Der 15 Jahre alte Ahrensburger Hockeyspieler nimmt am Wochenende am Sichtungstraining der U-16-Nationalmannschaft in Mönchengladbach teil.

Ahrensburg. Wie erreicht man einen Teenager heutzutage zuverlässig und direkt? Via E-Mail. Das dachte man sich zumindest beim Deutschen Hockey-Bund und zog bei der Einladung zum Sichtungstraining der U-16-Nationalmannschaft moderne Kommunikationsmittel dem traditionellen Anruf vom Bundestrainer vor. Auf diesem Wege landete eine der 25 begehrten E-Mails vor zweieinhalb Wochen ebenfalls im Postfach des Ahrensburgers Jan Mundorf.

Auch ohne Telefonat sei die Einladung zur Nationalmannschaftssichtung "eine Riesensache", so der 15-Jährige. Jan war vor drei Jahren aus Ahrensburg zum Club an der Alster gewechselt. Im Dress des Hamburger Klubs spielte er sich rasch in die Landesauswahl und empfahl sich nun sogar für den Kreis der deutschen Jugendmannschaft.

An diesem Wochenende ist es soweit: Bundestrainer Marc Haller schart in Mönchengladbach 21 Feldspieler und vier Torhüter um sich. Dort wird er die Jugendlichen einem intensiven Leistungscheck unterziehen. Rund einem Dutzend der Talente winkt dann der Sprung in den Nationalmannschaftskader für das kommende Jahr.

Die Jungen müssen auf alles vorbereitet sein, denn die Trainingsinhalte wurden im Vorwege nicht verraten. "Ich lasse das einfach auf mich zukommen", sagt Jan. Ohnehin sei die Zeit zu knapp bemessen gewesen, um sich hockeytechnisch noch entscheidend zu verbessern. Stattdessen feilte er mit Läufen am Bredenbeker Teich oder auf dem Sportplatz am Reesenbüttel lieber an Athletik und Kondition.

Die Nationalmannschafts-Sichtung ist der vorläufige Höhepunkt in der noch jungen Hockey-Laufbahn des Stormarners, die vor knapp zehn Jahren in Ahrensburg ihren Anfang nahm. Jans Familie war gerade aus München in den Kreis gezogen, da kam die Empfehlung der Patentanten, beim hiesigen Hockeyverein "reinzuschnuppern" genau richtig. "Vom ersten Tag an hat es mir richtig viel Spaß gemacht", sagt Jan, der im THC Ahrensburg von Hauke Wieczorek, Björn Richter und Henrik Wolgast trainiert wurde.

Besondere Freude haben ihm in Ahrensburg die Feriencamps bereitet. Als Jan die hockeyfreie Zeit in den Sommerferien dennoch zu lang wurde, belegte er einen zusätzlichen Lehrgang in Hamburg. "Dort habe ich dann gemerkt, dass ich mit den Hamburger Spielern meiner Altersklasse mithalten kann", sagt Jan.

Nachdem er Blut geleckt hatte, war der Wechsel zum Club an der Alster nur noch eine Frage der Zeit. "Ich wurde dort sehr gut aufgenommen und konnte mich schnell in einer super Mannschaft integrieren", erzählt Jan. Inzwischen ist er unter seinem Trainerduo, bestehend aus David Plewa und Herren-Coach Joachim Mahn, zu einer festen Größe in der Defensivzentrale geworden.

Er sagt: "Ich mag die Position. Von dort kann ich das gesamte Spiel aufbauen, habe defensiv aber auch die klare Aufgabe meinen Gegenspieler zu stoppen." Mit der damit verbundenen Verantwortung kann Jan gut umgehen, denn im Spiel besticht er mit Nervenstärke und energischem Zweikampfverhalten. Und sobald die Kugel rollt, kann der 15-Jährige, der abseits des Platzes einen besonnenen Eindruck hinterlässt, auch mal richtig laut werden. "Manchmal müsste ich vielleicht noch einen Tick mutiger nach vorne spielen", sagt Jan selbstkritisch.

Wie bei vielen Leistungssportlern üblich, ist Jan selsbt sein größter Kritiker. "Ich stelle einen hohen Anspruch an mich selbst. Ich will jedes Mal an meine Leistungsgrenze gehen, sobald es auf den Platz geht", sagt der 15-Jährige.

Anlass dazu gibt es häufig genug, denn viermal pro Woche fährt Jan nach Hamburg, um beim Club an der Alster oder mit der Landesauswahl zu trainieren. Am Wochenende stehen dann in der Regel Punktspiele oder Turniere auf dem Programm. Da bleibt nur noch ein freier Nachmittag, an dem Jan zurzeit einen Tanzkursus besucht.

"Das hat in der Schule gerade die Runde gemacht, deshalb bin ich mit einigen Freunden dann auch da hingegangen. Vor allem aber tut es gut, einmal in der Woche etwas ganz anderes als Hockey zu machen." Zeit für weitere Hobbys bleibt dem Zehntklässler der Stormarnschule kaum noch, denn seine große Leidenschaft ist neben der Schule längst zur Vollzeitbeschäftigung geworden. "Meine Familie unterstützt mich dabei sehr gut. Das ist mir sehr wichtig", sagt Jan.

Dass sein kleinerer Bruder Simon, 13, inzwischen ebenfalls den Krummstock für den Club an der Alster und die Hamburger Auswahl schwingt, kommt also nicht von ungefähr. Willkommene Abwechslung bringt da Schwester Linnea, 10, in den Haushalt, sie interessiert sich eher für Musik und Malerei.

Doch nicht nur die Familie, sondern auch Jans Freunde und Mannschaftskollegen werden ihm die Daumen drücken, dass der Sprung in die U-16-Nationalmannschaft gelingt. "Auf diesem Niveau entscheiden womöglich Kleinigkeiten. Ich werde mein Bestes geben, um es in den Kader zu schaffen", sagt Jan. Sollte das gelingen, wäre das zweifellos wieder "eine Riesensache".