Innerlich brenne er noch, sagt Aydin Taneli. Kein Wunder, schließlich beendet kaum ein 29-Jähriger freiwillig seine Laufbahn als Fußballer.

Barsbüttel. Im Frühjahr könnte seine schwere Knieverletzung ausgeheilt, der Defensivmann des Barsbütteler SV wieder einsatzbereit sein. Aber ihm ist bewusst, wie die Vereinbarung mit Bernhard Zeppenfeld, dem Ersten Vorsitzenden des Landesligaklubs, lautet: "Ich bin jetzt als Trainer angestellt."

Der neue Übungsleiter der akut abstiegsbedrohten Stormarner spielte seit Juli 2010 am Soltausredder, feierte in der vergangenen Saison unter Trainer Oliver Zapel den Aufstieg in die Hansa-Staffel. Als Kapitän unter Zapels Nachfolger Carsten Holst brachte er es in dieser Spielzeit auf 53 Einsatzminuten - dann riss sein Kreuzband. Dass er daraufhin in die Trainingsarbeit eingebunden würde, war sofort klar. Er hielt vor jedem Spiel die Ansprache an die Mannschaft und leitete sogar einige Übungseinheiten in Eigenregie. Doch dass ihm schon so bald die Verantwortung als Chefcoach aufgebürdet wird, ist eine Überraschung.

Weil nach dem Rücktritt Holsts, der von Betreuer Bernd Angenendt nur interimsmäßig vertreten wurde, alle Verhandlungen mit möglichen Nachfolgern scheiterten, fiel die Wahl schließlich auf Taneli. Es sei kein Problem für ihn, nicht die präferierte Lösung zu sein. "Ich bin froh, dass ich in meinem jungen Alter überhaupt schon die Chance und das Vertrauen erhalte."

Zeppenfeld verweist auf eine prominente Parallele: "Lutz Göttling war ebenfalls 29, als er hier angefangen hat." Der heutige Trainer des Regionalligaklubs SC Victoria Hamburg blieb sieben Jahre in Barsbüttel. Zeppenfeld träumt von einer ähnlichen Entwicklung. Der Kontrakt mit Taneli gilt auch im Falle des Abstiegs in die Bezirksliga, man plant langfristig mit ihm - aber eben ausschließlich als Coach. Auch das Modell des Spielertrainers schließt Zeppenfeld kategorisch aus. Nur in absoluten Notfällen wäre ein Einsatz des gebürtigen Hamburgers denkbar.

Bei seinem Trainerdebüt am vergangenen Wochenende gegen den SC Vorwärts-Wacker Billstedt (1:3), für den er 56 Partien in der Oberliga absolvierte, verzichtete er auf große Neuerungen, behielt das von Angenendt installierte Spielsystem mit Simon Gottschling als hängender Spitze bei und veränderte die Startelf nur auf zwei Positionen. "Ich weiß, wie die Mannschaft tickt und es wäre falsch, eine völlig neue Philosophie einzuführen", erklärt er. Klar ist aber auch, dass das Team in der Winterpause personell verstärkt werden muss. Angesichts von im Durchschnitt fast vier Gegentoren pro Spiel besteht insbesondere im Defensivbereich Handlungsbedarf.

Auch Taneli selbst muss als Leistungsträger dringend ersetzt werden. Auch als Führungsfigur der - wie es Taneli formuliert - Multikulti-Truppe? "Wir brauchen nicht den einen Anführer. Wir verteilen die Last auf mehrere Schultern", nimmt er erfahrene Kräfte wie Swen Frahm, Betim Haxhiajdini, beide 31, Fatih Koc, 33, und Simon Gottschling, 37, gemeinsam in die Pflicht.

Jedem Ende wohnt bekanntlich ein Anfang inne. Taneli wird sich von seiner Rolle als Fußballspieler verabschieden müssen. Im Januar will er mit der Trainerausbildung beginnen.