Die Oldesloerin Julia Görges beschert dem Damentennis mit ihrem Turniersieg in Stuttgart viel Aufmerksamkeit - wie einst Steffi Graf

Bad Oldesloe. Trotz des traumhaften Wetters gab es für Stormarns Tennisfans an den vergangenen Tagen einige Pflichttermine im Fernsehen. Dank der Übertragungen des TV-Spartensenders Eurosport waren sie zumindest vor dem Bildschirm dabei, als Tennisprofi Julia Görges mit ihrem Überraschungs-Coup in Stuttgart ihren bislang größten Erfolg feierte. "Großartig, Jule ist über sich hinausgewachsen. Sie hat einfach perfektes Tennis gespielt", sagt Gunnar Weitschat, ein Wegbegleiter der Oldesloerin.

Der 33-Jährige war sechs Jahre lang ihr persönlicher Konditionstrainer und arbeitete mit ihr intensiv an ihrer Fitness. Weitschat, der nach wie vor als Coach bei der Leichtathletik-Gemeinschaft Reinbek-Ohe beschäftigt ist, ist sich sicher, dass seine Übungseinheiten Görges weit nach vorn gebracht haben, Fitness spiele im Profitennis schließlich ein große Rolle. "Es ist einfach ein super Gefühl, jetzt zu sehen, wie gut sie geworden ist", so der Trainer, der die heute 22-Jährige bis vor zwei Jahren betreute.

Dabei sei der Weg lang gewesen, die aktuelle Nummer 27 der Welt fit für die ganz große Tennisbühne zu machen. Weitschat: "Sie war anfangs etwas ängstlich und traute sich Dinge wie Barfußläufe im Sand nicht zu." Doch im Alter von 16 Jahren habe es bei ihr "klick gemacht". Plötzlich habe sich ihre Einstellung verändert und sie sei viel zielstrebiger geworden.

Damals spielte die 1,80 Meter lange Modellathletin auch bereits für die erste Damenmannschaft des THC Ahrensburg in der Landesliga. "Sie war schon immer eine sehr schnelle Spielerin", erinnert sich Laura Hilger. Die 22-Jährige war Görges' Teamkollegin und mit dem Shootingstar gut befreundet. Hilger: "Wir haben viel zusammen unternommen und waren oft im Kino." In der Mannschaft sei Görges "immer die klare Nummer eins" gewesen. Ende 2005 gab die Stormarnerin ihren Wechsel zum Zweitligaverein TC RW Wahlstedt bekannt. 2007 nahm sie bei den US Open erstmalig an einem Grand-Slam-Turnier teil. Drei Jahre später feierte Görges im österreichischen Bad Gastein ihren ersten Turniererfolg auf WTA-Ebene.

Julia Görges, die ein großer Fan des Biathlonsports ist, hat im Alter von fünf Jahren beim THC Blau-Weiß Oldesloe mit dem Tennisspielen begonnen. "Meine Eltern spielten dort und haben mich mitgenommen", sagt sie. Ein paar Jahre danach nahm sie bereits am Kreis- sowie Bezirkstraining teil. "Julia war damals noch sehr zurückhaltend. Ich habe sie nie individuell betreut, immer nur in der Gruppe", sagt Auswahltrainer Ole Wiederhold. Er könne sich noch gut an das große Talent erinnern, dem er schon damals das "Potenzial angesehen" habe. Wiederhold: "Julia war immer eine Persönlichkeit. Mit 14 hat sie unter ihrem Coach Mirco Schütte einen Riesenschritt gemacht. Dann sah man, was sie wollte."

In dieser Woche freut sich die Turniersiegerin auf ein paar erholsame Tage in ihrer Heimat. Görges wird sich vom Stress in der baden-württembergischen Hauptstadt zu Hause bei ihren Eltern Klaus und Inge erholen. "Dort war ich schon drei Monate nicht mehr. Das Schönste ist, im eigenen Bett zu schlafen und am Tag die Beine hochzulegen", sagt Stormarns beste Tennisspielerin. Ein bisschen hofft auch Weitschat, dass sie ihm vielleicht einen Überraschungsbesuch abstattet. "Wenn sie zu Hause ist, schaut sie immer mal bei mir vorbei", sagt der Konditionstrainer.

Vielleicht reist Görges ja auch mit ihrem nagelneuen und 408 PS starken Porsche an, den sie als Beigabe zu den 111 000 US-Dollar Preisgeld für ihren Turniergewinn erhielt. Bei dem Tempo des Gefährts könnte dann auch selbst Weitschat nicht mehr mithalten.