Tischtennis-Zweitliga-Herren haben nach 9:4-Siegen bei Hertha BSC Berlin und gegen den TTS Borsum beste Voraussetzungen im Titelkampf.

Siek. Ihr eigenes Heimspiel gegen den TTS Borsum (9:4) war schon längst vorbei, da hockten die Tischtennis-Herren des SV Siek in der Mehrzweckhalle noch immer am tragbaren PC von Vereinsmitarbeiter Kay Maschke und konnten den Blick gar nicht vom Bildschirm lassen.

Per Live-Ticker bekamen sie mit, wie erst der TTC Schwalbe Bergneustadt am TTC Hagen scheiterte (7:9) und wie eine halbe Stunde später das 7:9 von Hertha BSC gegen den TTC indeland Jülich feststand. Damit hatte die "verrückteste Halbserie aller Zeiten in der Zweiten Bundesliga Nord" (Abteilungsleiter Stefan Zilz) eine überraschende Wendung genommen. Einen Tag zuvor in Berlin ebenfalls siegreich (9:4), schnellten die Sieker vom fünften auf den ersten Rang empor. Punktgleich mit Bergneustadt und Jülich schreiten sie aufgrund der besten Spieldifferenz als Halbzeitmeister in die Pause bis zum Rückrundenbeginn am 7. Januar.

"Das sind jetzt optimale Voraussetzungen im Kampf um den Titel, dürfen wir von den restlichen neun Partien doch noch sechs an eigenen Platten bestreiten", frohlockte Zilz. In den Titelkampf kann aber sogar der Tabellensechste Borussia Dortmund (10:8 Punkte) noch eingreifen. "Diese Liga ist einfach sensationell. So eng war es noch nie", stellte Spielertrainer Wang Yansheng fest, der beim gemütlichen Abendessen hinterher ausschließlich in freudestrahlende Gesichter blickte.

Am glücklichsten wirkte Deniz Aydin, der sich mit insgesamt drei von vier möglichen Einzelpunkten die Rückstufung von Position zwei ins mittlere Paarkreuz ersparte. Wer den norddeutschen Meister kennt, der ahnt, wie hart ihn das getroffen hätte. "Die Aufstellung kann nun so bleiben, wie sie war", kündigte Wang Yansheng an. Allenfalls ein freiwilliger Tausch im zweiten Teamdrittel zwischen Asmussen (Bilanz: 10:7) und Hindersson (13:4) käme noch infrage, nachdem Asmussen auf ein für ihn persönlich "schwarzes Wochenende" (0:4) zurückblickte.

Unterstützt von seiner Verwandtschaft trumpfte der Berliner Aydin ein paar Kilometer von seiner Haustür entfernt gegen seinen Ex-Klub groß auf. Gegen Miroslav Bindatsch feierte er dank kluger Taktik seinen ersten Einzelerfolg überhaupt, anschließend musste auch sein ständiger Trainingspartner Sebastian Borchardt "dran glauben". Eingangs hatte Aydin an der Seite von Irfan Cekic, ebenfalls ein früherer Herthaner, gegen Borchardt und Andy Römhild die erste Überraschung fertiggebracht (3:1). Wang Yansheng, Mikkel Hindersson (je 2:0), Cekic und Asmussen/Hindersson trugen die weiteren Zähler zum unerwartet deutlichen Auswärtserfolg zusammen.

An diese Form knüpften die Sieker gegen die Borsumer an. In den Doppeln 3:0 gestartet, war es Wang, der mit einem hart erkämpften 3:2 gegen den Chilenen Jaime Felipe Olivares für die 4:0-Führung sorgte und damit die Vorentscheidung herbeiführte. Groß war der Jubel, als dann Daniel Cords ein 3:0 über Jugend-Nationalspieler Niklas Matthias glückte.

"Naturgemäß fehlt ihm noch die Erfahrung. Aber mit seiner Entwicklung bin ich sehr zufrieden", lobte Wang den 18 Jahre alten Youngster, der mit seinen Einzelresultaten (4:8) den anderen noch etwas hinterherhinkt. In der Rückrunde wird ihm nun eine ausgeglichene Bilanz zugetraut. Über alle Zweifel erhaben ist längst Hindersson, der nach verletzungsbedingten Schwierigkeiten vergangene Serie inzwischen die Zuverlässigkeit in Person verkörpert. Wie schon in Berlin absolvierte er auch gegen die Borsumer alle seine drei Auftritte siegreich.

Wang Yangsheng, mit 51 schon mal von dem einen oder anderen Zipperlein geplagt, verrät, wie er die Zeit bis zum Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten TuS Celle zu überbrücken denkt: "Schwimmen und saunen in Bad Schwartau werden meinem Rücken und meinen Knien gut tun." Dem Team wird es nicht erspart bleiben, die Vorbereitung auf die Rückrunde schon in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr zu beginnen. Mit der Halbzeit-Meisterschaft im Rücken ist für die entsprechende Begeisterung am Training aber gesorgt.