Collin Krien qualifiziert sich beim Kartslalom-Wettbewerb in Witzhave für die deutschen Jugend-Meisterschaften.

Trittau. Collin Krien, 10, und Phil Cericius, 11, waren nur eine Stunde lang Gegner. Während des Abschlusstrainings scherzten und fachsimpelten sie gemeinsam und auch nach dem Rennen blieben sie dicke Freunde - auch, wenn nur einer gewinnen konnte. Der ADAC-Kartslalom-Wettbewerb des MSC Trittau in Witzhave war nicht nur ein Wettbewerb, bei dem 71 Teilnehmer um den Sieg fuhren. Der letzte Wertungslauf der Saison entschied auch, wer an den deutschen Meisterschaften am 13./14. Oktober in Kuppenheim (Baden-Württemberg) teilnimmt - und das kann nur ein Trittauer des Jahrgangs 2001 und 2002 sein. "Es ist schade, dass wir gegeneinander fahren müssen. Wir hätten beide den ersten Platz in der Endabrechnung verdient", stimmten die zwei besten Fahrer der Altersklasse 2 überein, bevor es ernst wurde.

Am Ende ist Collin der Glückliche. Mit bis zu 40 Stundenkilometern steuert er sein Gefährt am schnellsten durch den Parcours. Sein Teamkollege David Silvio Kühn wird Zweiter. Phil kommt zweimal von der Strecke ab und belegt Rang drei. Vor drei Jahren sah er bei einem Seifenkistenrennen ein Kart herumfahren. Seitdem ist er erfolgreich dabei, aber verfehlt nun schon zum zweiten Mal um Haaresbreite die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft. "Er war natürlich ein bisschen enttäuscht. Aber er ist ein guter Fahrer und kann es im nächsten Jahr schaffen", sagt Uta Piotrowski nach dem Lauf. Sie meldete vor acht Jahren ihren Sohn Mike beim Motorsportclub an. Ein Jahr später übernahm sie den vakant gewordenen Posten der Spartenleiterin und betreut inzwischen wöchentlich 30 Fahrer. Die schwierigste Aufgabe ist es, dringend benötigte Sponsoren aufzutreiben, ein Kart kostet rund 3500 Euro. Für den Elan, den sie für die sportliche Weiterentwicklung ihrer Schützlinge an den Tag legt, wurde sie 2011 vom ADAC Hansa als "Sportwartin des Jahres" ausgezeichnet. Im Vordergrund stünde aber nicht die Leistung der Jugendlichen, sondern ein familiäres Vereinsleben. Jährlich organisiert der MSC ein gemeinsames Grünkohlessen und eine Weihnachtsfeier. "Pokale sind nur das zweitwichtigste", sagt Piotrowski.

Dabei hat sie einiges vorzuweisen. Neben Collin haben sich Paul Schubert, Tristan Kartheuser und Melvin Höfges für die deutschen Meisterschaften qualifiziert. Dann gilt es, über zwei Tage an die Leistungsgrenze zu gehen. Collin hat das Potenzial, ganz vorn mit dabei zu sein - und den Traum der meisten Jungen auf der Rennstrecke. "In der DTM oder der Formel 1 zu fahren wäre wunderschön", sagt er. Er weiß, dass Michael Schumacher und Sebastian Vettel den Weg in den bezahlten Motorsport über den Kartslalom fanden. Bis er mit 16 in einem Kleinwagen über die Strecken rasen darf, misst er sich in seinem Kart mit seinen Kontrahenten. "Man muss eine gute Mischung aus Geschwindigkeit und Vorsicht finden", erklärt er. Bringt ein Fahrer eine am Streckenrand postierte Pilone zu Fall, werden ihm zwei Strafsekunden auferlegt und damit schon fast alle Siegchancen genommen.

Zum krönenden Abschluss gibt es für die gesamte Trittauer Kartsparte einen Grund zu feiern. Aus der Addition aller Läufe ergibt sich in der Teamwertung ein Doppelsieg vor den Fahrern des MSC Bad Schwartau und dem AV Lübeck/AC Schleswig. Die erste Mannschaft (Melvin Höfges, Tristan Kartheuser, Collin Krien, Lukas Fieberg und Philipp Schmidt) gewinnt hauchdünn vor Mike Piotrowski, Paul Schubert, Phil Cericius, Jasper Jansen und David Silvio Kühn. So findet der Tag auch für Phil ein versöhnliches Ende.

Weitere Platzierungen für Fahrer des MSC Trittau: Tristan Kartheuser, K 1, Paul Schubert, K 4, Mike Piotrowski, K 5, alle 1. Rang; Jasper Jansen, K 1, Lukas Fieberg, K 4, beide 2. Rang.