Voran Ohe und die TSV Reinbek stimmen sich mit Siegen auf das Ortsduell ein. Auch Barsbüttel startet erfolgreich

Reinbek/Barsbüttel. Nasser el Osman trinkt nur noch sehr selten Cola und stattdessen Apfelschorle und Wasser, ganz wie Trainer Peter Martens es seinem begabten Mittelfeldspieler empfohlen hat. Den erfolgreichen Saisonstart des FC Voran Ohe im Allgemeinen und el Osmans im Besonderen nur an der Getränkeauswahl festzumachen, wäre wohl zu einfach, ein gewichtiger Faktor war sie aber schon im mit Torjägern traditionell nicht eben gesegneten Reinbeker Ortsteil. "Nasser hat seine ganze Ernährung umgestellt, ein paar Kilo abgenommen und in der Saisonvorbereitung hart gearbeitet", sagte Martens über seinen "Zehner", der zum Bezirksligaauftakt dreimal traf.

Das 4:0 (2:0) gegen Aufsteiger SV Nettelnburg-Allermöhe soll erst der Anfang einer erfolgreichen Serie gewesen sein, in der die Stormarner ohne Umwege die Rückkehr in die Hamburger Landesliga schaffen wollen. Noch haben sie sich nicht ganz zurechtgefunden in ihrer neuen Rolle, das war in den ersten Minuten kaum zu übersehen. Nervosität statt Souveränität, Unsicherheiten, Abspielfehler. El Osmans erstes Tor in der 17. Minute brachte endlich mehr Ruhe, nur die Trefferquote blieb schlecht. "Wir hätten 8:0 gewinnen können, aber vielleicht wäre das gar nicht so hilfreich gewesen", sagte Martens schon den Übermut fürchtend. Es blieb bei zwei weiteren Toren el Osmans (35., 58. Minute) und einem von Niklas Müller-Leitloff (90.).

Die neue Bezirksligasaison verspricht aus Stormarner Sicht auch deshalb so interessant zu werden, weil zwei von den drei Klubs aus dem Kreisgebiet Titelansprüche anmelden. Der Barsbütteler SV hat sich nach Rang drei in der vergangenen Serie weiter verstärkt und gilt als heißer Kandidat, zum Start gab es ein 2:0 (0:0) beim SV Curslack-Neuengamme II. Die Stimmung stieg wieder eine Woche nach dem unnötigen Pokal-Aus gegen den SC Concordia (1:4 nach Verlängerung).

Trainer Oliver Zapel stellte die Defensivleistung seiner Elf heraus. "Es ist wichtig, dass wir ohne Gegentor geblieben sind", sagte er. Als große Stütze erwies sich Torwart Kai Erschens, den Zapel für dessen ruhige Art und Ausstrahlung lobte. Der Schlussmann war vom VfL Lohbrügge II gekommen, zusammen mit Philipp Sander, der das Führungstor sehenswert vorbereitete. Die Treffer in der 55. und 87. Minute erzielte Betim Haxhiajdini, der Torschützenkönig der Vorsaison.

Die Barsbütteler brauchten nach dem Pokal-Schock eine Zeit, um ins Spiel zu finden, "es war noch Luft nach oben", sagte Zapel. "Unzufrieden bin ich aber nicht. In der ganzen Saison werden immer wieder solche Partien kommen, in denen man geduldig sein muss." Der Terminplan sieht nun gegen Croatia, den Düneberger SV und den FSV Geesthacht drei schwierige Aufgaben vor, "drei Hammerspiele", wie Zapel sie nennt. Düneberg ist, ein Tor vor Voran Ohe, erster Tabellenführer der Saison. Croatia und der FSV Geesthacht verloren zwar, gehören aber zu den Klubs, denen viele eine entscheidende Rolle weit oben zutrauen.

Aufsteiger TSV Reinbek schrieb schon zum Auftakt einen kleinen Krimi, freute sich schließlich aber über ein Happy End. Mit 4:2 (2:1) siegte der Neuling beim TSV Wandsetal II und lernte, dass man sich in der Bezirksliga auch mit einer 2:0-Führung im Rücken nicht ausruhen darf. Tim Gerke glich für die Gastgeber noch aus (41., 74.). "Diese Gegentore ärgern mich", sagte Trainer Matthias Räck. Glück für Reinbek, dass es kurz nach dem 2:2 Elfmeter gab. Fabian Trama, der schon zum 1:0 (35.) sicher verwandelt hatte, traf erneut (77.). Jan-Christoph Ziolek machte alles klar (89.). Zum zwischenzeitlichen 2:0 hatte Sven Theis getroffen (39.).

Räck ließ manche Stammkraft, die in der Saisonvorbereitung zu häufig gefehlt hatte, auf der Bank. Wer nicht trainiert, hat bei ihm kaum eine Chance auf einen Platz in der Startelf, der Coach ist da konsequent. Wie stark seine Mannschaft wirklich ist, muss sich also erst noch zeigen. Räck: "Wir wissen noch überhaupt nicht, wo wir stehen."

Einen Fingerzeig wird es wohl am kommenden Sonntag geben, im Reinbeker Ortsduell zwischen der TSV und dem FC Voran. "Das ist ein guter Prüfstein. Danach sind wir schlauer", sagte Räck. Ohe aber sei "klarer Favorit". Voran wird diese Rolle wohl annehmen müssen angesichts der ehrgeizigen Zielsetzung. Statt übertriebener Rivalität, sagte Räck, sei Nachbarschaftspflege geplant. Nach der Partie wollen die Spieler gemeinsam essen, doch erst einmal haben sie Appetit aufs Derby.