Der Fußballtrainer Oliver Zapel des SV Eichede verlangt von seiner Mannschaft mehr Disziplin und größeren Einsatz.

Steinburg. Nach einem guten Saisonstart mit vier Siegen aus vier Spielen verloren die Fußballer des SV Eichede innerhalb eines guten Monats drei Spiele und stürzten nach der 0:4-Niederlage beim SV Todesfelde auf den vierten Tabellenplatz der Schleswig-Holstein-Liga ab. Die Mannschaft wird den hohen Ansprüchen des im vergangenen Sommer vom Barsbütteler SV verpflichteten Trainers Oliver Zapel zurzeit nicht gerecht. Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt spricht er über die mangelnde Chancenverwertung, Disziplinlosigkeiten - und erklärt die zuletzt unkonzentrierte Leistung von Prince Berchie.

Hamburger Abendblatt: Herr Zapel, nach neun Spielen steht der SV Eichede mit schon neun Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter Holstein Kiel II nur auf dem vierten Platz der Schleswig-Holstein-Liga. Alle Spiele gegen Spitzenteams gingen verloren. Haken Sie den Titel schon ab?

Oliver Zapel: Angesichts der Tabellensituation wäre es vermessen, sich mit Holstein Kiel II zu vergleichen. Wir wussten vor der Saison, dass wir nur mithalten können, wenn wir uns komplett schadlos halten und das ist uns bedauerlicherweise nicht gelungen. Diese Tatsache allein ist aber nicht das Frustrierende an der augenblicklichen Situation, sondern dass die Mannschaft ihr Leistungspotenzial nicht durchgängig auf den Platz bringt. Im Training werden die Schienbeine poliert, in den Spielen treten wir körperlich noch viel zu verhalten auf.

Die von Ihnen formulierte Devise lautet, 90 Minuten lang Powerfußball zu zeigen. Davon war in Todesfelde nichts zu sehen.

Zapel: Dort hatten wir immerhin auch über 70 Prozent Ballbesitz, haben jedoch versucht, alles mit spielerischen Mitteln zu lösen. Da fehlte es jedoch deutlich an Tempo und Kreativität. Im Training betreiben wir aber nicht kontinuierlich einen so hohen Aufwand, um lediglich spielerisch zu glänzen. Wir müssen wieder - wie zu Saisonbeginn - mehr aus unserer konditionellen Überlegenheit Profit schlagen. In Todesfelde hat sich die Mannschaft nach dem Gegentor zum 0:2 fast so verhalten, als würde sie 2:0 führen. Die körperliche Gegenwehr und die Bereitschaft, ans Limit zu gehen, fehlte.

Auch nach der Niederlage in Kropp und dem glücklichen Sieg im Kreispokalwettbewerb gegen den unterklassigen Kreisligaklub SSV Pölitz kritisierten sie die Einstellung der Mannschaft, sprachen von arrogantem Auftreten und zogen auch personelle Konsequenzen. Gibt es ein Mentalitätsproblem?

Zapel: Man muss zwischen den Spielen gegen Todesfelde und gegen Kropp differenzieren. In Todesfelde haben wir verdient verloren, weil wir unser spielerisches und körperliches Potenzial nicht abgerufen haben. In puncto Effizienz und Chancenverwertung hat uns Todesfelde eine Lehrstunde erteilt. In Kropp waren wir die deutlich bessere Mannschaft, haben aber versucht, den Gegner lächerlich zu machen und dadurch beste Torchancen ungenutzt gelassen. Diese Entwicklung zum Schöngeistfußball hat sich dann in Pölitz fortgesetzt. Die Spieler müssen verstehen, dass es nicht ausreicht, drei- oder viermal in der Woche zum Training zu erscheinen. Wenn sie zu einem Spitzenteam reifen wollen, müssen sie auch andere Regeln einhalten, wie beispielsweise unseren Ernährungsplan oder unser Regenerationsprogramm.

Noch nie in der Saison lief zweimal in Folge dieselbe Mannschaft auf. Überfordern Sie die Spieler mit der ständigen Rotation? Nachdem die Abwehr bisher das Prunkstück war, patzte auch sie in Todesfelde.

Zapel: Zunächst einmal möchte ich an dieser Stelle ein wenig die hier kolportierte Weltuntergangsstimmung entschärfen. Wir waren bis zum Spiel in Todesfelde auf einem sehr guten Weg und voll im Soll. Wir erspielen uns Woche für Woche ausreichend Torchancen, um jeden Gegner zu besiegen. Im Übrigen hatten wir auch gegen Todesfelde ein Chancenverhältnis von 8:5. Die Nutzungsquote dieser Gelegenheiten ist unser Problem, keine Frage. Noch schlimmer wäre es aber, wenn wir gar nicht mehr vor dem gegnerischen Kasten auftauchen würden. Fakt ist: Wir spielen nicht verrückt, nur weil wir jetzt einen Punkt hinter Todesfelde stehen. Unsere Rotation ist - wie in den meisten ambitionierten Teams auch - eine ganz normale Folge aus der Bewertung der Spiel- und Trainingsleistungen sowie beispielsweise im Training erlittener Verletzungen. Dazu kommen individuelle Verstöße gegen unsere Teamregeln, wodurch sich übergangsweise zwei Spieler selbst aus dem Kader gekickt haben. Um unsere Defensive mache ich mir absolut keine Sorgen, sie gehört nach wie vor zu den besten der Liga. Der verletzungsbedingte Ausfall von Linksverteidiger Sebastian Meyer wiegt schwer. Einem Spieler wie seinem Stellvertreter Jan Plate darf man aber überhaupt keinen Vorwurf machen, er muss sich erst mal akklimatisieren, von ihm kann man nicht erwarten, dauerhaft fehlerlos zu spielen.

Plate machte in Todesfelde einen nervösen Eindruck. Aber auch der eingewechselte Prince Berchie verzettelte sich häufig, trug an zwei Gegentoren eine Mitschuld. War das eine Folge der rassistischen Beleidigungen durch Teile des Todesfelder Anhangs?

Zapel: Ich habe mir nochmal die Videoaufzeichnung der Partie angesehen. Dort wird ganz deutlich, dass Berchie direkt nach dem ersten Vorfall völlig unkonzentriert den Ball verlor und damit den Treffer zum 0:3 einleitete. Auch das 0:4 resultierte aus einem Fehlpass von ihm. Danach wollte er ausgewechselt werden und nichts mehr von Fußball wissen. Das hat sich zum Glück inzwischen geändert, aber die beschämenden Beschimpfungen haben ihn tief getroffen. Solch ein Verhalten von Zuschauern darf nirgends geduldet werden.

Mit dem Spiel gegen den Tabellensechsten Flensburg 08 steht die nächste schwierige Aufgabe an. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie die Mannschaft zurück in die Erfolgsspur führen?

Zapel: Zum einen werde ich den Spielern schonungslos die Fehler aufzeigen, die sie im individuellen Bereich und im kollektiven taktischen Verhalten begangen haben. Außerdem werde ich die Trainingsleistungen genau beobachten und daraus konkrete Rückschlüsse ziehen. Wir müssen und werden uns grundsätzlich vor niemandem verstecken, haben in dieser Saison auch schon oft genug unser großes Potenzial gezeigt. Gegen Flensburg müssen wir den richtigen Mix aus leidenschaftlichem Einsatz und Spielkultur finden.