Die seit 56 Kreisligaspielen unbesiegten Fußballer gewinnen den Rudi-Herzog-Pokal. Finalsieg im Neunmeterschießen gegen den SV Eichede.

Bad Oldesloe. Spätestens in den letzten 25 Sekunden des Endspiels wurde deutlich, welchen Stellenwert das Hallenturnier um den Rudi-Herzog-Pokal bei den teilnehmenden Mannschaften genießt. Als gegen die Schleswig-Holstein-Liga-Fußballer des SV Eichede kurz hintereinander zwei Zeitstrafen verhängt wurden, kochten die Emotionen hoch. Plötzlich ging es für den Favoriten nur noch darum, sich in doppelter Unterzahl gegen den zwei Klassen tiefer spielenden VfL Tremsbüttel in das Neunmeterschießen zu retten - was gegen den nervösen Gegner auch gelang. "In dieser Phase sah man, dass die Spieler hinter den Ohren noch die Vereinsfarbe tragen", sagte der Trainer der in Grün gekleideten Tremsbütteler, Marco Schier. Für mehr Kritik gaben ihm seine Schützlinge aber keinen Raum. Minuten später reckte Kapitän Ralf Ziemann den Pokal in die Höhe.

Bei vielen der knapp 400 zahlenden Zuschauer in der Oldesloer Stormarnhalle galt der Spitzenreiter der Kreisliga Stormarn von Beginn an als Geheimfavorit. Die Mannschaft schwimmt auf einer Erfolgswelle, gewann all ihre 16 Ligaspiele. Seit nunmehr 56 Partien ist der VfL Tremsbüttel ungeschlagen. Dass es im Finale gegen den bis dahin souverän durch das Turnier marschierten SV Eichede zum Erfolg reichte, war dennoch eine Überraschung - und umso größer der Jubel auf der einen und der Frust auf der anderen Seite. "Die Mannschaft hat gezeigt, was sie kann. Heute Abend werden wir alle zusammen feiern", freute sich Schier, während Eichedes Benedict Kummerfeldt den Preis für den besten Torjäger des Turniers (sechs Treffer) mit langer Miene entgegennahm.

Die einzigen Sorgen, die sich Schier im Moment macht, sind nicht fußballerischer, sondern psychologischer Natur. Dass sich der VfL den Aufstieg in die Verbandsliga noch nehmen lässt, ist kaum vorstellbar, der Klub scheint spielerisch leicht durch die Liga zu spazieren. Gedanken, die sich in der langen Winterpause auch den Akteuren aufdrängen. "Das Team auf dem Boden der Tatsachen zu halten, ist derzeit mein einziger Job", so Schier nach dem Triumph im Neunmeterschießen.

Der aus dem Spiel heraus so treffsichere Kummerfeldt eröffnete das Shootout, indem er den Kunststoffball weit über das Tor jagte. Als wenig später auch Dennis Wagner die Nerven versagten, blieb der Triumph des SVE endgültig unerfüllt - und die Miene von Oliver Zapel minutenlang versteinert. Der Trainer warf in der Stormarnhalle seine beiden Neuzugänge direkt in das kalte Wasser. Felix Hinkelmann, Bruder von Eichedes Defensivakteur Moritz Hinkelmann, ist künftig ein Kandidat für das Mittelfeld. In der Vorbereitung, in der es laut Zapel "ein Hauen und Stechen um die Stammplätze" geben wird, kann sich der erst 18-Jährige (kam von den A-Junioren des VfB Lübeck) für die erste Mannschaft empfehlen.

Dies gilt auch für Patrick Boy. Der 20-Jährige kam vom Klassenkonkurrenten FC Dornbreite Lübeck und ließ in der Halle gleich seine technischen Fertigkeiten aufblitzen. Ihm gelangen drei Treffer. Über das Angebot des Tabellenzweiten habe er nicht nachdenken müssen, so Boy. "Um den Aufstieg mitzuspielen ist eine große Chance für mich", sagte er. Auch die Ausbildung zum Marketingkaufmann, die er in diesem Sommer antritt, ist mit seiner neuen sportlichen Aufgabe vereinbar. Von seinem Wohnort Bad Schwartau braucht er nur 30 Minuten zum Ernst-Wagener-Stadion. Der Sohn polnischer Eltern kann im zentralen Mittelfeld sowohl den defensiven als auch den offensiven Part übernehmen, bekleidete in Lübeck aber auch die Flügelposition.

Für das spannendste Spiel der Vorrunde sorgten beim Rudi-Herzog-Pokalturnier die Gastgeber höchstselbst. In der entscheidenden Partie um den Einzug in das Halbfinale gelang dem VfL Oldesloe (Verbandsliga Süd-Ost) gegen den VfL Rethwisch (Kreisklasse A), der durch den 2:0-Finalsieg im Qualifikationsturnier gegen die SG Union/Grabau (ebenfalls Kreisklasse A) den Sprung in das Hauptfeld geschafft hatte, erst zwei Minuten vor dem Ende der erlösende Treffer zum 1:1. "Wir wollten den Zuschauern etwas Spannung bieten", scherzte Trainer Sven Buntfuß, dessen Schützlinge im Halbfinale gegen den VfL Tremsbüttel (0:6) allerdings chancenlos blieben.

Enttäuschend der Auftritt des SV Preußen Reinfeld: Nach dem Erfolg an gleicher Stelle beim Turnier des SC Union Oldesloe schien die Luft raus. Ohne Torjäger Thomas Aldermann scheiterte der Kreisligaklub schon in der Vorrunde.