Die Ahrensburger Familie Ponomar sucht Investoren, um ihrer Tochter eine Karriere als Tennisprofi zu ermöglichen

Ahrensburg. Lisa Ponomar ist norddeutsche Meisterin, hat gerade an der Seite der Ukrainiern Anna Sviripa bei einem internationalen Turnier der Tennis Europe Junior Tour in Stockholm (Schweden) den Doppel-Wettbewerb gewonnen. Doch Talent und eiserner Wille allein reichen oft nicht aus, um sich den Traum von einer Karriere als Tennisprofi zu erfüllen. Es braucht auch Glück, vor allem aber eine optimale Förderung - und die kostet mitunter eine Menge Geld. Hierzulande kann man mit geringem finanziellen Aufwand Fußballprofi oder Hockey-Olympiasieger werden, aber es im Tennis weit zu bringen, ist teuer und deshalb eher unwahrscheinlich. Wer von Haus aus nicht so gut betucht ist, muss erfinderisch sein.

Förderer sollen an Preisgeldern und Werbeeinnahmen beteiligt werden

Der Ahrensburger Familie Ponomar geht es nicht schlecht. Sie lebt in einem schönen Häuschen mit Garten im Grünen. Aber um jährlich einen mittleren fünfstelligen Betrag in die sportliche Ausbildung von Tochter Lisa zu stecken, reicht es nicht. Deshalb sucht die Familie jetzt Investoren, die an das Potenzial der 13-Jährigen glauben. Im Gegenzug sichern sich die Förderer Anteile an späteren Preisgeldern und Werbeeinnahmen - falls Lisa diese denn einmal verdienen sollte. Ein ähnliches Geschäftsmodell hatte bereits dem Hamburger Thomas Haas in den 1990er-Jahren den Weg in die Weltspitze geebnet. "Alles wird vertraglich genau fixiert, ist vollkommen seriös und von einem Anwalt und Steuerberater geprüft", sagt Dimitri Ponomar, Lisas Vater. Die ersten Anfragen von Interessenten lägen bereits vor.

Der Ahrensburger beziffert die Kosten für Training, Physiotherapie und Turnierreisen auf 50 000 Euro pro Jahr, das ist im Vergleich zu anderen Talenten in Lisas Alter nicht einmal viel. Dimitri Ponomar war früher selbst mehrfacher ukrainischer Meister, führt in Ahrensfelde eine Tennisschule und gibt seiner Tochter selbst viele Trainingsstunden. "Wenn man das auch noch bezahlen müsste, würde sich der finanzielle Aufwand fast verdoppeln", sagt er.

Die Ponomars haben lange überlegt, ob sie das Risiko eingehen und auf die Karte "Tennis" setzen wollen. Die Entscheidungsfindung habe sich über knapp zwei Jahre hingezogen. "Wir geben Lisa die Chance, es zu versuchen, weil wir glauben, dass sie über Fähigkeiten wie Ballgefühl und Eigenschaften wie Ehrgeiz verfügt, die den Unterschied ausmachen könnten. Alles andere kann man sich aneignen", sagt ihr Vater.

Halbe Sachen kommen jedoch nicht infrage. Deshalb hat sich Lisa zunächst einmal für ein Jahr von der Stormarnschule beurlauben lassen. Sie besucht jetzt die achte Klasse des privaten Kurpfalz-Gymnasiums in Mannheim, eine Art Fernschule, die sie allerdings nur selten von innen sieht. Kommende Woche ist sie drei Tage dort, um Klausuren zu schreiben. Den Unterrichtsstoff eignet sie sich überwiegend zu Hause an, entweder allein oder mit Unterstützung einer Nachhilfelehrerin. "So lerne ich viel intensiver", sagt Lisa. Zudem lässt sich der Tagesablauf flexibler gestalten, es bleibt also mehr Zeit für das Training. Mehrwöchige Turnierreisen wie kürzlich nach Dänemark und Schweden sind nun auch außerhalb von Ferienzeiten kein Problem mehr.

Lisa trainiert zweimal pro Tag - insgesamt vier bis fünf Stunden lang. Viele Gleichaltrige betreiben einen sehr viel größeren Aufwand. "Aus meiner Sicht ist das aber unverantwortlich", sagt Dimitri Ponomar. "Das sind Kinder, die jetzt in den Ranglisten vielleicht noch weiter vorn stehen, aber mit 16 oder 17 ausgebrannt sein werden, weil man sie in jungen Jahren überfordert hat." Der Ahrensburger hat deshalb kürzlich die Einladung des Deutschen Tennis-Bundes zu einem Jugendturnier nach Paris ausgeschlagen, weil es ihm wichtiger war, dass sich seine Tochter nach acht Matches in vier Tagen regeneriert.

Sportliche Ausbildung kostet mindestens 50 000 Euro pro Jahr

Ponomar: "Erfolge bei internationalen Jugendturnieren sind wichtig für die Motivation und um Unterstützung von Verbänden und Sponsoren zu bekommen, entscheidender ist aber, dass einem die Umstellung vom Kinder- auf das Damentennis gelingt." Deshalb misst sich Lisa - wann immer es geht - auch jetzt schon mit Erwachsenen. Das ist nicht immer leicht und manchmal auch mit Tränen verbunden. "Man muss Lehrgeld zahlen", sagt Lisa. "Aber aus einer Niederlage bei einem Damenturnier kann ich oft mehr lernen als aus einem Sieg bei einem Jugendturnier."