Victoria Bueschler und Rike Kubillus starten am Sonnabend zum ersten Mal bei deutschen Triathlonmeisterschaften

Bargteheide. Freitags klingelt der Wecker von Victoria Bueschler, 16, und Rike Kubillus, 16, besonders früh. Trainingsbeginn um 6 Uhr, Treffpunkt Freibad Bargteheide. "Außer uns ist fast niemand so verrückt", sagt Victoria, meist nur Vereinskamerad Florian Plambeck. Die drei Teenager bereiten sich auf die deutschen Triathlonmeisterschaften morgen in Braunschweig auf. "Florian und seine Mädels" nennen sie im Verein das Trio, das noch vor der ersten Schulstunde im Wasser seine Bahnen zieht.

Victoria und Rike machen fast alles zusammen, zwölf Trainingseinheiten pro Woche, beide kommen nach den Sommerferien in die elfte Klasse des Bargteheider Kopernikus-Gymnasiums. Sie haben das Sportprofil gewählt, wollen in drei Jahren Abitur machen. Abends treffen sie sich zu DVD-Abenden, schauen Komödien und Krimis an.

Die Freundinnen sind ziemlich genau gleichschnell, wenn auch Victoria bei den großen deutschlandweiten Wettkämpfen bisher immer die Nase vorn hatte. "Aber zuletzt waren es nur noch sechs Sekunden", sagt Rike. Der Ehrgeiz ist groß, die Fairness auch. Rike: "Niemand ist eifersüchtig auf die andere." Im Ziel führt der erste Weg zur Vereinskameradin, gegenseitige Gratulationen. Nun also die ersten deutschen Meisterschaften für die Mädchen, eine neue Erfahrung. Ganz locker wollen sie herangehen an ihre Premiere, vor allem Spaß haben am Kräftemessen mit den stärksten Konkurrentinnen der Nation.

Auch die Familien der beiden wollen das A-Jugendrennen verfolgen, Stimmung machen an der Strecke. "Ich will ein gutes Rennen liefern, mit mir zufrieden sein", sagt Rike. Die Platzierung ist eher zweitrangig, aber unter die Top 20 sollten es beide schaffen.

Die Vorbereitung war intensiv und führte Victoria und Rike auch in die Welt des großen Sports, der Stars. Zehn Tage trainierten sie im Leistungszentrum Kienbaum, frühstückten mit der Volleyball-Nationalmannschaft der Frauen und Turn-Ass Fabian Hambüchen. Rike war vor allem von Felix Neureuther fasziniert. "Ich fahre ja selbst auch sehr gern Ski", sagt sie. Fünf Jahre lang hat Rike außerdem Fußball gespielt, bis der Trainingsaufwand zu hoch wurde. Auch Victoria ist als ehemalige Handballerin und Leichtathletin vielseitig begabt.

Am Triathlon schätzen die Schülerinnen die Abwechslung, Schwimmen, Radfahren, Laufen. Victoria folgte mit zehn Jahren dem Beispiel ihrer Schwester Katharina, Rike kam mit neun beim Schülertriathlon in ihrer Heimatstadt auf den Geschmack. Beide sind damit "Späteinsteigerinnen", so sagt es Josef Dankelmann, ihr Coach beim TSV Bargteheide und zugleich Landestrainer. "Die Mädels sind mit Spaß dabei, klar im Kopf und trainieren sehr konsequent", sagt er. Für die deutschen Meisterschaften hat Dankelmann aus Stormarn sieben weitere Talente nominiert. Vom TSV Bargteheide fahren Junioren-Landesmeister Johann Stahnke, Lukas Schott und Stina Mick mit, vom VfL Oldesloe Nidia Ruiz-Porath, Johannes Skroblin und Malte Groth. Ein weiteres Ticket erhielt Florian Gronzka vom Barsbütteler SV. Titelkandidaten sind diesmal jedoch nicht dabei, nachdem zuletzt Charlotte Bauer (FC Voran Ohe) dreimal in Folge Gold geholt hatte.

Victoria und Rike werden sich wohl trotzdem ein spannendes Duell liefern, auch wenn sie eher nicht ganz vorn mitmischen können. "Ich denke, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen uns geben wird", sagt Rike. Sie fühlt sich fit. Es könne eigentlich nur noch eines dazwischenkommen, dass sie ihre Kopfhörer zu Hause vergisst. "Ich muss Musik hören, am Vorabend des Rennens und kurz vor dem Start", sagt sie und entscheidet sich dann meist für ruhigere Klänge wie die von Joshua Radin.

Victoria ist in Gedanken manchmal bei ihrer Pfadfindergruppe, die gerade für drei Wochen nach Bayern gereist ist. Auf manches muss man eben verzichten als Triathlontalent. "Mir ist der Sport ziemlich wichtig", sagt sie und setzt ihre Prioritäten entsprechend. Nur nach den deutschen Meisterschaften, dem Saisonhöhepunkt, gönnen sich die Mädchen zwei Wochen Urlaub. Der Wecker bleibt dann auch am frühen Freitagmorgen ausgeschaltet.