Ein kurioses Spiel: Die Landesligafußballer aus Oststeinbek gewinnen mit einem Feldspieler im Tor 2:1 beim VfL Lohbrügge.

Oststeinbek. Michael Löw ist beim Oststeinbeker SV dafür bekannt, auf dem Fußballfeld fast jede Position bekleiden zu können. So musste er in der 34. Minute des Spiels beim VfL Lohbrügge nur kurz überlegen, als sein Team plötzlich ohne Schlussmann dastand. "Ich habe immerhin in der F-Jugend als Torwart begonnen und irgendeiner musste ja einspringen", sagte der 19-Jährige nach seiner Parade in der Nachspielzeit, mit der er das 2:1 (0:1) gesichert hatte. In einem kuriosen Spiel besiegte der bislang nur daheim bärenstarke OSV seinen Auswärtsfluch.

Dabei sah es zunächst gar nicht gut aus für die Stormarner. Neben den verletzten Michael Weiß, Hüseyin Eren, Burak Özbek, Jan-Christoph Ziolek und Adrian Voigt fehlten auch die bei einem Futsalspiel der Hamburg Panthers weilenden Onur Ulusoy und Yalcin Ceylani, Oststeinbeks Nummer eins. Als dessen Stellvertreter Maximilian Hentrich von Schiedsrichter Jan-Erik Sternke (SC Eilbek) wegen einer vermeintlichen Notbremse des Feldes verwiesen wurde, schien sich die schwarze Serie von sieben sieglosen Pflichtspielen auf fremdem Platz fortzusetzen, zumal Lohbrügges Ibrahim Kilic den anschließenden Strafstoß verwandelte. Löw, der in der vergangenen Saison noch bei den A-Junioren meist als Flügelstürmer auflief, in dieser Spielzeit den Großteil seiner zehn Einsätze als Rechtsverteidiger fungierte und gegen den VfL im linken Mittelfeld begann, hatte sich zwar für die richtige Torecke entschieden, gegen den platzierten Schuss aber keine Abwehrchance gehabt.

"Offenbar fürchtet sich die Mannschaft inzwischen nicht mehr, wenn sie zurückliegt", sagte ein noch sichtlich unter Strom stehender Stefan Kohfahl nach hitzigen 90 Minuten über die Reaktion seiner Mannschaft. Seine Empörung über die Leistung des Schiedsrichtergespanns hatte sich auch auf seine Schützlinge übertragen. "So ein Spiel, in dem man ungerechtfertigt in Unterzahl und in Rückstand gerät, muss man emotional führen", sagte der Trainer, der froh sein konnte, dass sich die Gastgeber von der Atmosphäre anstecken ließen. Schon vier Minuten nach dem Wiederanpfiff sah Jan-Velten Behrend wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte und rund 200 Zuschauer am Binnenfeldredder fortan eine Partie auf ein Tor. Alpaslan Arslan spielte am Strafraum vom Gegner ungestört einen Doppelpass mit Rafael Monteiro und traf zum 1:1 (56. Minute). In der 73. Minute brachte der Unparteiische die Platzherren gegen sich auf, zeigte nach einem Zweikampf zwischen Imad Mokaddem und Chris Flick auf den Elfmeterpunkt. Monteiro traf sicher zur Führung. Während Kohfahl für seine lautstarken Reklamationen in der ersten Halbzeit von Sternke nur verwarnt wurde, musste sich Lohbrügges Trainer Jörn Geffert die Schlussphase vom Zuschauerbereich aus ansehen.

Was folgte, war ein nicht endender Oststeinbeker Chancenwucher, und so geriet der erste Auswärtssieg der Saison in der Nachspielzeit doch noch in Gefahr. "Ich dachte, jetzt würden wir für unsere Inkonsequenz bestraft", beschrieb Löw seine Gefühlslage in der Szene kurz vor dem Abpfiff, bis zu der er es seit einer knappen Stunde auf gerade einmal vier Ballkontakte gebracht hatte. Völlig freistehend fiel dem eingewechselten Agit Aydin der Ball vor die Füße. Seinen Schuss entschärfte Löw reaktionsschnell.

So sehr Kohfahl die Partie, die nach seinem Geschmack "mindestens 8:1" hätte ausgehen müssen, noch beschäftigte, so schnell richtete er seinen Blick schon auf die nächste Aufgabe. Am Freitag, 19 Uhr, kommt es am Meessen zum Spiel zwischen dem Spitzenreiter SC Concordia und seiner nur noch mit drei Punkten Abstand auf Platz zwei lauernden eigenen Mannschaft. "Jetzt freuen wir uns auf ein richtiges Spitzenspiel", so Kohfahl. Er erwarte wieder eine ähnlich intensiv geführte Partie. Anders als einige seiner Teamkameraden weigerte sich Löw noch, Kampfansagen in Richtung der Konkurrenten aus dem Marienthal zu senden. "Wir wollen punkten, aber die personelle Lage muss sich entspannen", sagte er. Ob er am Freitag auf der rechten oder linken Seite, in der Abwehr, im Mittelfeld, oder im Sturm aufläuft, wird ihm dabei nicht so wichtig sein. Seine in Kinderjahren erworbenen Kenntnisse als Torwart möchte er aber so schnell nicht wieder unter Beweis stellen müssen.

Oststeinbeker SV: Hentrich - D. Stenzel, Khalili, Iddrisu, Bacar (83. Lawer) - Meyer, Mokaddem - Löw, Arslan, Monteiro - Oldag.