Bettina Lange aus Bargfeld-Stegen und die Oldesloerin Anke Lakies gewinnen bei Triathlon-Weltmeisterschaften in Peking Gold und Silber

Bargfeld-Stegen/Bad Oldesloe. Abends um 18 Uhr flog die Doppelweltmeisterin über Hamburg ein, nur eine Stunde später bereiteten Familie und Freunde ihr zu Hause in Bargfeld-Stegen einen triumphalen Empfang. So wurde es schon wieder ein besonderer Tag in der an Höhepunkten ja ohnehin nicht gerade armen Karriere der Bettina Lange. Nach Gold im weniger bedeutsamen Aquathlon (Laufen und Schwimmen) vier Tage zuvor siegte die zähe Ausdauersportlerin in Peking erstmals auch bei den Triathlon-Titelkämpfen der Senioren in der Altersklasse W 40. Und Anke Lakies (VfL Oldesloe; W 40) hat mit Rang zwei im Sprintrennen ebenfalls Großes vollbracht im fernen Osten.

Lakies stand mit ihrem Ehemann Lothar an der Strecke und applaudierte, als Lange über die olympische Distanz (1500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, zehn Kilometer Laufen) zum Titel eilte. Im Wasser und im Sattel war sie die Schnellste ihrer Altersklasse, am Ende blieb nach 2:15,51 Stunden knapp eine Minute Vorsprung. "Die Form stimmte, die Vorbereitung stimmte, ich habe mich gut gefühlt", sagte Lange, aber siegessicher war sie erst nach dem letzten Anstieg der abschließenden Laufstrecke 500 Meter vor dem Ziel: "Da habe ich noch einmal alle Kräfte mobilisiert." Jubelnd lief Lange ins Ziel und krönte eine Bilderbuchsaison, in der sie nicht nur Europa- und Doppel-Weltmeisterin wurde, sondern auch sonst alle ihre Rennen gewann.

Niemand hatte mit Langes WM-Triumph rechnen können, jedenfalls bis vor ein paar Wochen. Die Reise nach China hätte das Budget der zweifachen Mutter gesprengt, ihr Trainingsplan war deshalb nur auf die EM im vergangenen Juni ausgerichtet. Nachdem sie dort ihren ersten internationalen Titel im Triathlon geholt hatte, ermöglichten ihr Sponsoren den Flug nach Peking.

"Den Druck, unbedingt gewinnen zu wollen, habe ich mir aber selbst gemacht", sagte Lange nach ihrer Glanzleistung. Zurück zu Hause standen 80 Athleten aus der Triathlonsparte des TSV Bargteheide im orangefarbenen Vereinsdress für die Weltmeisterin Spalier, das Jugend-Blasorchester spielte auf, der stellvertretende Bürgermeister Werner Kuhlmeier hielt eine Ansprache. "Es ist gigantisch, was hier los war", sagte Lange. "Ich bin nach Erfolgen immer großartig empfangen worden, aber das hat alles gesprengt." Mit ihren Siegen will sie auch den Nachwuchs motivieren: "Es ist schön, ein bisschen Vorbild sein zu können."

Silbermedaillengewinnerin Lakies hatte das Abenteuer China von langer Hand vorbereitet, auch vor Ort überließ sie nichts dem Zufall. Jeden Morgen Training, um sich an die frühe Startzeit um 7.15 Uhr zu gewöhnen. Weil sie im Restaurant nach Fotos auf der Speisekarte wählte, suchte die Oldesloerin am Vorabend des Rennens ein Lokal aus, das sie schon getestet hatte. "Ich wollte sichergehen, dass mir das Essen bekommt", sagte sie. Für das Frühstück drei Stunden vor dem Start hatte sie sich Schwarzbrot und ihr Lieblingsmüsli aus der Heimat mitgebracht.

Dass trotzdem bei fast jedem großen Wettkampf auch etwas schiefgeht, musste Lakies eine gute Stunde vor dem Start zur Kenntnis nehmen. Ihr am Vorabend in der Wechselzone eingechecktes Rennrad hatte einen Platten, so war es auch schon vor einem Jahr bei ihrem fünften WM-Platz in Budapest gewesen. Schnell aufpumpen, mehr Zeit war nicht, die Angst vor dem Defekt fuhr mit.

Bei 13 Grad Luft-, 25 Grad Wassertemperatur und strömendem Regen herrschten mal wieder Bedingungen, die Lakies gar nicht liebt. "Vor allem auf dem Rad bin ich bei Nässe vorsichtiger als die meisten anderen", sagte sie. Mit einer sehr guten Schwimmleistung aber brachte sich die Stormarnerin früh schon in eine gute Position und gab nach 750 Metern Schwimmen, 20 Kilometern Radfahren und fünf Kilometern Laufen in 1:16,26 Stunden zu Protokoll: "Ich bin total zufrieden und happy."

Für Lakies war es das zweite WM-Silber nach ihrem starken Auftritt vor vier Jahren in Hamburg. "Man träumt immer von einer Medaille, am liebsten wäre mir natürlich Gold", sagte sie. Vielleicht beim nächsten Mal, und zumindest auf dem Heimweg ließ sie eine Weltmeisterin dann schon mal hinter sich. Als Bettina Lange am frühen Abend Hamburg erreichte, war Lakies schon seit ein paar Stunden wieder zu Hause.