Die Leichtathletin aus Großhansdorf wird in Berlin zum ersten Mal norddeutsche Meisterin über 100 Meter Hürden.

Großhansdorf. Nahezu gleichauf stürzten Leonie Piehl von der LG Reinbek-Ohe und ihre Kontrahentin Lisa-Marie Kottonau (LAC Berlin) ins Ziel. Mit bloßem Auge war nicht auszumachen, wer das Rennen gewonnen hatte. "Ich habe zuerst geglaubt, dass sie Zweite geworden ist", sagte Trainer Patrick Wienecke. Leonie war ebenfalls unsicher, dann durfte aber doch gejubelt werden. Das offizielle Ergebnis wies sie bei den norddeutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Jugend U 20 in Berlin-Lichterfelde mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung als Siegerin über 100 Meter Hürden aus. Ihre Zeit: 14,90 Sekunden.

"Ich habe mich total gefreut, immerhin ist das mein erster norddeutscher Meistertitel", sagte die 19-Jährige aus Großhansdorf. Sie kam noch zwei weitere Male aufs Siegespodest. Im Hochsprung belegte sie mit 1,65 Meter den zweiten Platz, im Weitsprung wurde sie mit 5,32 Meter Dritte und komplettierte damit ihren Medaillensatz. Mindestens ebenso sehr freute sich ihr Trainer im Hinblick auf die deutschen Mehrkampf-Meisterschaften am kommenden Wochenende in Hannover jedoch über Leonies Steigerung im Speerwurf. Nachdem sie in dieser Saison bislang nicht über 27 Meter hinaus gekommen war, landete das Sportgerät diesmal bei genau 30 Metern.

"So ein Positiverlebnis tut gut. Ich fahre jetzt sehr motiviert nach Hannover", sagte Leonie. Dass die Erwartungen für die nationalen Titelkämpfe dennoch nicht allzu hoch sind, hängt damit zusammen, dass Leonie es in den vergangenen Jahren nie geschafft hatte, beim Saisonhöhepunkt ihre besten Leistungen abzurufen. Ziel sei deshalb zunächst einmal eine neue Bestleistung, sagte die Athletin. Das würden mehr als 4596 Punkte bedeuten. Wienecke macht jedoch kein Geheimnis daraus, dass sein Schützling im Idealfall noch mehr erreichen und an die 4800 Punkte herankommen könnte. "Um die Medaillen wird sie nicht mitkämpfen können, aber ein Top-Ten-Platz wäre großartig", so der Coach.

Für Leoni wird es vorerst der letzte große Wettkampf sein: Vom Oktober an zieht es sie für ein halbes Jahr nach Thailand, um dort einen Freiwilligendienst abzuleisten und Kindern Englischunterricht zu geben.

Leonie ist jedoch nicht die einzige Athletin, die der LG Reinbek-Ohe in den kommenden Monaten fehlen wird. Chantal Dudas ist bereits in Atlanta, arbeitet dort bis zum Juni 2013 als Au-pair. Carina Hofmeister wird ihr kommende Woche nach Übersee folgen: Die Sprintspezialistin hat ein Stipendium für eine Highschool in South Dakota bekommen. Zum Abschied gewann sie in Berlin eine Silbermedaille über 200 Meter. Dass sie in 25,97 Sekunden recht deutlich hinter Siegerin Linda Krevert (Werder Bremen; 25,12 Sekunden) lag, dürfte auch an den Abiturvorbereitungen gelegen haben, die in diesem Jahr nur unregelmäßiges Training zugelassen hatten.

Wienecke: "Jetzt geht es wieder aufwärts." Die Zeit in den USA dürfte sie noch weiter voranbringen. Wienecke: "An den Highschools hat der Sport einen hohen Stellenwert, dort ist der gesamte Tagesablauf auf das Training ausgerichtet. Ich könnte mir vorstellen, dass sie als 400-Meter-Läuferin zurückkommt." Auf der längeren Distanz sieht der Coach die eigentlichen Stärken seines Schützlings. "Sie hatte bislang jedoch zu großen Respekt vor dieser harten Strecke, deshalb einen Wechsel stets abgelehnt", so der Trainer.

Mit Mandy Graw (LG Reinbek-Ohe) und Jana Marie Thiede (LG Glinde) waren noch zwei weitere Stormarnerinnen am Start: Mandy belegte im Diskuswurf der U 20 mit 34,82 Metern Platz vier, Jana Marie wurde über 300 Meter Hürden der Altersklasse W 15 in 50,55 Sekunden Fünfte.