Frederic von Osten gewinnt auf den Philippinen den Weltmeistertitel im Wakeboarden. In Abu Dhabi soll ein weiterer hinzukommen.

Barsbüttel. In einem Hamburger Café bestellt sich Frederic von Osten gegen 21 Uhr noch einen zweiten Latte macchiato. Der 19-Jährige aus Barsbüttel bleibt die Ruhe selbst, obwohl er weiß: in wenigen Stunden wird er Deutschland an Bord eines Flugzeuges in Richtung Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) verlassen. Noch hat er keine Reisetasche gepackt.

"Kein Problem. Ich nehme nur Handgepäck und meine beiden Wakeboards mit. Ein paar T-Shirts und Shorts suche ich noch schnell zusammen", sagt von Osten, der in dem Emirat an der Wakeboard-Weltmeisterschaft der WWA (World Wakeboard Association) teilnehmen wird. Erst kürzlich hat der Stormarner auf den Philippinen den Weltmeistertitel des zweiten großen Wakeboard-Verbandes IWWF (International Waterski & Wakeboard Federation) gewonnen. "Das war schon ein einmaliges Erlebnis", sagt von Osten. Die relativ junge Trendsportart Wakeboarding ist der Langeweile einiger Wellenreiter zu verdanken, die in den frühen 1980er-Jahren an den besten Surfspots der Welt auf die passende Welle warteten. Um die Zeit zu überbrücken, ließen sie sich auf ihren Surfbrettern hinter einem Motorboot über das Wasser ziehen.

Mittlerweile bevorzugen die meist jugendlichen Wakeboarder eigens dafür hergerichtete Wasserskianlagen, in denen sie mit einer Geschwindigkeit von bis zu 35 Kilometer pro Stunde über Rampen in Höhen von bis zu vier Metern katapultiert werden, dabei die tollkühnsten Kunststücke vollführen.

"Wasser wird bei der Geschwindigkeit hart wie Beton", so von Osten, der auf eine lange Liste von Verletzungen zurückschaut: "Mir ist schon das Trommelfell gerissen, und ich habe mir den Wirbelvorsatz und das Kniekopfgelenk gebrochen - um nur einige meiner Blessuren zu nennen."

Die Begeisterung für den Wassersport verdankt von Osten seinen Eltern, die - noch in Kiel wohnend - den damals Elfjährigen häufig zum Wasserski-Wakeboard Park Jagel in der Nähe von Schleswig mitnahmen. Von Osten: "Ich wusste sofort, das ist meine Sportart" Ein gutes halbes Jahr später freute er sich über sein erstes eigenes Wakeboard, das unter dem Weihnachtsbaum lag.

Was als Hobby begann, nahm schnell professionelle Züge an: Jede freie Minute verbrachte von Osten mit Freunden zusammen auf der Anlage, trainierte mit großem Ehrgeiz. Gleichzeitig verschlechterten sich allerdings seine schulischen Leistungen. Es waren seine Eltern, die das Talent ihres Sohnes erkannten und ihn kurz vor Abschluss der zehnten Klasse vor die Wahl stellten: "Schule oder Wassersport. Und wenn Wakeboarding, dann bitte aber auch mit allen Konsequenzen."

Mittlerweile gehört der 19-Jährige dem Red-Bull-Sportlerteam an, besitzt eine eigene kleine Boardshorts- und Westen-Kollektion. Seinen weiteren Saisonetat deckt der Stormarner Wakeboarder zudem durch Sponsoren- und Preisgelder. Mehr als 200 Tage im Jahr ist der Barsbütteler rund um den Globus zu Wettkämpfen unterwegs. Seiner Freundin Victoria gefällt das nicht so gut. "Sie ist immer sehr traurig, wenn ich wieder losfahre. Aber nach der WM in Abu Dhabi habe ich ein wenig mehr Zeit für sie", sagt von Osten. Im Januar geht es dann schon wieder für fünf Wochen ins Trainingscamp nach Boca Raton (Florida).

Als 16-Järiger kreierte er seinen ersten eigenen Trick. "Nach einem Salto vorwärts mit gleichzeitiger halber Schraube halte ich die Rotation in der Luft an und vollführe anschließend eine 360-Grad-Drehung in die andere Richtung", sagt von Osten.

Bevor sein Kunststück in der Wakeboard-Szene als 'Eastmode' bekannt wurde, ließ der Barsbütteler sich dabei mit einer Kamera aufnehmen und stellte den kurzen Film in ein speziell dafür vorgesehenes Internetportal. Ein Wakeboard-Magazin wurde aufmerksam und ließ seine Leser unter drei vorgegebenen Namen entscheiden.

Auf die Frage, welche Headline von Osten über sich am liebsten in der Boulevardpresse lesen würde, findet der 19-Jährige schlagfertig eine Antwort: "Wakeboard-Profi Frederic von Osten wird Jurymitglied bei Germany's Next Topmodel", so der Wakeboarder und fügt scherzend hinzu: "Die Welt wäre doch noch schöner, wenn alle Mädchen einen Minirock tragen würden."

Es gibt aber auch die stillen Momente, in denen er sich Gedanken über seine Zukunft macht: "Ich bin jetzt 19 Jahre alt. Auf Top-Niveau kann ich noch maximal sieben oder acht Jahre mitfahren, eventuelle Verletzungen einmal außen vorgelassen. Wenn ich in ein paar Jahren der Meinung bin, ich komme nicht mehr weiter, werde ich mir ein anderes Betätigungsfeld suchen", sagt von Osten, der sich nebenbei schön länger für das Immobiliengeschäft und das Thema Marketing interessiert. "Ich bin mir sicher, dass ich genügend Fähigkeiten abseits des Sportgeschehens besitze und die richtigen Kontakte, die ich bereits habe oder noch bekommen werde, auch auszunutzen weiß."

In Abu Dhabi rechnet sich der Weltmeister einen Platz auf dem Siegespodest aus, weiß aber auch: "Bei einer Wakebord-WM starten die Besten der Besten. Jeder wird voll konzentriert zur Sache gehen und letztendlich die Tagesform entscheidend sein."