Die Handballfrauen klettern nach 36:20 gegen Münsterdorfer SV auf Rang zwei der Schleswig-Holstein-Liga

Reinfeld. Die Handballfrauen der HSG Reinfeld/Hamberge schworen sich vor dem zehnten Spieltag der Schleswig-Holstein-Liga gegen den abstiegsbedrohten Münsterdorfer SV auf zwei Vorhaben ein: Ein doppelter Punktgewinn sollte den Anschluss an die Tabellenspitze sichern, darüber hinaus eine glanzvolle Vorstellung in eigener Halle die Scharte vom vergangenen Spieltag (16:27-Niederlage beim Spitzenreiter THW Kiel) auswetzen.

Beides gelang: Die Reinfelderinnen präsentierten sich von Beginn an hoch motiviert und erteilten dem Gast aus dem Kreis Steinburg eine Lehrstunde in Sachen Tempo- und Kombinationsspiel. "Ich kann mich an kein Punktspiel erinnern, in dem wir im ersten Spielabschnitt 19 Tore erzielt haben", sagte Detfred Dörling nach dem glanzvollen 36:20 (19:8)-Auftritt seiner Mannschaft. Der Trainer der Reinfelderinnen sprach von der besten Saisonleistungen seiner Handballerinnen, die durch die gleichzeitige, überraschende 20:22-Niederlage des Tabellenführers aus der Landeshauptstadt bei der SG Wift noch besonders ins Gewicht fiel, da der Abstand auf die Kielerinnen auf nunmehr drei Zähler zusammenschmolz. Zudem rückten die Stormarnerinnen durch das Unentschieden des bis dahin punktgleichen MTV Herzhorn (23:23 gegen TSV Lindewitt) auf den zweiten Tabellenplatz vor.

Zweimal Kerstin Albrecht sowie Janine Sachse, Rika Tonding und Laura Beth sorgten bereits in den Anfangsminuten der Begegnung mit schön herausgespielten Treffern für eine komfortable 5:1-Führung. Dass auf dem vorletzten Platz liegenden Gästen aus Münsterdorf erst in der zwölften Minute ein zweiter Treffer gelang und sie bis zum Pausenpfiff nicht über ein einstelliges Ergebnis hinauskamen, war nicht nur der gemäß Torstatistik schlechtesten Angriffsreihe der Liga zu verdanken, auch Reinfelds Torfrau Annika Rahf wusste mit sieben, acht hervorragenden Reflexen weitere Treffer zu verhindern.

Kurz vor dem Pausenpfiff dämpfte eine schwere Verletzung von Lina Tonding die bis dahin ausgelassene Stimmung auf Seiten der Stormarnerinnen. Die 20 Jahre alte Rückraumspielerin blieb in der Vorwärtsbewegung auf dem stumpfen Belag hängen und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Hallenboden liegen. "Es ist leider wieder dasselbe Knie, an dem Lina schon einmal die Kreuzbänder gerissen waren", sagte Rika Tonding, die in der Halbzeitpause mitansehen musste, wie ihre um ein Jahr ältere Schwester in die Uniklinik Lübeck gebracht wurde.

Und als ob die Stormarnerinnen noch in Gedanken bei ihrer verletzten Mitspielerin waren, begann der zweite Spielabschnitt zerfahren und war von hektischen Aktionen beider Seiten geprägt. Schiedsrichter Olaf Jansen (HSG Kaltenkirchen/Lentföhrden) griff entschlossen durch und verwies nach übertrieben hartem Einsatz kurz hintereinander Rika Tonding, Sandra Fuhlbrügge und Albrecht für zwei Minuten auf die Strafbank. Obwohl die Stormarnerinnen 30 Sekunden lang mit nur drei Feldspielerinnen keinen Gegentreffer zuließen, verschlechterte sich die Laune von Dörling zusehends. Zu häufig hatte der Trainer in dieser Saison ein Spiel seiner Mannschaft nach gutem Beginn kippen gesehen. Die Reinfelderinnen fanden diesmal schnell in die Spur zurück und bauten ihren Vorsprung Tor um Tor aus.

Dörling schickte im zweiten Spielabschnitt Cristina Jelonnek für Rahf zwischen die Pfosten. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten wuchs die zweite Torfrau über sich hinaus und vereitelte mehrere hundertprozentige Einwurfmöglichkeiten der Münsterdorferinnen. Die Verletzungssorgen auf Seiten des Liganeulings aus Stormarn rissen allerdings nicht ab: Janina Sachse erlitt eine Verletzung am Finger und musste zur weiteren Behandlung ebenfalls ins Krankenhaus gebracht werden.

Ihre Mannschaftskolleginnen ließen jedoch nichts mehr anbrennen und fuhren einen glanzvollen sechsten Saisonsieg ein. Kerstin Albrecht erwies sich mit sechs Treffern nicht nur als zweiterfolgreichste Werferin nach Laura Beth (7 Tore), Trainer Dörling hob sie auch als "die beste Spielerin auf dem Feld" hervor. "Nicht ich allein sondern wir als Mannschaft haben das Spiel gewonnen", sagte Albrecht betont bescheiden.

Obwohl Maike Waldeck als gelernte Rechtsaußen in dieser Partie im Angriff kaum Akzente setzten konnte, bot sie in der Abwehr eine überraschend starke Leistung. "Es hat Spaß gemacht zuzuschauen, wie Maike mit ihrem hohen körperlichen Einsatz die Aufgaben erfüllt hat, die ich ihr vor der Partie zugeteilt hatte", so Dörling.

Eine kleine Kuriosität am Rande der Partie: Die Absage des etatmäßig angesetzten Schiedsrichtergespanns zwang den Verband kurzfristig zu einer Umbesetzung: Jansen wurde als alleiniger Spielleiter nominiert. Eine regelkonforme, aber ungewöhnliche Maßnahme, da eine Partie in der höchsten Spielklasse auf Landesebene in der Regel durch zwei gleichgestellte Unparteiische geleitet wird. Das wird sicherlich wieder der Fall sein, wenn am kommenden Sonnabend (15. Dezember, 15 Uhr, Schaulandhalle Jarplund) der Tabellensechste SG Oeversee/Jarplund-Weding die Stormarnerinnen zum letzten Spiel der Hinrunde erwartet.

Die weiteren Treffer für die HSG Reinfeld/Hamberge erzielten: Madeline Feierabend (4/1), Rika Tonding (4), Lena Powierski (3/1), Janine Sachse, Jessica Fühlbrügge (je 3), Lara Zube, Lina Tonding, Svenja Tonding (je 2).