Vor einer Woche trat Andreas Hübner als Fußballabteilungsleiter der TSV Reinbek zurück. Im Abendblatt spricht er über die Gründe.

Reinbek. Andreas Hübner arbeitete als Fußballabteilungsleiter an einer neuen Ausrichtung der TSV Reinbek. Als der Vereinsvorstand es ablehnte, die erste Herrenmannschaft mit Spielern des vom Spielbetrieb ausgeschlossenen GSK Bergedorf zu verstärken, sah er keine Basis mehr für eine Fortführung seiner Tätigkeit und trat zurück - ebenso wie sein Stellvertreter und das Trainergespann. Die Abmeldung der Bezirksligamannschaft war die Folge. Eine Woche nach dem Aus erklärt er im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt, warum er sich übergangen fühlt, wo er den Ursprung der Krise sieht - und wie seine Amtszeit mit einem Gänsehautmoment zu Ende ging.

Hamburger Abendblatt:

Herr Hübner, im Januar des vergangenen Jahres übernahmen Sie Ihr bis dahin als Stellvertreter ausgeübtes Amt kommissarisch, und im Dezember offiziell. Seit einer Woche sind Sie nicht mehr der Fußballabteilungsleiter der TSV Reinbek. Wie geht es Ihnen heute?

Andreas Hübner:

Letztendlich trage ich eine gewisse Wehmut in mir, weil ich an die Zeit denke, in der ich mein Herzblut in den Verein gesteckt habe. Die vielen Ziele, wie den Schulterschluss des Herren- und des Jugendbereichs, der bislang wirtschaftlich getrennt ist, kann ich nun nicht mehr verfolgen. Als ich am Sonntag beim Heimspiel der Seniorenmannschaft war, fühlte ich mich immer noch verantwortlich für den Ablauf. Ich musste erst kapieren, dass ich es nicht mehr bin.

An welchem Punkt sehen Sie den Ursprung dafür, dass nun alles so plötzlich zu Ende ging?

Hübner:

Eigentlich schon im Jahr 2007, als der Vertrag des damaligen Trainers Olaf Poschmann trotz des Aufstieges in die Landesliga nicht verlängert wurde. Seitdem ist im strukturellen Bereich des Vereins viel falsch gemacht worden, was nicht so schnell bereinigt werden kann. Wir wollten uns dafür drei bis fünf Jahre Zeit nehmen.

Sie und Trainer Rainer Buschke haben immer betont, eine auf die Zukunft ausgerichtete Arbeit verrichten zu wollen und dafür auch den Abstieg aus der Bezirksliga in Kauf zu nehmen. Warum scheitert die Zusammenarbeit zwischen den vier Verantwortlichen der Fußballsparte und dem Gesamtverein nun an der Meinungsverschiedenheit bezüglich der kurzfristigen Verstärkung für die erste Herrenmannschaft?

Hübner:

Grundsätzlich geht es nicht um das Thema Transfers oder GSK Bergedorf. Wir haben kein Vertrauen mehr gespürt und deswegen keine Basis mehr gesehen. Wir wollten der jungen Bezirksligamannschaft sechs bis acht erfahrene Spieler an die Seite stellen, denn nur so kann der Nachwuchs lernen. Dabei haben wir auch andere Meinungen akzeptiert, genauso wie wir uns auch mit der Ablehnung unseres Vorschlags hätten arrangieren können. Ich habe aber das Gefühl, dass keines meiner Argumente zur Kenntnis genommen wurde. Dass bei der Vorstandssitzung am Dienstag trotzdem ein Frage-und-Antwort-Spiel geführt wurde, empfinde ich daher nachträglich als Farce.

Haben Sie sich übergangen gefühlt?

Hübner:

Ich habe den Vorstand von Anfang an über unsere Gedankenspiele informiert, weil ich wusste, dass das ein Reizthema sein würde. Doch statt die Idee sorgfältig zu diskutieren, schien die Entscheidung des Vorstands von vornherein festzustehen. Spätestens, als die Pressemitteilung versandt wurde, in der mitgeteilt wurde, keine Bergedorfer Spieler aufnehmen zu wollen, habe ich gemerkt, dass mir kein Vertrauen entgegengebracht wurde. Meine Bemühungen, die Dinge hinter den Kulissen zu regeln, wurden mit einer Mail torpediert, die mit mir inhaltlich überhaupt nicht abgestimmt war. Man hat sich gar nicht darum bemüht, eine einheitliche Entscheidung zu treffen und zu kommunizieren. Deswegen sehe ich keine Möglichkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit mehr.

Wie haben sich während der erfolglosen Saison die Spieler verhalten? Und wie haben sie auf die Rücktritte reagiert?

Hübner:

Als wir die Mannschaft am Donnerstag vor dem Training über unsere Entscheidung informiert haben, herrschte eine bedrückende Stimmung. Doch binnen weniger Minuten redeten die Spieler auch in dieser Extremsituation davon, zusammenbleiben zu wollen und baten schließlich Buschke und Co-Trainer Jens Wischnewski, weiter das Training zu leiten - in welchem Verein auch immer. Da hatte ich eine Gänsehaut. Diese Reaktion der Spieler passt auch dazu, wie sie sich die ganze Saison über präsentiert haben. Sie haben jede Woche freiwillig eine dritte Trainingsschicht eingeschoben und sich permanent kämpferisch und guter Stimmung gezeigt.

Welches Fazit ziehen Sie am Ende Ihrer Amtszeit?

Hübner:

Ich gehe nicht im Verdruss und möchte auch nicht nachtreten. Vor allem tut es mir leid, dass wir die Mannschaft durch unsere Entscheidung enttäuscht haben. Auch, dass ich viele meiner Grundsatzgedanken, wie zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit der an das Vereinsgelände angrenzenden Grundschule, nicht mehr verwirklichen kann, ist sehr schade. Ich bleibe aber im Verein, kann mich jetzt wieder mehr um die Seniorenmannschaft kümmern und auch mal selbst wieder gegen den Ball treten.