Rika, Lina und Svenja Tonding lieben den Handballsport. Der HSG Reinfeld/Hamberge verhalfen sie zum Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga.

Reinfeld. "Wir können problemlos zu dritt in den Urlaub fahren, ohne uns auch nur ein einziges Mal zu streiten - und genau das können viele Menschen einfach nicht verstehen", sagt Rika Tonding und schaut dabei lächelnd hinüber zu ihren beiden älteren Schwestern Svenja und Lina. Nicht nur privat sind die drei Geschwister ein harmonisches Team - auch die Handballfrauenmannschaft der HSG Reinfeld/Hamberge profitiert davon, dass sich das Trio so gut versteht. "Ohne die drei Tonding-Schwestern würde es das Team in dieser Form nicht geben", betont Trainer Detfred Dörling. Er muss wissen, wovon er spricht, hat er doch vor gut elf Jahren die Spielgemeinschaft Reinfeld/Hamberge aus den Handballabteilungen des SV Preußen Reinfeld und des SV Hamberge ins Leben gerufen und das Team vergangenes Jahr zusammen mit den Tonding-Schwestern in die Schleswig-Holstein-Liga geführt.

Dass die drei Geschwister mittlerweile das gleiche Trikot tragen, ist letztendlich Svenja zu verdanken. Der mit 27 Jahren ältesten der Schwestern glückte vor einigen Jahren eine Form der Familienzusammenführung: "Rika und Lina spielten seinerzeit in der B-Jugend beim DJK Lübeck. Das Team stand aber kurz vor der Auflösung", erzählt Svenja. "Und zu dem Zeitpunkt hatten wir in Reinfeld keine Mädchenmannschaft dieser Altersklasse." Ein, zwei Gespräche auf offizieller Ebene und aus dem fast kompletten Lübecker Kader formierte sich eine neue Reinfelder B-Jugend-Mannschaft - inklusive Rika und Lina Tonding. "Annika Rahf, unsere aktuelle Torhüterin, ist neben meinen Schwestern ebenfalls aus dieser Zeit dem jetzigen Kader noch erhalten geblieben."

Rika Tonding ist mit ihren 19 Jahren nicht nur die jüngste der drei Schwestern, sie ist auch "der Chaot der Familie", wie sie sich selber bezeichnet. Kaum beim Training angelangt und in die Sporttasche geschaut, schallen ihre üblichen Fragen durch die Umkleidekabine: "Kann mir jemand ein Shirt leihen?" oder "Hat jemand ein paar Socken für mich?" Fragen dieser Art sind für ihre Teamkolleginnen mittlerweile mehr oder weniger zur Routine geworden. An den Musikgeschmack der jüngsten Tonding kann sich allerdings keiner im Team so recht gewöhnen, vor allem nicht der Trainer: "Wenn wir zu Auswärtsspielen fahren, kann jede Spielerin gerne ihre Lieblings-CD bei mir im Auto abspielen, nur bei Rika musste ich ein Verbot aussprechen", erzählt Dörling. "Das geht ab" von den Atzen in der Endlosschleife würde selbst einen 58 Jahre alten Polizeibeamten wie ihn an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen. Dass Rika nach ihrem Schulabschluss ebenfalls eine Karriere im Polizeidienst anstrebt, hat der Übungsleiter allerdings dann doch gern zur Kenntnis genommen.

Etwas geruhsamer geht es im Leben von Svenja zu, mittlerweile stolze Mutter von Tochter Emma, 4, und Sohn Noah, 2. Sie zog vor gut einem Jahr von Lübeck nach Hamberge. Ein wenig vermisst die 27-Jährige ihren Jamie, den siebenjährigen Bordercollie-Rüden der Familie, der mit Rika und Lina im Hause der Eltern in Lübeck lebt. Dass sie auf Haustiere nicht gänzlich verzichten muss, dafür haben Emma und Noah aber bereits Sorge getragen: "Die beiden Kleinen haben im Garten eifrig Schnecken gesammelt und so lange gedrängelt, bis ich eine Plastikschale für die glitschigen Dinger hergerichtet habe. Nun werden sie regelmäßig mit Salat und Gurke gefüttert", erzählt Svenja.

Wenn es nicht gerade um die Schalenweichtiere ihrer Sprösslinge geht, unterwirft sich Svenja gewissen Zwängen bereitwillig nur noch bei der Belletristik: "Ich schaue immer auf die Top-Ten-Liste der Bücher, danach wähle ich auch meinen Lesestoff aus. Momentan verschlinge ich den Bestseller Shades of Gray von E. L. James."

Wenn es ihre Zeit zulässt, verfolgt die gelernte Kauffrau aus dem Gesundheitswesen gern in Ruhe ihre Lieblingsserien im Fernsehen. "Es sind dann meist diese typischen Hausfrauen-Serien wie Grey's Anatomy, Desperate Housewives oder Private Practice", erzählt Svenja Tonding.

Lina Tonding ist die dritte im Bunde, ihr schwirrten bis vor Kurzem andere Dinge durch den Kopf als die Atzen oder Desperate Housewives: Die 20-Jährige bestand ihr Examen als Krankenschwester. "Für mich war dieser Berufszweig von jeher ein großer Traum. Ich habe die Möglichkeit, von morgens bis abends anderen Menschen zu helfen, außerdem macht es unheimlich Spaß, in einem großen Team zu arbeiten", sagt Lina. Sie wird in Kürze dem elterlichen Wohnsitz den Rücken kehren und in eine Wohnung ziehen, die näher an dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck gelegen ist.

Sobald es der Schichtdienst im Krankenhaus zulässt, feiert Lina gerne. Am liebsten zieht sie mit ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Rika los, in die größte Diskothek der Hansestadt: dem A1-Musikpark. Reiten ist ihre große Leidenschaft, nur darauf musste sie vorübergehend verzichten: "Ich habe es aufgrund der Prüfungen zeitlich einfach nicht mehr geschafft."

Nicht nur in menschlicher, auch in sportlicher Hinsicht spricht der Trainer von seinem Erfolgs-Trio in den höchsten Tönen: "Rica ist eine sehr wurfstarke Spielerin, die ein Spiel allein entscheiden kann. Lina ist im Spielaufbau und als Mittelspielerin extrem wertvoll für unser Team und Svenja hat eine enorme Sprungkraft, gepaart mit einer Wurfstärke, die immer dann hervorragend zur Geltung kommt, wenn bei ihr die Nerven mitspielen", sagt Dörling. Alles in allem seien die drei Schwestern ein Garant: nicht nur für die Leistungsstärke, auch für die gute Stimmung der Mannschaft.