Landessportverband und Ärztekammer stellen gemeinsames Projekt vor. Ziel ist es, mehr Menschen zu körperlicher Aktivität zu motivieren

Bad Oldesloe. Die Idee ist nicht neu, aber keiner setzt sie so konsequent und flächendeckend um wie Schleswig-Holstein: Landessportverband (LSV) und Ärztekammer haben jetzt das gemeinsame Projekt "Rezept für Bewegung" auf die Beine gestellt. Ärzte sollen nunmehr bei Bedarf ohne großen Aufwand über eine vom LSV eingerichtete Datenbank für jeden Patienten ein geeignetes Bewegungs- und Sportangebot in einem Verein in der Nähe heraussuchen können.

" Die Ärzte sind vor allem für ältere Menschen wichtige Ansprechpartner in puncto Gesundheit. Trotzdem wird vagen Empfehlungen zu mehr Aktivität oft nicht nachgekommen", sagte der im Landessportverband für den Breitensport zuständige Geschäftsführer Thomas Niggemann bei der Präsentation des Projektes in Bad Oldesloe. Jetzt kann einer solchen Aufforderung mit einem konkreten Bewegungsangebot mehr Nachdruck verliehen werden. Der Patient erhält vom Arzt ein "Rezept" mit einer detaillierten Beschreibung des Kurses sowie einen Kontakt beim Verein, bei dem er sich über alles weitere wie Zeit, Ort und Kosten informieren kann. Der Vorgang soll den Erstkontakt zwischen Patient und Sportverein erleichtern. Kostenlos sind die Angebote nicht: "Viele Kurse werden jedoch von den Krankenkassen bezuschusst", sagt Niggemann.

Im Gesundheits- und Seniorensportbereich sieht der Verbandsfunktionär für die Vereine noch die größten Chancen, weitere Mitglieder zu gewinnen. "Wir meinen, dass sich unsere Vereine in diesem Bereich noch nicht gut genug verkaufen", sagte er. Die Zusammenarbeit mit der Ärztekammer versteht Niggemann deshalb auch als Chance für die Klubs, Zielgruppen zu erreichen, an die mit herkömmlichen Kommunikationsmethoden wie Internet, Broschüren, Pressehinweisen oder Aushängen nicht heranzukommen ist.

Der Erfolg des von der Sparkasse Holstein mit 40 000 Euro unterstützten Projekts steht und fällt vor allem mit den Angeboten der Sportvereine und der Bereitschaft der Ärzte, die anfallende Mehrarbeit auf sich zu nehmen. Die erste Resonanz von Medizinerseite ist positiv: "Von rund 4000 niedergelassenen Ärzten, die angeschrieben wurden, haben landesweit mehr als 400 signalisiert, die Kooperation zu unterstützen. Darunter 30 aus Stormarn", sagte Dr. Michael Lohmann von der Ärztekammer Schleswig-Holstein.

Die Datenbank, die laufend aktualisiert werden soll, umfasst bislang rund 600 Bewegungsangebote. Von den 180 Vereinen aus dem Kreisgebiet beteiligen sich bisher allerdings erst der FC Voran Ohe, Ahrensburger TSV, VfL Oldesloe, WSV Tangstedt, SV Preußen Reinfeld, SV Grönwohld, JuS Fischbek, Oststeinbeker SV, TSV Reinbek, TSV Glinde, TSV Badendorf und GW Neritz mit 43 gesundheitsorientierten Kursen. Das ist nur ein winziger Bruchteil der tatsächlich vorhandenen Bewegungsangebote. "Unsere Aufgabe wird es jetzt sein, die Vereine für die Idee zu sensibilisieren und zu motivieren, mitzumachen", sagt Alfred Schmücker, stellvertretender Vorsitzender des Kreissportverbands Stormarn.

Beim Oldesloer Allgemeinmediziner Dr. Bernd Schmitz rennen die Initiatoren von "Rezept für Bewegung" offene Türen ein. "Wir sind ja ein bewegungsbedürftiges Volk. Da stellt dieses Projekt eine wahnsinnige Erweiterung der Gesundheitsvorsorge da. Ich hoffe, dass es sich etablieren lässt." Schmitz schätzt, dass es für knapp 30 Prozent seiner Patienten infrage käme.

Zielgruppe sind nicht nur ältere Menschen, sondern beispielsweise auch Kinder mit Übergewicht oder motorischen Störungen. Lohmann: "Viele Kinder können heute nicht einmal mehr auf einem Bein stehen, ohne umzufallen."