Tischtennis-Herren unterliegen Erstligateam 1. FC Saarbrücken im Achtelfinale des deutschen Pokals mit 1:3. Trotzdem mit Leistung zufrieden.

Siek. Deniz Aydin erhob sich von der Spielerbank und klatschte frenetisch. Jakob Asmussen neben ihm nahm noch einen kräftigen Schluck aus der Wasserpulle. Dann stand die Mehrzweckhalle Kopf. Bojan Crepulja beförderte die weiße Kugel beim Gegenangriff aus der Halbdistanz weit hinter die Platte.

Gefeierter Mann war Mikkel Hindersson, der in diesem Moment seinen dritten Matchball genutzt hatte. Die Tischtennis-Herren des SV Siek hatten den Ehrenpunkt, von dem sie vorher träumten - wobei Hinderssons Erfolg über Crepulja aus der Zweiten Liga Süd, der den verletzten portugiesischen Nationalspieler Joao Monteiro ersetzte, nun keine extreme Überraschung darstellte. Das Wunder im Achtelfinale des deutschen Tischtennis-Pokal blieb jedoch aus. Erstliga-Tabellenführer und Champions-League-Teilnehmer 1. FC Saarbrücken wurde seiner Favoritenrolle mit einem 3:1-Erfolg beim Zweitliga-Spitzenreiter gerecht. Die 300 Zuschauer (270 "Zahlende", Vereinsrekord) dankten trotzdem mit viel Beifall für das besondere Erlebnis.

Entzückt äußerten sich die Eheleute Steffi und Harry Hannes, im Kreis Stormarn bekannte Aktive des SV Tralau: "Bastian Steger sieht man nicht alle Tage hautnah in Aktion." Vor allem war es interessant, die Reaktion des 38-fachen Nationalspielers auf eine schwierige Passage zu beobachten. 7:4 lag Asmussen gegen den demnächst, wenn sich in Danzig die besten Spieler des Kontinents duellieren, siebenfachen Europameisterschafts-Teilnehmer in Führung (zweiter Satz). Der Däne in Sieker Diensten nahm sich eine Auszeit, um sich auf Stegers nächsten Aufschlag einstellen zu lassen - 8:4. Dann aber war fast jeder Schuss des mit einer extrem gefährlichen Rückhand ausgestatteten Steger ein Treffer. Wie selbstverständlich gewann er den zweiten Durchgang 12:10.

"Ich würde es wieder so machen. Den Punkt, den ich mir von der Unterbrechung versprochen hatte, habe ich ja geholt", betonte Asmussen. "Manchmal ist es gar nicht leicht. Alle sind heiß, gegen einen zu gewinnen", stellte Steger, der kürzlich Koryphäe Timo Boll im Punktspiel bezwang, fest. Dann lachte er auch schon wieder in die Handy-Kamera, die ihm Kim-Christian Harder aus Lübeck für ein Erinnerungsfoto vor die Nase hielt.

Hätte es mit Wang Yansheng, der sich nicht in Bestform wähnt und den Jüngeren als Belohnung für ihre bisherigen Punktspielleistungen den Vortritt ließ, besser laufen können? "Vor 20 Jahren vielleicht", erklärte der Spielertrainer, 51, in aller Bescheidenheit.

Dann aber zahlte sich sein Vertrauen in Deniz Aydin nicht aus. Der für seine verwegenen Aktionen bekannte Berliner offenbarte phasenweise eklatante Rückschlagschwächen, wenn der Slowene Bojan Tokic den Ball ins Spiel brachte. Aus einem 6:4 und einem 8:7 im zweiten Satz wurde so ein 8:11. Auch gegen Steger schien es so, als wollte Aydin zu früh zu viel. Christian Will, Präsident des Hamburger-Traditionsclubs TTC Grün-Weiß-Rot, verteidigte den am Ende kapitulierenden Publikumsliebling: "Was soll er denn machen? Wenn er nicht bedingungslos angreift, dann kloppt ihm doch der Steger die Bälle um die Ohren."

Zwei waren über das rasche Ende dann einigermaßen froh. "Wir sind so gut wie ausverkauft", erklärte Michaela Laubach, die am Imbiss gemeinsam mit Tochter Leira, 12, Schwerstarbeit verrichtete. 130 Wiener Würstchen und ungefähr die doppelte Anzahl an belegten halben Bötchen gingen über den Tisch. Wer wollte, konnte sich auch wieder gratis an den Bananenstauden von Sponsor Fyffes bedienen.

"Was der SV Siek organisatorisch angeboten hat, war erstligareif", lobte der Saarbrücker Team-Manager Klaus Bastian die Gastgeber. Bastian nannte Zahlen, welchen Geldbetrag die Sieker stemmen müssen, sollten sie sich eines Tages über ihre nachvollziehbaren Bedenken hinwegsetzen und den Aufstieg ins Oberhaus in Angriff nehmen: "Unter 200 000 Euro im Etat braucht man sich darüber keine Gedanken zu machen. Diese Summe ist das Minimum." Sparzwänge leben sogar die Saarbrücker vor, die in einem Drei-Sterne-Hotel der näheren Umgebung übernachteten und am nächsten Morgen um acht Uhr die Heimfahrt im PKW antraten.

SV Siek - 1. FC Saarbrücken 1:3 Aydin - Tokic 3:11, 8:11, 8:11; Asmussen - Steger 7:11, 10:12, 8:11; Hindersson - Crepulja 11:7, 9:11, 11:9, 12:10; Aydin - Steger 4:11, 5:11, 3:11.