9:9 Punkte, 61:61 Spiele - ausgeglichener als die Herren des SV Siek in der zweiten Bundesliga Nord kann ein Tischtennis-Team nicht dastehen.

Siek. Die Titelverteidigung ist kein Thema mehr, nachdem der Vorjahresmeister sein letztes Spiel der Hinrunde beim TTC Hagen überraschend deutlich 2:9 verlor.

Etwas anderes macht den Siekern deutlich mehr Kummer als diese Niederlage. Das ist die neue Struktur, die sich der Deutsche Tischtennis-Bund beim Bundestag in Frankfurt mit knapper Mehrheit gegeben hat. Demnach sollen ab der Saison 2014/2015 die beiden zweiten Ligen zu einer einzigen zusammenschrumpfen. Eine Stufe darunter wird eine zweigeteilte dritte Liga mit einer Nord- und einer Süd-Staffel eingeführt.

Die Mannschaftsstärke beträgt jeweils vier Spieler, in der zweiten Liga schon ab der kommenden Saison. DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig sieht darin eine Chance, die Attraktivität der zweiten Liga zu erhöhen und den Abstand zur ersten Liga zu verringern.

Zuletzt verzichteten immer wieder Zweitliga-Meister aus finanziellen Gründen auf den Aufstieg in die höchste Spielklasse, so eben auch die Sieker.

Bei den direkt Betroffenen regt sich Widerspruch. Die Umstellung auf Viererteams bedeutet schon mal den Wegfall von 40 Spielern, ab 2014 sind es dann nochmals 40. Vor allem den deutschen Nachwuchs und die lokalen Helden wird es treffen, befürchten die Reform-Kritiker. Beim SVS zum Beispiel ist Raphael Schulz, 32, darauf eingestellt, über die aktuelle Serie hinaus nicht mehr in der zweiten Liga benötigt zu werden. Auch die Zukunft von Youngster Daniel Cords, von dem sich die Sieker für die Zukunft etwas versprachen und der sich als Doppelpartner von Spielertrainer Wang Yansheng immer besser macht, ist ungewiss.

"Stattdessen wird der Ausländeranteil steigen. Dadurch wird es auch nicht leichter, Sponsoren, die Politik oder Zuschauer zu gewinnen", prognostiziert Bernd Beringer, Leiter des Ressorts Tischtennis-Bundesliga, Herren. Stefan Zilz schließt sich den Argumenten vorbehaltlos an. Der SVS-Abteilungsleiter sieht nach der Reform steigende Kosten aufgrund längerer Fahrzeiten und zwingender Übernachtungen auf seinen Verein zukommen.

"Fast 2000 Kilometer hin und zurück nach Passau, wer soll das mitmachen?", fragt sich Rafael Schulz. "Das eigentliche Ziel der Reform, nämlich die finanzielle Kluft zwischen erster und zweiter Liga und beseitigen, wird so garantiert nicht erreicht", glaubt Zilz. Während der Winterpause werden sich die SVS-Verantwortlichen ausführlich Gedanken machen, wie es weitergeht.

Die viel diskutierten Beschlüsse treffen die zweite Liga zu einer Zeit, in der für Bernd Beringers Begriffe "fantastischer Sport, leistungsstark wie nie, mit vielen Überraschungen und Spannungselementen" geboten wird.

So war es auch in Hagen, wo die Sieker kämpferisch nichts schuldig blieben, aber mehrere Partien hauchdünn verloren.