Erster Schritt zur Fusion: Zweitliga-Fußballerinnen kooperieren mit dem VfB Lübeck

Bad Oldesloe. Beim Bier oder einem Glas Wein reden Männer schon mal gerne über Fußball und Frauen. Michael Clausen, Fußballtrainer des FFC Oldesloe, und Holger Leu, Erster Vorsitzender des VfB Lübeck, philosophierten im Dezember vergangenen Jahres auf einer Geburtstagsfeier darüber, wie sie den Frauenfußball kurzfristig voranbringen könnten. "Beim dritten oder vierten Glas Wein haben wir erstmals über eine Kooperation gesprochen", sagte Leu. Ein halbes Jahr später ist aus der "Schnapsidee" Wirklichkeit geworden. Die Vereine haben gerade einen Kooperationsvertrag geschlossen mit dem Ziel, binnen eines Jahres die Voraussetzungen für eine Integration des FFC Oldesloe in den VfB Lübeck zu schaffen.

Dann geht in der Kreisstadt eine Ära zu Ende, die im Jahr 2000 mit der Gründung des FFC Oldesloe begann und zu einer Erfolgsstory wurde. In der Ende August beginnenden kommenden Saison spielen die Fußballfrauen aus Stormarn im fünften Jahr in der Zweiten Bundesliga Nord - aber dann nicht mehr im Kurparkstadion. Neue Heimspielstätte wird das 2008 renovierte Buniamshof-Stadion am Possehlweg in Lübeck, das bisher grundsätzlich für Fußballspiele tabu war. "Ein Teppich", sagte Clausen über den Rasen dort.

Neu auch die Trikots: Die Oldesloerinnen werden künftig in Grün-Weiß spielen, den Farben des VfB Lübeck. Nur der Vereinsname bleibt noch ein Jahr lang erhalten, wie das Spielrecht für die Zweite Bundesliga, das erst mit der Fusion der Vereine zur dann folgenden Saison 2012/2013 auf den VfB Lübeck übergehen soll.

"Wir sind in Bad Oldesloe in einer Phase der Stagnation angekommen. Wenn wir einen Rückschritt vermeiden wollen, müssen wir jetzt neue Rahmenbedingungen schaffen", sagte Clausen, weshalb er die angestrebte Fusion mit den Hansestädtern befürwortet. Für die Vorsitzende des FFC Oldesloe, Anja Völker, ist der VfB Lübeck genau der richtige Partner, um die ständig steigenden Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes zu erfüllen und die Weiterentwicklung der professionellen Strukturen voranzutreiben.

"Jetzt werden wir prüfen, ob die Chemie stimmt", sagte Völker bei der Vorstellung des Projekts in der Geschäftsstelle des VfB Lübeck. Weshalb auch gleich das Wort von der "Verlobung" die Runde machte. Der Kooperationsvertrag sei erst das Eheversprechen, betonte Leu. Die Hochzeit werde man mit der Fusion feiern.

Clausen: "Wir finden in Lübeck ein Umfeld vor, das uns Bad Oldesloe nicht bieten kann." Damit meinte er neben der attraktiven neuen Spielstätte auch die medizinische Unterstützung durch das Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Boberg, das neben dem Sportausstatter Nike und dem Lübecker Unternehmer Philip von Papen als Sponsor gewonnen werden konnte.

Auch die für die kommende Saison verpflichteten Neuzugänge hätte sich der FFC Oldesloe in dieser Vielzahl alleine wohl kaum leisten können. Zuletzt haben Rachel Pashley und Julia Weigel von Holstein Kiel zugesagt. Vorher schon wurden mit Daniela Schacher, Carina Wolfgramm, Melanie Nilsson, Jennifer Weber und Vanessa Hamed gleich fünf Spielerinnen verpflichtet, die vergangene Saison mit dem Hamburger SV II den Titel in der Zweiten Bundesliga gewonnen hatten. Dazu gesellt sich mit Kimberly Bühl ein Talent aus der B-Jugend des HSV. Clausen: "Unser Ziel ist es, in der kommenden Saison unter die ersten Vier der Tabelle zu kommen."

So sehr die Vereinsvertreter beider Seiten die Kooperation als einen ersten Schritt betonten, wird es wohl kein Zurück mehr geben. Völker: "Ich sehe keinen anderen Weg." Die zwei Frauen- und mindestens zwei Juniorinnenmannschaften sollen nach der einjährigen "Testphase" als eigenständige Abteilung in den VfB Lübeck integriert werden.

Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung müssen vorher die Vereinsangehörigen um ihre Zustimmung gebeten werden. Dann wird der FFC Oldesloe nur noch im Nachwuchsbereich weiter bestehen. Dass das nicht bei allen Vereinsmitgliedern positiv ankommt, weiß Völker. Sie will sich deshalb dafür einsetzen, dass auch in Bad Oldesloe D- und E-Mädchen weiter auf hohem Niveau und leistungsorientiert Fußball spielen können.

Auch Zweitligaspielerin Svenja Fritz, seit ihrer Jugend beim FFC Oldesloe aktiv, glaubt, dass die Kooperation mit dem VfB Lübeck der richtige Weg ist: "Wir wollen aber im neuen Verein nicht das fünfte Rad am Wagen sein." Leu versprach eine Partnerschaft auf Augenhöhe.

Neu ist die ganze Idee nicht. Die vollständige oder teilweise Integration eines "kleinen" Frauenfußballvereins in einen Profi- oder semiprofessionellen Klub vollziehen gerade in Berlin der FC Lübars und Hertha BSC sowie in Niedersachsen Victoria Gersten und der SV Meppen.