Stormarner Oberligafußballer verlieren Heimspiel gegen Aufsteiger VfL Pinneberg nach einer 2:1-Führung noch mit 2:3

Oststeinbek. Christian König gab bereitwillig Auskunft, obwohl es ja weitaus angenehmere Beschäftigungen gibt für einen Fußballspieler, als Niederlagen zu analysieren. Aber auch das gehört eben zu den Aufgaben eines Mannschaftskapitäns, der neue Chef des Oststeinbeker SV erledigte die Pflicht professionell. "Man sieht, dass wir nie aufgeben, das ist das Positive", sagte er nach dem 2:3 (1:1) in der Oberliga Hamburg gegen den Aufsteiger VfL Pinneberg, der zweiten Niederlage im dritten Heimspiel der Saison. Und: "Wir wissen, dass wir jetzt gegen den Abstieg spielen, aber wir wissen auch, dass wir konkurrenzfähig sind." Das Problem war nur, dass König auf dem Feld zuweilen weniger souverän gewirkt hatte als nun im Interview, auch wenn er nur ein Glied war in der langen Fehlerkette der Stormarner, an deren Ende sich schließlich eine bittere Pleite knüpfte.

Es ist nicht zu übersehen, wie sehr der OSV noch mit sich selbst beschäftigt ist nach den Wechselspielchen der Sommerpause. Wieder schickte Trainer Stefan Kohfahl seine Schützlinge mit neuen taktischen Maßgaben aufs Feld, diesmal im 4-1-4-1-System. "Wir haben es nicht geschafft, das umzusetzen", sagte König. "Es ist schwierig, in den unterschiedlichen Formationen die Abstimmung zu finden." Auf diesen Aspekt hatte kürzlich auch schon Mittelfeldspieler Alexander Pohlmann hingewiesen, andererseits aber ist der OSV-Kader nach zwei Last-Minute-Neuzugängen erst seit dem vergangenen Dienstag komplett. Gegen Pinneberg gab Jeffrey Polaske, gekommen vom Hamburger Pokalsieger Eimsbütteler TV, ein durchwachsenes Debüt.

Es kamen dann noch ein paar andere Umstände als die Schwierigkeiten mit dem Spielsystem erschwerend hinzu, zum Beispiel ein Zweikampf zwischen König und Thorben Reibe vor dem 0:1, den die Oststeinbeker als Foul des Pinnebergers werteten. Jan Eggers schob den anschließenden Querpass über die Linie (15. Minute). Beim 2:2 von Reibe (59.), einem Treffer aus abseitsverdächtiger Position, störte König den Torschützen nicht konsequent genug. Vor dem Siegtor der Gäste von Thomas Koster (80.) schlief auf der rechten Abwehrseite Christian Meier, den Kohfahl erst 20 Minuten zuvor gebracht hatte. "Das war natürlich ein ganz bitterer Wechsel von mir. Aber wenn ein Spieler einen solchen Blackout hat, dann muss man diskutieren, ob man ihn nicht lieber aus dem Kader nimmt, falls das noch einmal passieren sollte", sagte der Coach. "Pinneberg hat das clever gemacht. Deshalb kriegen die heute Applaus von mir, aber meine Mannschaft nicht."

Zwischen all den individuellen Fehlern und Gegentreffern hatte Oststeinbek in der Mittagssonne eines ungewohnt warmen Septembertages Kämpferqualitäten bewiesen und den frühen Rückstand kurzzeitig gedreht. Imad Mokaddem traf mit purer Willenskraft zum Ausgleich, als er im Strafraum hartnäckig nachsetzte und den Ball aus zwei Metern und spitzem Winkel unter die Latte drosch (43.). Später war es Co-Trainer Johann Stenzel, der ebenfalls aus kurzer Distanz zum 2:1 traf und den OSV wenigstens für ein paar Minuten vom Sieg träumen ließ (52.).

Stenzel war übergangsweise Mannschaftsführer in den ersten vier Partien der Saison, ehe Kohfahl vor anderthalb Wochen den im Sommer vom VfL Maschen (Bezirksliga) gekommenen König beförderte. Das Verhalten des 23 Jahre alten Studenten in Sachen Disziplin und Teamgeist sei beispielhaft, sagte der Trainer zu seiner eher ungewöhnlichen Maßnahme, einem Neuzugang die Chefrolle zu geben. Von den Rotationen innerhalb der Mannschaft könnte dennoch demnächst auch König betroffen sein. Die Rotsperre von Seyhmus Atug, der diesmal am Grillstand die Würstchen wendete, läuft in vier Tagen ab. Kohfahl ließ schon mal durchblicken, dass er den 19-Jährigen als Stabilisator der Innenverteidigung einplant.

Oststeinbeker SV: Werth - Jawla, König, Topuzovic, Lasko (86. Afuzi) - Mokaddem - Okur (74. Rehr), Pohlmann, Polaske (61. Meier), Schulz - Stenzel.