Florian Stahl will mit dem SV Eichede Landesmeister und mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft Weltmeister werden

Steinburg. Brasilien, Rio de Janeiro, Sommer, Sonne, Fußball. Wer würde da nicht gerne tauschen mit Florian Stahl, dem Stürmer, der beim SV Eichede in nur sechs Wochen vom Neuzugang zum Stammspieler geworden ist. Im Juli, nach dem Saisonende in der Schleswig-Holstein-Liga, hebt er ab Richtung Südamerika. Stahl ist Nationalspieler der Bundeswehr, auch dort schätzen sie seine Dienste sehr. Seinen Platz im Aufgebot für die Weltmeisterschaften hat er sicher, seit er Deutschland im vergangenen Herbst in den Niederlanden als Torschützenkönig zum EM-Titel schoss.

Zuletzt hat der 25-Jährige den Ball auch in Afghanistan rollen lassen, drei Monate lang war er stationiert in Mazar-e-Sharif. "Richtig spielen konnte man dort zwar nicht, aber wenigstens ein bisschen dribbeln", sagt der Feldwebel. Nach der Schule hat er Maurer gelernt, sich dann aber bald für erst einmal zwölf Jahre an die Bundeswehr gebunden. Jetzt will er Berufssoldat werden. In Todendorf an der Ostsee bildet Stahl junge Soldaten aus.

Ein Vierteljahr im Auslandseinsatz geht wahrscheinlich an niemandem spurlos vorüber, und doch hat Stahl sich schnell wieder eingelebt im Norden Deutschlands. "Ich war nur im Camp eingesetzt, am Radar zuständig für den Flugbetrieb", sagt er. Wenn er erzählt, spricht er fast so schnell wie ein Düsenjäger fliegt. Dass er sich freiwillig gemeldet habe für Afghanistan. Dass der Zeitpunkt gut gepasst habe in der Fußball-Winterpause. Dass er auch mit Rücksicht auf die Kameraden zum Jahreswechsel in Afghanistan war: "Ich habe keine Kinder, keine Ehefrau. Da ist es nicht so ein Problem, Weihnachten nicht zu Hause zu sein."

Zu Hause, das ist für den gebürtigen Kieler lange schon Lütjenburg, dort wohnt er fast direkt am Strand. Zweimal muss er umsteigen, wenn er bis zu fünfmal pro Woche zum Training und zu den Spielen nach Eichede fährt. Erst acht Kilometer mit dem Auto zu Co-Trainer Danilo Blank, dann in dessen Wagen weiter nach Eutin, wo beide mit Stahls Teamkameraden Christian Rave und Lasse Bork bei Chefcoach Hans-Friedrich Brunner zusteigen.

Stahl nimmt den Aufwand gern in Kauf, ungewöhnlich spät hat ihn der sportliche Ehrgeiz gepackt. "Bei der Militär-EM habe ich gesehen, wie viel Spaß es machen kann, Fußball auf hohem Niveau zu spielen", sagt er. In der Jugend war er Landesauswahlspieler, hörte trotzdem mit 16 auf: "Da hatte ich eine Null-Bock-Phase". Zwei Jahre später das Comeback im Herrenbereich beim VfL Schwartbuck. Später beim TSV Lütjenburg holte er zweimal die Torjägerkanone der Verbandsliga, traf in 62 Spielen 53-mal.

In Eichede glückte Stahl gleich im ersten Punktspiel ein Doppelpack, nun will er mit seinem neuen Klub hoch hinaus. Ihm lagen auch andere Angebote aus der Schleswig-Holstein-Liga vor, "aber ich wollte zu einem Verein, mit dem der Aufstieg möglich ist". Von Rückschlägen wie dem 1:5 am Sonntag gegen den Heider SV lässt sich einer wie Stahl nicht verunsichern. "Ich bin ein Kämpfertyp", sagt er, "glaube immer an mich, gebe nie auf." Im Spiel zeichnet er sich auch mit seiner großen Laufbereitschaft aus, reißt Lücken für seinen Sturmpartner Fabian Kolodzick.

Dass beide sich gut ergänzen, war in den ersten Partien schon zu erkennen, früher oder später will Stahl aber auch das Duell mit seinem Nebenmann um die meisten Treffer in der Schleswig-Holstein-Liga aufnehmen. Kolodzick liegt zurzeit mit 15 Treffern auf Rang zwei. Diese Saison wird Stahl ihn nicht mehr einholen können, aber sein Vertrag läuft ja bis zum Juni 2012. Wichtiger aber, sagt Stahl brav, sei der Erfolg der Mannschaft, die um den Landesmeistertitel kämpft und dem Pokal-Halbfinale gegen den VfB Lübeck entgegenfiebert. Zunächst ist am Sonntag (15 Uhr, Ernst-Wagener-Stadion) gegen Holstein Kiel II Wiedergutmachung für das Debakel gegen Heide angesagt.