Abschlag Drei Plätze, 1000 Mitglieder und eine ganze Menge Rasen: Beim Golf Gut Glinde haben wir uns für den dritten Teil unserer Serie umgesehen

Glinde. Mathias Klatt liegt auf dem Boden. Die Ellenbogen hat er aufgestützt und den Blick nach unten gerichtet, während er mit seinen Fingern langsam über den Rasen streicht. Die kurzgeschorenen Grashalme stehen dicht an dicht - die Erde darunter ist bestenfalls zu erahnen. Und das, obwohl hier jeden Tag gemäht wird - auf genau vier Millimeter. Bis die Grüns auf dem Golfplatz allerdings so aussehen, sei viel Arbeit nötig, sagt Klatt. Als Head-Greenkeeper ist er seit vier Monaten für die Pflege des 100 Hektar großen Areals zuständig, das zum Golf Gut Glinde gehört. Und dazu zählen auch die Grüns der 33 Golfbahnen.

"Rund 100 Tage dauert es von der ersten Einsaat eines neu angelegten Grüns, bis der erste Ball darauf rollen kann", sagt Klatt. Dabei werden zwei verschiedene Grassorten verwendet: Die Halme der einen wachsen vertikal in die Höhe, die der anderen horizontal über den Boden. So ergibt sich der optimale Bodenbelag zum Putten. Die erste Zeit nach der Einsaat muss das Grün alle zwei Stunden gewässert werden. Dann versucht man die Grashalme so früh wie möglich zum ersten Mal zu mähen. "Abzuschätzen, wann es soweit ist, das ist Gefühlssache", sagt Klatt. Aber nur so wachsen die Halme weniger in die Höhe, dafür werden sie kräftiger und gehen in die Breite.

Wie viel Aufwand hinter der Pflege eines Golfplatzes steckt, bleibt wohl den meisten Golfspielern verborgen. Doch obwohl die Arbeit von Klatt und seinen Greenkeepern bereits früh am Morgen beginnt, geht es nicht ganz ohne Störungen des Spielbetriebs. "Daher ist das gegenseitige Verständnis zwischen Golfern und Greenkeepern wichtig", sagt Klatt, der die Leidenschaft fürs Golfen auch als Spieler teilt. Begonnen werde mit der Pflege am 18. Loch. Dann arbeite man sich gegen die Spielrichtung voran. "So begegnen wir jedem Flight höchstens einmal", sagt Klatt. "Und wenn ein Spieler puttet, stellen wir den Mäher eben für einen Moment ab, bis der Golfer fertig ist."

Der Golfklub in Glinde wurde 2002 gegründet. Bereits im Jahr darauf habe man die ersten neun Löcher eingeweiht, sagt die Präsidentin des Vereins, Carin Rösener. Zusammen mit dem Platz, der mittlerweile 33 Bahnen umfasst, ist auch die Mitgliederzahl immer weiter gewachsen. Nach nicht einmal zehn Jahren hat der Klub die 1000-Mitglieder-Marke geknackt. "Eigentlich wollte mein Mann das 1000. Mitglied werden", sagt Tanja Bylda, die seit Mitte Juli die kleinste vierstellige Mitgliedsnummer ihr Eigen nennen darf. Spätestens damit ist auch ihr sportliches Ziel klar definiert: "Ich will besser sein als mein Mann", sagt die 35-Jährige mit einem Schmunzeln. Früher habe sie Fußball, Volleyball und Squash gespielt. Dann habe sie nach einem Sport gesucht, den sie gemeinsam mit ihrem Mann ausüben könne. "So haben wir beide mit dem Platzreifekursus angefangen", sagt Bylda. Nachdem sie ihn bestanden hat, ist die eigene Ausrüstung schon bestellt - die ersten Turniere können kommen.

