Der 20 Jahre alte Grander etabliert sich in der Profiszene des Surfens. Noch allerdings kann er von seiner Sportart allein nicht leben.

Grande. Es ist ein tägliches Ritual: Der Wecker klingelt, Freundin Charleen verschwindet im Badezimmer und spätestens nachdem die Dusche angedreht wird, hält es Valentin Böckler auch nicht mehr länger in der Federn. Den Profisurfer zieht es an den Computer. Ein schneller Blick ins Internet auf die Seite von Windfinder - wie sind die neuesten Wettervorhersagen, wie die Windstatistiken. Es sieht gut aus - Windstärke vier bis fünf an Fehmarns Küste. "Ein 5,0-Segel müsste reichen, die Windrichtung ist auch okay", sagt Böckler. Bis zu sechs Stunden ist er dann auf dem Wasser. Er fährt das ganze Jahr hindurch. "Mit einem fünf Millimeter Neoprenanzug geht das auch im Dezember, dann aber nur für zwei Stunden", so Böckler. Charleen zeigt Verständnis für ihren surfverrückten Freund, sie selbst hat das Surfen im vergangenen Jahr in Ägypten relativ schnell erlernt, nicht verwunderlich mit solch einem Talent als Freund.

Der 20-Jährige wohnt noch bei seinen Eltern in Grande, da liegt die Ostsee gewissermaßen direkt vor der Haustür.

Bereits vor zwei Jahren gehörte Böckler, der seit gut 13 Jahren diesen Sport betreibt, zu den besten deutschen Nachwuchsfahrern. Auch auf internationaler Ebene machte er sich einen Namen: U 20 European Freestyle Champion 2010 und Windsurf-Talent of the Year im gleichen Jahr. Schon früh hatte er ein Ziel vor Augen: Den Wechsel in die Profiszene, nicht aber ohne im vergangenen Jahr seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann erfolgreich abzuschließen.

+++ Freestyler: Die neue Generation Windsurfer +++

Zwei Jahre später, Sommer 2012 - ein gut gelaunter Böckler trägt bei sommerlichen Temperaturen ein T-Shirt, auf dem groß das Logo seines Sponsors Bjökvin aufgedruckt ist. Er vermittelt einen geschäftstüchtigen Eindruck. Dass er vom Surfen allein leben kann, könne er noch nicht behaupten. "Aber mit meinen verschiedenen geschäftlichen Aktivitäten halte ich mich schon über Wasser", sagt Böckler. So zum Beispiel mit dem eigenen Internet-Shop, oder drei bis viermal die Woche mit dem Job in einem Hamburger Surfshop am Oortkatener See. Spontan nimmt der Jungprofi auch schon mal an einem Stand-up-Paddle-Rennen teil, dort sind schnell einige Hundert Euro Preisgeld zu gewinnen.

Vor zwei Jahren gründete er die Funsport-Academy, will Nachwuchstalenten den Weg ins Funsport-Business aufzeigen. Mit seinen 20 Jahren kennt er das Geschäft bereits genau, weiß aber auch, dass es kein leichtes ist.

Surfer sind noch einige der wenigen Idealisten in der heutigen Sportszene. Böckler steht hinter seiner Sportart, lebt sie gewissermaßen: " Ich möchte mit meinem Engagement Jugendliche wieder für das Windsurfen begeistern. Und Freestyle-Surfen gehört einfach mehr ins Rampenlicht."

Böckler betreibt seit Jahren das Freestyle-Surfen. Im Gegensatz zum sogenannten Waveriding wird beim Freestyle im Flachwasser gefahren. Vielfalt, Originalität und die Ausführung artistischer Elemente wie Loopings, Drehungen und Sprünge stehen im Vordergrund. Einen neuen Trick schaut er sich auf DVD an, immer wieder, solange, bis jedes noch so kleine Detail sitzt. "Und dann geht es raus aufs Wasser, üben, üben und nochmals üben."

Das Windsurfen hat in den letzten Jahren an Popularität verloren, wird 2016 bei den Olympischen Spielen in der brasilianischen Weltstadt Rio de Janeiro durch das Kitesurfen ersetzt. Windsurfen ist durch die Abhängigkeit von Wind und Wetter für Live-Überragungen im Fernsehen kaum planbar. Zudem ist Windsurfen eine Sportart, die nur mit einer sehr hohen Trainingsintensität erlernbar ist.

Von Freestylern für Freestyler - unter diesem Motto nahm der 20-Jährige die Geschicke selber in die Hand und gründete vergangenes Jahr den Verein Freestyle Battle. "Es gibt den Deutschen Windsurf-Cup, der auch Freestyle-Meisterschaften ausrichtet. Da sie aber nur an festen, lange vorher feststehenden Terminen stattfinden, ist man einfach zu abhängig von den jeweiligen Wetterverhältnissen", sagt Böckler "Wir veranstalten unsere eigenen inoffiziellen Meisterschaften, verabreden uns locker für ein spezielles Wochenende. Sieht es gut aus mit dem Wind, telefonieren wir kurzfristig." Beim letzten Event kamen mehr als 30 Freestyler, "die Besten der Besten" aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Böckler schaut in die Zukunft: "Ich hätte nichts dagegen, wenn wir von offizieller Seite anerkannt werden, es muss nur sichergestellt sein, dass der Spaß am Freestyle im Vordergrund steht"