Die Leichtathletin aus Ahrensburg gehört zum 38-köpfigen deutschen Aufgebot für die Hallen-EM

Ahrensburg. Für Nadja Käther ist es Neuland, wenn sie voraussichtlich am Donnerstag zum ersten Mal Pariser Boden betritt. Einen passenderen Austragungsort für die 31. Hallen-Europameisterschaften hätte der Europäische Leichtathletik-Verband aus Sicht der Ahrensburgerin kaum wählen können. Die 22-Jährige studiert an der Universität Hamburg im fünften Semester Französisch und Sport auf Lehramt, "da kann ich in Paris mal versuchen, meine Sprachkenntnisse unter die Leute zu bringen", sagte sie.

Vorrang hat freilich der Weitsprungwettbewerb im 18 000 Zuschauer fassenden Palais Omnisports im Stadtteil Bercy. Die Qualifikation beginnt am Sonnabend um 11.15 Uhr, das Finale am Sonntag um 14.50 Uhr.

Wie es aussieht, wird Käther mit der zwölftbesten Vorleistung aller Teilnehmerinnen anreisen, was sie in die angenehme Position bringt, sich im Schatten der Topstars ganz auf sich selbst konzentrieren zu können. An ihrem Platz im Rampenlicht hatte sie vor zwei Tagen bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig weniger Gefallen gefunden als erwartet. Als Favoritin angereist, mit der Bronzemedaille nach Hause gefahren - übrig blieb dann eine Mischung aus Ärger über die verpasste Goldchance, Unsicherheit wegen einiger technischer Fehler und großer Vorfreude auf die EM.

Die 6,61 Meter, die Siegerin Michelle Weitzel (LG Regensburg) ein wenig überraschend vorlegte, wären für Käther ohnehin schwer zu schlagen gewesen, so sah sie es selbst. Zumindest in die Nähe der Qualifikationsnorm für Paris (6,55 Meter), die sie Ende Januar beim Länderkampf in Glasgow erfüllt hatte, wollte sie dann aber doch springen bei der EM-Generalprobe. Letztlich blieb es bei 6,42 Metern, wohl auch deshalb, weil die Vorbereitung nicht allein auf die deutschen, sondern ein wenig auch schon auf die europäischen Titelkämpfe fixiert war. Endgültig löste Käther ihr Ticket aber erst in Leipzig.

In Abwesenheit mehrerer starker Konkurrentinnen, darunter der deutschen Freiluftmeisterin Bianca Kappler (LC Rehlingen), hatte die Stormarnerin auf mehr gehofft als Rang drei. "Eine Goldmedaille macht sich immer gut, aber so ist eben der Sport", sagte sie. Immer wieder kündigte der Hallensprecher ihre Sprünge an. "Ich hatte nicht gedacht, dass ich es so an mich heranlasse, total im Fokus zu stehen", sagte sie. "Da war eine große Unsicherheit bei mir, die ich noch nie hatte Ich bin nur sehr schwer in den Wettkampf gekommen, war irgendwie gehemmt."

Dabei hatte Käther am Vortag bei ihrem Vorlaufsieg über 60 Meter (auf den Zwischenlauf verzichtete sie) in 7,54 Sekunden eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt, sie ist schnell wie nie zuvor. "Aber am Brett beim Absprung ist die ganze Geschwindigkeit verpufft", sagte sie. Wahrscheinlich war es nur ein kleines technisches Problem, das bis Sonnabend zu beheben ist. Eine biomechanische Auswertung ihrer Sprünge soll Aufschluss geben.

Das Ziel für Paris sei nun, "es besser zu machen als in Barcelona". Bei ihrem ersten großen internationalen Auftritt hatten Käther dort vergangenes Jahr in der Qualifikation der Freiluft-EM zwei Zentimeter zum Weiterkommen gefehlt. Mit Coach Sven Schroeder hat sie das Training so dosiert, "dass ich die Möglichkeit habe, auch in Frankreich noch in guter Form zu sein". Es herrscht Zuversicht vor dem Saisonhöhepunkt vor großer Kulisse.

Bis es losgeht, muss die angehende Lehrerin in Hamburg ein Schulpraktikum zu Ende bringen, sie erklärt den Schülern im Sportunterricht die Grundlagen des Weitsprungs. Nach der Europameisterschaft, die zugleich das Ende der Hallensaison markiert, ist am Dienstag kommender Woche schon Norwegen das nächste Ziel der Studentin - Wintersport mit den Kommilitonen. Vor der Reise nach Lillehammer hat Käther beinahe noch mehr Respekt als vor der EM. Wieder betritt sie Neuland. Auf Skiern stand die Leichtathletin noch nie.