22 Jahre alte Reinfelderin ist eine der drei Einzel-Kandidatinnen bei der Stormarner Sportlerwahl des Jahres 2010

Reinfeld. Lena Möbus blickt mit sorgenvoller Miene aus dem Fenster der Sporthalle auf den zugefrorenen Ratzeburger See. An ein normales Training ist für die U-23-Ruder-Weltmeisterin derzeit nicht zu denken. "Ich wäre gerne Petrus und würde für wärmere Temperaturen sorgen", sagt Möbus. Schließlich müssen im Winter die Grundlagen geschaffen werden für eine erfolgreiche Saison. Das laufende Jahr war für alle Ruderathleten eine Herausforderung. Von Ende Dezember 2009 bis Mitte März 2010 war ein vernünftiges Training für die 22-Jährige weder beim Bundesleistungszentrum in Ratzeburg noch auf ihrem heimatlichen Herrenteich in Reinfeld wegen des frostigen Wetters möglich.

Und dennoch wird die 1,74 Meter lange Vorzeigeathletin 2010 nie vergessen. Im weißrussischen Brest feierte die Stormarnerin bei den U-23-Weltmeisterschaften mit dem Gewinn der Goldmedaille im Frauen-Doppelvierer ihren größten Erfolg. Zuvor hatte sie sich 2007 in Schottland und 2008 in Brandenburg bei den gleichen Wettkämpfen jeweils mit Silber begnügen müssen.

Doch damit nicht genug, Leistungssportlerin Möbus trainiert weiter fleißig, fast täglich: in der Sporthalle, am Ruder-Ergometer, im Fitnessstudio, in der Schwimmhalle und draußen beim Laufen. Zwei Neuerungen kommen ihr entgegen. Sie darf, sofern das Wetter mitspielt, seit August mit ihrem neuen Einer-Ruderboot üben, das sie auf den Namen "Ciao Bella" taufte. Und ebenfalls neu ist ihr Coach Katrin Rutschow. Möbus ist sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit der zweimaligen Goldmedaillengewinnerin bei Olympischen Spielen. "Katrin verfügt über viel Erfahrung. Sie ist sehr nah dran am Sport und trainiert viel mit", sagt die Studentin der Biotechnologie.

Rudern steht für sie im Mittelpunkt, daher schafft sie es nur an zwei bis drei Tagen in der Woche in ihrem fünften Semester an Vorlesungen und Laborterminen der FH Bergedorf teilzunehmen. Möbus: "Bei meinem Bachelor-Studiengang sind sieben Semester normal. Ich benötige zwei mehr, das ist okay." Vor- und Nachbereitungen für ihr Studium stehen für sie am Rest des Tages auf dem Programm, wenn sie einmal nicht trainiert. Damit ist ihre "Freizeit" auch schon ausgefüllt. "Ich lebe halt mein Sportler- und Studentenleben", sagt Stormarns beste Ruderin.

Meistens ist sie daher in Ratzeburg. Zeit, einmal nach Hause zu fahren, bleibt ihr kaum. Vielleicht zwei, drei Tage im Monat schaut sie bei ihren Eltern und ihrem Bruder in Reinfeld vorbei. Daher hatte sie sich schon lange auf Weihnachten und Silvester 2010 gefreut. Zehn Tage in ihrer Heimat verbringen, drei Tage sogar ganz ohne Sport, für Möbus eine willkommene Abwechslung zum stressigen Alltag.

Viele ihrer Freunde kehrten während der Festtage nach Nordstormarn zurück, mit denen sich Möbus traf. In Reinfeld gab es für die deutsche Junioren-Meisterin im Achter aus dem Jahr 2006 auch ein Wiedersehen mit Julia Röttger, mit der sie als 16- und 17-Jährige als Zweierteam für die Reinfelder Rudergemeinschaft gestartet war. Zusammen brachten sie es zur deutschen Vize-Meisterschaft der Junioren.

Aber Möbus brennt schon wieder auf das Training. Sie schaut erneut raus auf den Ratzeburger See und sehnt sich nach dem Frühling. "Ich werde es genießen, das erste Mal nach dem Winter im See nass zu werden und zu frieren", sagt die Stormarnerin, die weiß, dass sie an ihrer physischen Stärke arbeiten muss. Möbus wechselt 2011 von den B-Senioren (U 23) in die A-Senioren-Klasse. Es warten andere Kaliber auf sie. "Mein Ziel ist es, den Sprung unter die sieben besten deutschen Ruderinnen zu schaffen", sagt sie. Gelingt dies, wäre sie bei der WM im slowenischen Bled (28. August bis 4. September 2011) dabei.

Der Spaß am Rudern darf für sie aber nie zu kurz kommen: "Beim Rudern bin ich ständig auf der Suche nach dem Gefühl, wie es ist, wenn es läuft. Und wenn es läuft, dann ist es ein unglaubliches Gefühl der Zufriedenheit."