Stormarner Sportlerwahl des Jahres: Valerie Riegraf, 13 Jahre alte Tennisspielerin des TSV Glinde, ist eine der drei Einzel-Kandidatinnen.

Großensee. Hans-Peter Born ist der Mann, der Valerie Riegraf Anfang Dezember ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk machte und für die 13 Jahre alte Tennisspielerin ein Jahr voller Höhepunkte krönte. Born ist beim Deutschen Tennis-Bund (DTB) verantwortlich für die Nationalmannschaft der U-14 -Juniorinnen, in der von Februar an auch Valerie aus Großensee vertreten sein wird. Die Nominierung ist das i-Tüpfelchen in einem Jahr, an dessen Ende Valerie nach internationalen und regionalen Erfolgen im offiziellen Ranking des DTB als Nummer zwei der Mädchen unter 14 Jahren in Deutschland geführt wird. "Die Einladung zum Nationalteam ist eine große Ehre für mich", sagt die Stormarnerin, "und die Vorfreude steigt von Tag zu Tag."

Im Februar wird sie mit den Besten des Landes beim Europe Winter Cup im tschechischen Roznov pad Radhostem antreten. Es wird der vorläufige Höhepunkt ihrer jungen Laufbahn sein, kurz nachdem Valerie im vergangenen Sommer erste internationale Erfahrungen sammelte. Im dänischen Odense, wo Valerie ihre vier Jahre ältere US-amerikanische Kontrahentin bezwang, fiel so etwas wie der Startschuss in ihrer erfolgreichen Saison 2011. Als Geschenk gab es dazu von ihrer Mutter einen Stoffteddybären, der seitdem als Glücksbringer stets mit auf Reisen ist. "Den verstecke ich immer irgendwo in meiner Sporttasche", verrät Valerie.

Erstmals zahlte sich bei dem Turnier in Dänemark der immense Trainingsaufwand so richtig aus, denn seit einem Jahr trainiert Valerie deutlich häufiger als zuvor. In Zahlen ausgedrückt heißt das: fünfmal in der Woche Tennis- und drei Einheiten Konditionstraining, verteilt auf ihren Heimatverein TSV Glinde sowie die Bezirks- und Verbandsauswahlteams. Die hohe Intensität bereitet der Achtklässlerin der Friedrich-Junge-Schule in Großhansdorf keine Probleme, ganz im Gegenteil: "Ich bin ein Energiemensch und bewege mich gerne. Weniger Sport zu treiben, wäre einfach nichts für mich."

Ihr Trainer Ole Wiederhold, der Valerie seit sieben Jahren begleitet, lobt ihre Einstellung: "Valerie ist sehr aktiv, kommt immer gerne zum Training. Sie ist ein fröhlicher, selbstbewusster und kommunikativer Mensch." Einziger Kritikpunkt: "Manchmal ist sie zu ungeduldig." Und ihr Trainingsfleiß zahlte sich aus: So preschte Valerie bei internationalen Jugendturnieren in Baden-Württemberg, Dänemark und Luxemburg unter anderem bis ins Halbfinale vor und holte im November mit ihrer Freundin und Doppelpartnerin Sophia Intert (TC RW Wahlstedt) den Titel des Verbandsmeisters.

Eine Reihe von Ausrufezeichen setzte der Teenager zudem in seinem Premierenjahr im Damentennis. Im August gewann Valerie die 34. offenen Lübecker Stadtmeisterschaften, ihr erster Turniersieg im Erwachsenenbereich war auch ihr erstes gewonnenes Preisgeldturnier. Gerne gibt die Stormarnerin zu: "Gegen ältere Spielerinnen mithalten zu können, ist eine schöne Bestätigung für meine Leistung."

Und der zweite Streich folgte zugleich bei den Gerry-Weber-Indoor-Open in Halle. Dort triumphierte Valerie über die Saarländerin Hannah Nagel, Nummer 76 der Damen-Rangliste, und zog in die nächste Runde ein. "Das war einer meiner persönlichen Höhepunkte des Jahres", sagt sie.

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn wer ein solches Trainings- und Turnierpensum hat wie Valerie, bei dem rücken andere Hobbys in den Hintergrund. So musste Valerie vor einem Jahr mit ihrer anderen großen Leidenschaft, dem Ballett, aufhören: "Seit ich vier Jahre alt bin, habe ich Ballett getanzt." Über viele Jahre ergänzten sich diese unterschiedlichen Sportarten perfekt, denn die konzentrierte Beinarbeit vom Ballett kam Valerie auch beim Tennis spürbar zugute. Vor dieser Saison wurde der Zeitaufwand dann zu groß. Eine Entscheidung musste her - Tennis oder Ballett?

Valerie entschloss sich dazu, auf die gelbe Filzkugel zu setzen, so wie fast alle Mitglieder ihrer tennisbegeisterten Familie. Ihrem älteren Bruder Robin, 17, folgte Valerie vor sieben Jahren von ihrem Heimatverein TC Lütjensee nach Glinde. Auch ihr zweiter Bruder Paul, 10, spielt beim TSV, während Mutter Birgit beim TC Großensee das Racket schwingt. Einzig Vater Markus spielt nicht selbst, ist aber wie die ganze Familie ein treuer Begleiter bei der Vielzahl von Turnieren, an denen Valerie teilnimmt.

Wenn die Schülerin einmal nicht bei Wettkämpfen ist, verbringt sie ihre Freizeit gerne mit ihren Freundinnen. Doch diese tennisfreien Wochenenden sind rar gesät, schließlich hat Valerie mit ihrem Trainer bereits ein straffes Turnierprogramm für die nächsten Monate organisiert. "Wir wollen Valeries Position in den DTB-Rankings halten und international den nächsten Schritt machen", so Wiederhold.

Das ist ganz in Valeries Sinne, denn sie hat einen großen Traum: "Ich möchte bei einem Grand-Slam-Turnier spielen." Der Weg dorthin führt nach einer kurzen Verschnaufpause über Weihnachten und Silvester zunächst über Tarbes. In der französischen Kleinstadt in den Ausläufern der Pyrenäen findet im Januar ihr nächster Wettkampf statt. Ihren Glücksbringer wird Valerie in Südfrankreich dann ganz bestimmt auch wieder mit im Gepäck haben. (abendblatt.de)