecke war sehr gut zu laufen. Ich freue mich über den Erfolg, hatte allerdings auch mit einem der vorderen Ränge gerechnet", sagt der Achtklässler des Kopernikus-Gymnasiums Bargteheide. Bis zu achtmal pro Woche trainiert Fynn bei den Bargteheider Triathleten. Lässt es seine knapp bemessene Freizeit zu, greift er zum Saxophon oder widmet sich einem weiteren Hobby - dem Modellhelikopterfliegen.

"Ich gönne Fynn den Sieg. Ein wenig enttäuscht bin ich dennoch", sagt Jonas im Hinblick auf das verlorene Duell gegen seinen Schulkameraden, mit dem er mehrmals in der Woche zusammen trainiert. Manchmal absolviert Jonas seine Laufeinheiten aber auch in Begleitung seiner Kromfohrländerhündin Abraxa. Der Job hinter der Kamera ist ein weiteres Hobby des 14-Jährigen aus Bargfeld-Stegen. Er sagt: "Ich drehe gern kurze Filme für Schulprojekte oder private Zwecke."

Julia Hey komplettiert als schnellstes Mädchen über 2000 Meter den Triumph für den TSV Bargteheide. 7:50,0 Minuten benötigte die Schülerin des Gymnasium Eckhorst. Die 13-Jährige ließ sogar einen Großteil der männlichen Konkurrenz hinter sich und belegte im Gesamtklassement einen beachtlichen vierten Platz. "Meine Vorjahreszeit konnte ich um gut zehn Sekunden verbessern", sagt die Bargteheiderin, die wie Fynn eine musische Ader hat und seit einigen Jahren Klavierunterricht nimmt. "Fynn, Jonas und ich haben Josef Dankelmann viel zu verdanken", sagt Julia und verweist auf die Verdienste des Landestrainers der Triathleten Schleswig-Holsteins.

867 Läufer und Läuferinnen überquerten bei der 35. Auflage des Hagener Lümmellaufes die Ziellinie. "Wir haben gegenüber dem Vorjahr einen leichten Rückgang zu verzeichnen", sagt Peter Waterstradt. Der 70-Jährige gehört seit 25 Jahren zum Organisationsteam. "Die kalte Witterung und die Umbauten an dem Schulgebäude haben uns einige Meldungen gekostet." Duschen und Umkleideräume standen den Sportlern in diesem Jahr nicht zur Verfügung. "Es gab erfreulicherweise keinerlei Beschwerden oder Verletzungen", so Waterstradt.

Bis vor gut fünf Wochen stand der Streckenverlauf für die beiden langen Strecken wegen der teilweise morschen Moorwanderbrücke in Frage. Auf Drängen des SSC Hagen gestattete die Stadtverwaltung schließlich die Überquerung - allerdings nur unter Auflagen. "Die Läufer mussten im Schritttempo die Brücke überqueren", sagt Waterstradt.

"Bis auf wenige Ausnahmen hielten sich alle Läufer an die Beschränkung", sagt der Organisator, der aber auch wie im Fall des sechsjährigen Neo Stölken stets ein offenes Ohr für die kleinen Probleme hatte. Familie Stölken aus Großhansdorf traf erst kurz vor Start des 1000-Meter-Schülerlaufes ein. Vater Christian heftete seinem Sohn Neo versehentlich die falsche Startnummer an das Trikot. "Im Ziel kullerten große Tränen", erzählt Christian Stölken. "Die elektronische Zeitmessung konnte Neo keiner Startnummer zuordnen." Der sechsjährige stand mit leeren Händen da, während sein zwei Jahre älterer Bruder Tom als Viertplazierter stolz seine Urkunde festhielt. Waterstradt nahm sich des Problems an - kurze Zeit später erhielt auch Neo seine eigene Urkunde.

Der Lümmellauf ist beliebter Treffpunkt vieler Stormarner Laufgruppen. "Vor gut fünf Jahren lernten wir uns während eines Einsteigerkurses für Laufanfänger in der Volkshochschule Ahrensburg kennen", sagt Martina Himmelsbach. Seitdem nehmen sie regelmäßig an Laufveranstaltungen teil.

Aber wie kam der Hagener Lauf eigentlich zu seinem Namen - Jürgen Krüger vom Team Lümmellauf kennt die Antwort: "Ein ortsansässiger Schlachter produzierte speziell für diese Veranstaltung eine extra lange Wurst. Als einer der Läufer diese sah, fragte er verwundert: "Was ist das denn für ein Lümmel" - damit war der Lümmellauf geboren.

Bennet Punzius (TSV Trittau) siegte im 1000-Meter-Schülerlauf vor der zweitplazierten Maila Sievers (Ahrensburger TSV). Über die 5300 Meter setzte sich Stina Mick (TSV Bargteheide) als beste Läuferin durch, der Ammersbeker Nils Grigoleit (Hamburger Laufladen) überlief als zweiter männlicher Läufer die Ziellinie.

Über die 9700 Meter dominierten Stephan Bergermann und Bettina Lange (beide TSV Bargteheide). Dietlinde Schosnig (SV Großhansdorf) erwies sich als schnellste Starterin über 19.000 Meter, Vereinskamerad Udo van Stevendaal lief als zweiter männlicher Läufer durchs Ziel.