Der 28-Jährige ist der von Trainer Hans-Friedrich Brunner geforderte Führungsspieler. Verein bestätigt Transfer noch nicht

Steinburg. Der Wechsel kommt überraschend, und man darf wohl von einem spektakulären Transfer sprechen, der dem SV Eichede eine Woche vor dem Beginn der Vorbereitung auf die neue Fußballsaison gelungen ist. Schleswig-Holsteins Vizemeister verstärkt sich mit Michael Weiß, dem bisherigen Mannschaftskapitän bei Stormarns zweitem Topklub Oststeinbeker SV (Oberliga Hamburg). "Eichede geht los für mich", sagte Weiß gestern der Stormarnausgabe des Hamburger Abendblattes. Mit anderen Worten: Der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler läuft künftig für die Steinburger auf, als siebter und prominentester Neuzugang dieses Sommers.

Dass er Oststeinbek nach drei Jahren verlassen würde, hatte Weiß frühzeitig entschieden. Anfang Juni meldete der FC Sylt die Verpflichtung des Schwaben, doch der Deal platzte. "Die letzten Details haben nicht gepasst", sagte Weiß. Am Freitag fuhr der kaufmännische Angestellte eines Versicherungsmaklers zum ersten Mal aus seinem Wohnort Bad Bramstedt nach Eichede, traf sich mit dem Vorsitzenden Olaf Gehrken, Chefcoach Hans-Friedrich Brunner, Co-Trainer Danilo Blank und Ligaobmann Heiko Wagner. "Wir hatten vorher schon einmal gesprochen, und mein Eindruck vom Verein und den Menschen dort war beide Male hervorragend", sagte Weiß. Nach einem Jahr im Abstiegskampf habe er "richtig Bock, oben anzugreifen" - ein Vorhaben, das sich mit den Zielen des Vereins deckt, um den Aufstieg in die Regionalliga Nord zu spielen.

In Eichede freuen sie sich auf einen, der einst an der Schwelle zum Profifußball stand. Als Jugendlicher spielte Weiß in der Landesauswahl von Baden-Württemberg, neben ihm spätere Stars wie der ehemalige Schalker Kevin Kuranyi. Weiß kickte für den VfB Stuttgart, und hätte er alles auf die Karte Fußball gesetzt, wäre er heute vielleicht ein Bundesligaspieler.

Stattdessen machte er Abitur und dann im Beruf Karriere, fußballerisch zieht es ihn nun also aufs Dorf. Einen wie ihn, laufstark, wenn nötig aber vor allem lautstark, einen Führungsspieler eben, hatte Brunner in der vergangenen Rückrunde immer wieder gefordert. Weiß sagt, er habe mit den hohen Anforderungen an seine Person keine Probleme. "Sicher, ein gewisser Druck ist da, wenn alles auf dich schaut", sagte er. "Aber ich möchte ohnehin nicht von anderen Leuten zum Führungsspieler erklärt werden, sondern mir diese Position selbst erarbeiten. Bisher hat das immer geklappt." Weiß ist ehrgeizig, selbstbewusst, aber auch selbstkritisch und sagt über seinen neuen Coach: "Ich habe ihn als authentisch und erfolgshungrig kennengelernt, so wie ich es auch bin." Weiß und Eichede, das könnte passen.

Der Verein wollte den Transfer gestern nicht bestätigen, es müssen wohl noch ein paar Dokumente ausgetauscht, unterschrieben und beim Verband eingereicht werden. Nach dem Wechsel des bisherigen Mannschaftskapitäns Malte Buchholz in die eigene zweite Mannschaft "ist es aber sicher so, dass wir noch jemanden suchen", sagte Klubchef Gehrken. "Michael Weiß ist einer, der in das Profil passt." Mit der Personalie Weiß untermauert der SVE seine hohen Ansprüche, nachdem der ganz große Transfercoup zuvor nicht gelungen war. Weiß soll vor allem mit seiner Erfahrung Entscheidendes beitragen zum Erfolg.

Noch aber ist Neue der große Unbekannte in Eichede, kennt keinen einzigen seiner künftigen Mitspieler. Einen ersten Eindruck wird er am Montag kommender Woche bekommen, beim Trainingsauftakt.