Triathlonprofi Marc-André Hages hat bei Europameisterschaften am Sonntag in Frankfurt eine Top-Ten-Platzierung fest im Visier.

Lütjensee. Sein Traumziel Hawaii kennt Marc-André Hages bisher nur aus Erzählungen, seine Freundin ist da eine gute Quelle. Ein Jahr lang war sie für ein Sprachstudium dort, wo der drahtige Triathlet irgendwann seine Karriere krönen möchte. Das Ironman-Weltfinale auf Big Island ist berüchtigt, große Hitze und ein kräftiger Wind setzen den Athleten zu. Wer dort bestehen will, muss nicht nur hart trainieren, er braucht auch einen unbändigen Willen.

Dass Hages vieles mitbringt, hat er vor einem Jahr bewiesen, bei seiner Ironman-Premiere in Frankfurt am Main. Trotz zweier Stürze biss er sich durch, erreichte nach knapp neuneinhalb Stunden das Ziel. Er hat seitdem noch eine Rechnung offen mit dem Rennen in der Main-Metropole. An diesem Sonntag, bei den Ironman-Europameisterschaften, will er sie begleichen.

Seit zweieinhalb Jahren lebt der gebürtige Hannoveraner in Lütjensee, seit anderthalb Jahren ist er Profisportler. Gerhard Kruppa, ein Vermögensberater aus Stormarn, unterstützt ihn als Sponsor. "Zwischen uns ist eine enge Freundschaft entstanden", sagt Hages. "Ohne diese Unterstützung könnte ich den Sport in dieser Form gar nicht machen." Zwei bis drei Einheiten pro Tag, insgesamt bis zu 35 Stunden pro Woche, muss Hages leisten, um seinen eigenen hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Allein in dieser Saison hat er bereits zwei Trainingslager auf Lanzarote und Mallorca hinter sich.

Hages schätzt aber auch die Bedingungen in der Heimat, "es ist hier perfekt zum Trainieren", sagt er. Geplant wird alles von Constantin Depmeyer, seinem Coach, der schon die Barsbüttelerin Charlotte Bauer zu den Junioren-Weltmeisterschaften geführt hat. Hages war zweimal deutscher Jugendmeister, dann EM-Teilnehmer und Mitglied des Junioren-Nationalteams. Bis die Achillessehnenentzündung kam, die ihn zu einer langen Pause zwang, mehr als zwei Jahre.

Hages hat sich jetzt wieder herangekämpft, seine Ausbildung zum Versicherungskaufmann reichte ihm nicht. "Ich habe gespürt, dass ich in den Sport zurück möchte", sagt er, und weil er seine alte Grundschnelligkeit nach der Verletzung nie wieder hat herstellen können, entschied er sich für die Langdistanz. 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, dann noch einen Marathon laufen. In deutlich unter neun Stunden will Hages dieses Programm am Sonntag bewältigen, hofft auf einen Top-Ten-Platz.

Wie schwierig das wird, dessen ist sich der 26-Jährige bewusst. "Da ist ein Weltklassefeld am Start", sagt er. "Ich brauche einen perfekten Tag und einen starken Kopf." In den vergangenen Tagen hat es Hages ruhig angehen lassen, das Trainingspensum ist geschafft, jetzt steigt die Vorfreude beinahe von Stunde zu Stunde. "Am Sonntag weiß ich, ob sich die ganze Schinderei gelohnt hat", sagt Hages. Schon am Donnerstag ist er angereist, seine Freundin Jana Langbein begleitet ihn wie immer. Am Sonntag um 4 Uhr muss er aufstehen, gegen 6.45 Uhr ist Start.

Eine Belohnung gibt es am Abend so oder so, "nach den Rennen wird schon mal gefeiert", sagt Hages. Ansonsten hat sich der Lütjenseer ein Alkoholverbot auferlegt, verzichtet in der letzten Vorbereitungsphase auf Süßigkeiten und Limonade. Einen speziellen Ernähungsplan braucht er aber nicht. "Ich esse das, wonach mir ist", sagt Hages. Während des Rennens gilt freilich eine Ausnahme - es gibt zwei Energieriegel und ein spezielles Gel, das auch unter hoher Belastung gut verdaulich ist.

Hages macht sich nicht nur über sich und seine Karriere Gedanken, ihm geht es auch um seinen Sport an sich. Das Dopingproblem ist allgegenwärtig. "Sollte ein bekannter deutscher Athlet so etwas tun und erwischt werden, ist es für uns andere vorbei", sagt er. "Dann kann man es keinem Sponsor mehr erklären, warum er uns Geld geben soll." Die Triathlonprofis müssen strenge Regeln befolgen, ständig melden, wo sie sich aufhalten. Getestet wird bei den Rennen, aber die Kontrolleure machen auch unangekündigte Hausbesuche. "Morgens gegen sechs klingeln die dann", sagt Hages.

Gestört fühlt er sich von den Kontrolleuren nicht, "ich würde mir eher noch mehr Tests wünschen", sagt er. "Sollte ich am Sonntag das Rennen meines Lebens machen, könnten sonst ja die Neider kommen und irgendwas vermuten." Früher oder später will Hages unbedingt ganz weit oben landen, "für einen Mittelfeldplatz reiße ich mir nicht bei Sturm und Schnee den Hintern auf". Der Ironman von Frankfurt soll der nächste Schritt in die richtige Richtung werden.

In ein, zwei Jahren dann will Hages die nächste Stufe erreichen, die Qualifikation für das Ironman-Weltfinale, und ganz vorsichtig hat er auch schon etwas weitergedacht. "Irgendwann auf Hawaii zu gewinnen", sagt er, "das ist meine Vision."