Nordstormarner Kreisliga-Fußballer des SV Preußen Reinfeld setzen ihren Aufschwung mit einem 2:0 beim SV Türkspor Bad Oldesloe fort.

Bad Oldesloe/Reinfeld. Auf dem schmalen Grat zwischen Selbstvertrauen und Überheblichkeit hat der SV Preußen Reinfeld die richtige Balance gefunden. So jedenfalls sieht es im Moment aus in dem Verein, der jahrelang in der Verbandsliga und seit dem Abstieg vor 17 Monaten in der Fußball-Kreisliga Stormarn sein Graue-Maus-Image pflegte. Die Verantwortlichen wollen mit ruhiger Hand am Aufschwung arbeiten, nur nichts überstürzen. Seit dem großen Kreispokal-Coup vor zwei Wochen, dem 5:4-Viertelfinaltriumph über den Titelverteidiger SV Eichede, bremsen sie deshalb die Euphorie und haben mit ihrer Strategie Erfolg. Statt übermütig zu werden, präsentiert sich die Mannschaft auch im Punktspielalltag hoch konzentriert und rückte nach dem 2:0 beim SV Türkspor Bad Oldesloe auf Rang fünf vor.

Ganz langsam schraubt Trainer Jochen Prieß die Ansprüche nun nach oben, ist in erster Linie aber auf Aufbauarbeit bedacht mit seinem jungen Team. Vom Titel, vom Aufstieg kein Wort, das kann warten. "Aber wir wollen jetzt die Gegner, die noch über uns stehen, ein bisschen ärgern", sagte der Coach. Im Kurparkstadion dauerte es 50 Minuten bis zum ersten Tor, die Entscheidung fiel erst kurz vor Schluss. "Aber wir sind ganz cool geblieben, haben an uns geglaubt", so Prieß. "In unserer Situation, da es so gut läuft, ist das natürlich viel einfacher." Das Gegenteil bekam der SV Türkspor zu spüren, dem in der Offensive zu wenig gelang und dessen Heimat nach vier Niederlagen in Folge der viertletzte Tabellenplatz ist.

Als Reinfeld 2010 absteigen musste, erwischte es zugleich den Erzrivalen VfL Oldesloe, dessen Konsolidierungsphase zurzeit genauso erfolgreich, aber doch ganz anders verläuft. Gemeinsam haben beide Klubs das Understatement, das sich durch die offiziellen Verlautbarungen der Verantwortlichen zieht. An der Trave setzte man zwar auch ein bisschen auf die Jugend, vor allem aber auf die Rückkehr von Trainer Sven Buntfuß und einiger ehemaliger VfL-Ligaspieler. Mindestens zwei Jahre brauche man aber noch, ehe der Verbandsligaaufstieg realistisch werde. Trotz Platz vier mag das mühevolle 1:0 gegen den sich wacker wehrenden Abstiegskandidaten SV Hammoor als Indiz gelten, dass in dieser Saison wohl tatsächlich noch andere das Rennen machen werden.

An erster Stelle ist neuerdings wieder der WSV Tangstedt zu nennen, der sich beim eine Halbzeit lang überzeugend agierenden TuS Hoisdorf noch mit 6:1 durchsetzte und neuer Spitzenreiter ist. Auch der VfL Tremsbüttel, noch ungeschlagen und seit dem 7:1 beim nach seinem exzellenten Saisonstart immer mehr abbauenden Aufsteiger FC Ahrensburg Tabellenzweiter, wird stetig stärker.

Bleibt die Frage, zu welchen Taten der Vizemeister SV Timmerhorn-Bünningstedt fähig ist. Der Klub rutschte auf Rang drei ab, weil es beim TSV Bargteheide II, an alter Wirkungsstätte von Trainer Thomas Runge, mit 1:2 völlig verdient die erste Saisonniederlage setzte. "Das ist ein Erfolg des ganzen Vereins, weil unser übergreifendes Konzept aufgeht", sagte TSV-Coach Frank Witte, in dessen Elf vier Leihgaben aus der eigenen Verbandsligamannschaft standen. Neun Punkte beträgt nun der Vorsprung auf die Abstiegsplätze und Schlusslicht SC Union Oldesloe (2:7 gegen den Witzhaver SV, der zuvor viermal in Folge verloren hatte). Runge sagte, Timmerhorn sei weiter auf einem guten Weg. "Die Niederlage hat aber gezeigt, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir sein möchten und wie andere glauben." Ein Satz nach dem Muster, wie sie auch in Reinfeld und beim VfL Oldesloe ihre Statements zurückhaltend formulieren.

Zum breiten Verfolgerfeld von Spitzenreiter Tangstedt gehört weiter auch der SSV Pölitz, der mit 2:1 beim nach wie vor sieglosen SSC Hagen Ahrensburg II gewann. Gleichauf ist der im Moment beste Aufsteiger SC Elmenhorst, dem seit Wochen fast alles gelingt. Das 4:0 beim SV Hamberge war der fünfte Sieg hintereinander, die Mannschaft ist seit dem 31. August ungeschlagen. "Wir haben die Partie dominiert, dem Gegner den Schneid abgekauft", sagte Trainer Karsten Drube, "aber wir haben auch dieses Mal eigentlich nicht gut gespielt. In der zweiten Halbzeit war das zum Teil Not gegen Elend." Überraschende Worte, hinter denen neben Wahrheit das Kalkül stecken mag, aufkommendem Übermut im Team vorzubeugen. Denn auch in Elmenhorst ist der Grat zwischen Selbstvertrauen und Überheblichkeit schmal.