Da die Mitgliederzahl auch künftig weiter steigen solle, gebe es Pläne für die Zukunft, sagt Klubpräsidentin Rösener. Auch der Bau weiterer neun Löcher stehe im Raum. Und sogar die Errichtung eines Golf-Hotels auf der Anlage sei bereits diskutiert worden. Den Platz zumindest hätte man, sagt Rösener. Dann könnte Head-Greenkeeper Klatt die Arbeit aber nicht mehr mit acht Kollegen bewältigen. Denn dreimal die Woche müssen alle Abschläge gemäht werden, ebenso die kompletten Fairways. Das Semi-Rough steht zweimal in der Woche auf dem Plan - und die Grüns jeden Tag. Nebenbei müssen Bunkerkanten gestochen, Löcher versetzt und Schäden an Abschlägen oder Grüns ausgebessert werden. Der Job eines Greenkeepers ist ebenso breit gefächert wie seine Ausbildung.

"Die Ausbildung dauert zweieinhalb Jahre", sagt Klatt. "Auf dem Stundenplan stehen Biologie, Maschinenbau, Mitarbeiterführung und Betriebswirtschaftslehre." Voraussetzung für die Prüfungszulassung sei, dass man vorher mindestens sechs Jahre im "Grünen Bereich", also im Greenkeeping oder als Gärtner, gearbeitet habe.

Rund 1000 ausgebildete Greenkeeper gebe es in Deutschland, schätzt Klatt. Neben den Golfbahnen gehört auch die neun Hektar große "Golf-Arena" zum Arbeitsgebiet des Greenkeeping-Teams. Eine Driving-Range mit mehr als 100 Abschlagplätzen, mehrere Putting-, Chipping- und Pitching-Grüns sowie eine große Bunkerlandschaft bieten hier viele Übungsmöglichkeiten, um am perfekten Spiel zu feilen.

Dass dieses Perfektionieren bei Golfern niemals aufhört, scheint eine der Faszinationen an diesem Sport zu sein. Thomas Tober, einer der drei Golflehrer in Glinde, beschreibt dieses Phänomen so: "Es gibt nichts Besseres, als dass dir ein Schlag gelingt. Doch im nächsten Moment bekommst du gleich wieder einen auf den Deckel." Tober spielt seit 27 Jahren Golf, seit 21 Jahren ist er Pro. Zwar feilt er mittlerweile mehr am Schwung seiner Schützlinge, das Golfspielen habe die Faszination für ihn aber nicht verloren. Und so kennt der Golflehrer auch die Ansprüche, die die Plätze in Glinde an die Spieler stellen aus dem Effeff: "Der 18-Loch-Platz verlangt viel Taktik und ein gutes Kurzspiel", sagt Tober. "Die Grüns sind groß und wellig. Das bringt Abwechslung." Der Neun-Loch-Platz sei hingegen einfacher, weil es auf den Bahnen weniger Hindernisse gebe als auf dem großen Platz. Das perfekte Training für das Kurzspiel biete der Sechs-Loch-Kurzplatz.

Für die Glinder Damenrunde kommt diese Abwechslung gerade recht. Die insgesamt 60 Damen um Ladies Captain Elvira Boy spielen jeden Dienstag eine gemeinsame Runde. "Der Dienstag ist uns heilig", sagt Boy. Und das nicht nur zum Golfspielen, wie Loni Keller, ebenfalls Mitglied der Damenrunde, ergänzt: "Normal treffen wir uns um 10 Uhr zum ersten Abschlag. Wenn das Wetter schlecht ist erst um 12 Uhr - zum Kaffeetrinken." Beim Kaffee-Klatsch der Damen könnte dann auch die Arbeit von Mathias Klatt und seinem Team Gesprächsthema sein. Denn unabhängig davon, mit wem man in Glinde über den Platz spricht, an Lob für die Arbeit der Greenkeeper mangelt es in keinem Fall.

Nächsten Sonnabend geht es mit dem vierten Abschlag beim Golfclub Reinfeld weiter. "Natur - Sport - Spaß" ist das Motto im Golfclub Reinfeld. Hier wartet ein Neun-Loch-Platz mit Driving-Range auf Vereinsmitglieder und Gäste.