Abschlag: Für den vierten Teil unserer Serie sind wir in die familiäre Atmosphäre des Golfclubs Reinfeld eingetaucht

Reinfeld. "Als ich dem Verein beigetreten bin, dachte ich, ich würde das einzige passive Mitglied werden", erzählt Rolf Reese. Das war 2007. Damals hatte Reese lediglich die Absicht, den Golfclub Reinfeld zu unterstützen, weil er fand, dass sei "eine gute Sache für die Gemeinde". Dann fügt Reese hinzu: "Aber dann hat mich doch das Golfvirus gepackt." Zufrieden blickt er über die rund 40 Hektar Grün, die sich vor ihm erstrecken. Mittlerweile spielt der Vorsitzende der Betreibergesellschaft des Vereins selbst "mit wachsender Begeisterung" Golf.

Rund 300 aktive Mitglieder zählt der verhältnismäßig kleine Klub am Binnenkamp in Reinfeld. "Bei uns herrscht eine große Verbundenheit zwischen der Gemeinde und dem Verein", erzählt Rolf Reese. "Wir sind kein anonymer Klub." Maren Spath sieht das genauso: "Jeder kennt jeden." Laut der Schatzmeisterin des Vereins legen die Mitglieder gerade auf diese "sehr private" Atmosphäre Wert. "Hier gibt es keine Cliquenbildung", betont Maren Spath. Damit auch neue Mitglieder gleich den Anschluss finden, hat der Golfklub sich etwas ausgedacht. "Unsere Golfpaten helfen dabei, neue Mitglieder rasch in die Spielergemeinschaft einzubinden", erklärt Rolf Reese. Als Paten stellen sich aktive Sportler des Vereins zur Verfügung. Sie sind Ansprechpartner für die "Neuen" und geben Tipps auf dem Golfplatz. Reese: "Keiner soll sich allein oder fremd im Verein fühlen. Darauf legen wir viel Wert." Die Golfpaten bieten sich auch als Mitspieler auf dem Neun-Loch-Platz des Reinfelder Klubs an. Der Platz erstreckt sich über eine Länge von 2774 Metern. "Viele unserer Mitglieder sind berufstätig", sagt Maren Spath. "Für eine 18-Loch-Bahn bleibt häufig gar nicht genug Zeit." Der Trend gehe zu den Kurzplätzen. "Zu zweit braucht man dafür ja auch schon um die zwei Stunden."

Die Zeit haben sich Hubert Wimmer, Heino Beitel und Manfred Fischer genommen. Den drei Herren ist ihr Sport heilig. Um Golf zu spielen, trotzen sie Wind und Wetter. Von Kopf bis Fuß in einen grünen Regenanzug gekleidet, schlägt Heino Beitel ab. Sein Equipment hat er unter einem großen Regenschirm versteckt. Der Freude am Golfen tut der Regen keinen Abbruch. "Nach dem Spiel kann man sich ja wieder aufwärmen", sagt der Sportler lachend. "Auf unserem Platz kann man praktisch bei jedem Wetter spielen", erzählt Schatzmeisterin Maren Spath. Der Boden sei im Vergleich zu anderen Golfanlagen eher sand- und nicht lehmhaltig. Spath: "Das Wasser wird schnell aufgesaugt, so können wir hier das ganze Jahr hindurch spielen." Nach dem Spiel zieht sich die Herren-Runde dann aber doch schnell ins Trockene zurück. Der Regenschirm hat dem Wind nicht mehr standgehalten, umgedreht weht er hinter den Sportlern her.

Lautes Lachen dringt aus Restaurant Casa Rusticana, das gegenüber der Klubanlage liegt. Dort und im Bauernladen Dölger essen und trinken die Mitglieder nach dem Spiel gemeinsam. Über einen eigenen Gastronomiebereich verfügt die Golfanlage derzeit noch nicht. Im Zuge ihres fünfjährigen Bestehens in diesem Jahr hat der Verein aber vor allem den Außenbereich ausgebaut. "Wir haben zwei Teiche angelegt und eine wunderschöne Blumenwiese", berichtet Maren Spath. Knicks, neue Bunker und Bachläufe seien entstanden. "Zu unserem Jubiläum haben wir mehr als 10 000 Bäume gepflanzt", sagt die 47-Jährige. Durch den Ausbau sei die Anlage anspruchsvoller geworden, im Rating ist der Platz gestiegen. Trotzdem sei noch für jedes Spielniveau etwas dabei, versichert Maren Spath, die ihre Platzreife vor einigen Jahren auf dem Reinfelder Golfareal gemacht hat. "Anfänger sollen bei uns genauso wie erfahrene Spieler den Golfsport genießen können", erklärt die Schatzmeisterin die Philosophie des Klubs.

