Der Oberligaspieler des SV Siek II wird in Eggebek überraschend Landesmeister im Tischtennis

Siek. "Unser Sohn ist ein Phänomen", sagen die stolzen Eltern Renate und Michael Hauberg. Diesem Urteil hat sich die Fachwelt spätestens seit den Landesmeisterschaften im Tischtennis in Eggebek angeschlossen. Mit dem Titelgewinn im Herreneinzel hat Jan Hauberg (28) aus dem Oberligateam des SV Siek II dort alle verblüfft. In einem dramatischen Finale behauptete sich der gebürtige Lübecker mit 4:3 über Sven Brockmüller (30). "Diesen Titel gönne ich ihm von Herzen", sagte der unterlegene Mannschaftsgefährte, der sich 2006 Bester von Schleswig-Holstein nennen durfte.

Jan Hauberg erfüllte sich einen Kindheitstraum. Es war nicht die leichteste Jugend, die er verbrachte. Von Kindesbeinen an galt er als chronisch krank und musste bereits mit neun Jahren die erste von inzwischen drei Nierentransplantationen über sich ergehen lassen - um gleich bei seinem ersten Krankenhausaufenthalt Tischtennis an einer maroden Platte als Bewegungstherapie auszuwählen. Acht Jahre lang war er Patient einer Lübecker Dialyse-Praxis und längst bekam er einen Schwerbehinderten-Ausweis ausgestellt. Körperlich und konditionell soll er gar nicht in der Lage sein, sich der starken, vollständig Gesunden zu erwehren. Mit überragender Spielintelligenz und Technik gleicht er seine angeblichen Nachteile wieder aus. Einen guten Ruf erwarb er sich als B-Lizenz-Trainer in Mölln, Ratzeburg, Büchen, Nusse und Siek. Der schon regelmäßig in der Zweite Bundesliga eingesetzte Marcel Boeglin (18) ist so einer, den er förderte und formte und den er im Sommer vergangenen Jahres vom TC Mölln zum SV Siek begleitete.

Lehrmeister und Schüler hätten sich auch im Finale gegenüberstehen können. Doch dann kam das Aus für Boeglin trotz einer 3:1-Führung in der Runde der letzten Acht gegen den nimmermüden Brockmüller. Hauberg schaltete unterdessen einen Regionalliga-Spieler nach dem anderen aus, zunächst Florian Ihde (TSV Schwarzenbek/4:3, 14:12 im siebten Durchgang), dann die Bargteheider Christian Velling (4:3) und Ole Markscheffel (4:2). Seine Nervenstärke trug ihn auch noch zum Erfolg über Sven Brockmüller, der im entscheidenden Satz insgesamt drei Matchbälle nicht verwandeln konnte.

Als die schönste Belohnung warten auf den Sieger nun ebenso wie auf den von den Landesmeisterschaften befreiten Deniz Aydin (ebenfalls SV Siek) und Marcel Boeglin (als Landesranglisten-Zweiter) sowie Daniel Schildhauer (TSV Bargteheide/Ranglisten-Erster) die Norddeutschen Titelkämpfe am 12. und 13. Februar in Bremen. Brockmüller darf auf einen so genannten Verfügungsplatz hoffen.

Sieben Teilnehmer aus Siek und Bargteheide im Herren-Viertelfinale prägten das Bild der Titelkämpfe 2011. Den dritten Rang teilten sich die Brüder Torben und Ole Markscheffel, jeweils Fünfte wurden Christian Velling und der von Ole Markscheffel gestoppte Titelverteidiger Schildhauer (alle TSV Bargteheide). Dafür wischten Schildhauer und Christian Velling die nach dem TSV-Punktspiel gegen die Reinickendorfer Füchse geäußerte Kritik mit ihrem Endspielsieg im Doppel über Sören Wagner und Florian Ihde (Schwarzenbek) vom Tisch. Die Teamgefährten Torben Markscheffel und Fabian Kutzner überraschten als Drittplatzierte.

Über einen weiteren ersten Platz durfte sich der TSV Bargteheide im Damen-Einzel freuen, auch wenn Vereins-Mädchenwartin Bianca Dahlke inzwischen für die Kaltenkirchener TS in Aktion tritt.