Aber nicht nur die Anlage wurde ausgebaut; das ganze Jahr über bietet der Klub verschiedene Jubiläumsangebote an. "Wir verlosen unter anderem Trainingseinheiten bei unserem Golftrainer Mark Wiggins und bieten Schnuppergolfen an. Einen Tag lang war auch unsere gesamte Anlage kostenfrei", erzählt Maren Spath.

Im Oktober feiert der Verein ein Fest zum Abschluss der Jubiläumssaison. "Wir richten ein Turnier aus und werden abschließend zur Saison bei Federweißer und Zwiebelkuchen nett beisammen sitzen", sagt die Schatzmeisterin.

Wenn die Saison zu Ende geht, beginnt für "die gute Seele des Klubs", Greenkeeper Marco Linsener, der entspanntere Teil seiner Arbeit. "Dann komme ich auch mal wieder zum Golfspielen. Im Sommer hätte ich ja nur vor meinem Arbeitsbeginn um 5 Uhr morgens Zeit", sagt der 43-Jährige, den das frühe Aufstehen gar nicht stört. Zusammen mit Joachim Rokstein und Sigmunt Wesner ist Linsener für die Pflege der Anlage verantwortlich. "Die Grüns müssen jeden Tag gemäht werden", berichtet der Greenkeeper. Der Rasen sei sehr pflegeaufwändig. "Das Gras rund um das Loch beispielsweise ist 600-mal stärker strapaziert als der Strafraum im Fußballstadion." Seit der Gründung des Vereins vor fünf Jahren gehört Marco Linsener zum Team. Auf der Reinfelder Anlage hat er selbst das Golfen gelernt.

"Ich finde es wichtig, als Greenkeeper auch selbst zu spielen. So kann ich die Bahnen einfach besser beurteilen", sagt der gelernte Kfz-Mechaniker. Er könne dadurch zum Beispiel besser erkennen, wo ein Bunker hingehöre und an welcher Stelle Fahnen aufgestellt werden müssten. Marco Linsener erklärt: "So gelingt es mir, die Pflege der Anlage auf den Spielbetrieb abzustimmen." Dass er während der Spielsaison eine sieben Tage dauernde Arbeitswoche hat, macht Marco Linsener nichts aus. "Ich fahre jeden Morgen pfeifend zur Arbeit", erzählt der 43-Jährige, der im benachbarten Hamberge wohnt. Morgens könne er ganz für sich allein die Natur genießen, Rehe und Hasen beobachten. Linsener sagt: "Dafür fahren andere extra in den Urlaub." Wohl auf dem Platz fühlt sich auch Bernd Rathje.

Der Präsident des Klubs gehört zu den Mitgründern des Vereins. "Meine Platzreife habe ich erst 2004 gemacht, bin also quasi ganz frisch dabei", erzählt der 48-Jährige. Heute spiele er bis zu fünfmal pro Woche. "Das Golfvirus", meint Rathje achselzuckend. Seit zwei Jahren kooperiert der Golfclub Reinfeld mit der Volkshochschule (VHS). "Menschen, die über ihr sonstiges Umfeld kaum Bezug zum Golfsport haben, fühlen sich über die VHS eher angesprochen", sagt der Präsident des Klubs. Im Programm der VHS wird ein Platzreifekursus angeboten. "Der Kursus kostet nur knapp die Hälfte des normalerweise üblichen Preises", sagt Rathje. "Dass Golf elitär und teuer sein soll, ist Quatsch." Diese Erkenntnis setze sich erfreulicherweise langsam durch. Das beobachtet auch Rolf Reese. Neue Mitglieder seien beim ersten Besuch des Klubs oft noch verhalten. "Aber schnell merken sie, wie locker und freundlich es hier zugeht." Dem Golfvirus entkommt hier wohl keiner so leicht.