Nach 722 Minuten ist es passiert. Jacob Rienhoff rettet den Stormarnern 1:1 beim SV Todesfelde

Steinburg. Sogar Jacob Rienhoff blickte irgendwie zerknirscht drein an diesem sonnigen Spätsommertag, der mit einem ungewohnt mittelmäßigen Ergebnis endete für das Erfolgsteam des SV Eichede. Erst als sein Tor dann noch einmal Thema wurde, hellte sich die Miene des Verteidigers auf, wenigstens für ein paar Sekunden. "Im Abschlusstraining habe ich jede Flanke verwertet", sagte er, Assistenzcoach Danilo Blank sei so beeindruckt gewesen, dass er den Treffer am Ende der Einheit prognostiziert habe. So wurde Rienhoff zum Retter seiner Mannschaft, die nach dem 1:1 (0:1) beim SV Todesfelde weiter ungeschlagen ist in dieser Saison und in der Schleswig-Holstein-Liga das Maß der Dinge bleibt.

Die andere Serie der Steinburger aber ist nach acht Episoden vorbei. Was selbst Spitzenmannschaften wie Titelverteidiger Holstein Kiel II und dem FC Sylt in anderthalb Stunden gegen Eichede nicht gelungen war, glückte Todesfelde schon nach 164 Sekunden: Freistoß von der rechten Seite, weit in den Strafraum geschlagen, am langen Pfosten drückte Jorrit Bernoth den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Es war das erste Gegentor für den SVE in dieser Saison nach 722 Minuten, so lange hielt kein anderer Klub in Deutschland von der Bundes- bis zur Verbandsliga seinen Kasten sauber.

Trainer Hans-Friedrich Brunner nahm den ersten Treffer gegen Schlussmann Markus Venz aber eher mit Erleichterung denn mit Verärgerung zur Kenntnis. "Irgendwann musste es ja passieren, und jetzt ist das Thema durch", sagte er. Auch wenn Eichede diesmal ungewohnt viele Möglichkeiten zuließ, droht die Mannschaft, wenn überhaupt, eher vorn als hinten ein Problem zu bekommen. "Wir haben Chancen für drei Spiele vergeben", klagte Rienhoff - eine Schwäche, die sich schon in der Vorwoche beim 3:0 über den PSV Neumünster angedeutet hatte.

Das frühe Tor in Todesfelde war Startschuss zu einer überaus unterhaltsamen Partie. "David gegen Goliath" hatten die Gastgeber im Stadionheft getitelt, doch vor 570 Zuschauern entwickelte sich zwischen den beiden Dorfklubs ein Duell auf Augenhöhe. Der Aufsteiger aus Segeberg, vergangene Saison ungeschlagener Meister und nun schon wieder seit sieben Runden ohne Niederlage, bereichert die Schleswig-Holstein-Liga mit seinem taktisch klugen und zielstrebigen Spiel, es fehlte nicht viel zum Sieg über den Spitzenreiter. Vom möglichen 0:2, das Niwar Jasim kurz nach dem Seitenwechsel auf dem Fuß hatte, hätte sich Eichede wohl nicht mehr erholt, und zehn Minuten vor Schluss traf Kamil Krol statt zur erneuten Führung nur die Querlatte.

Auf der anderen Seite ließen Christian Rave und Torge Maltzahn eine Reihe Möglichkeiten aus, auch Fabian Kolodzick vergab gute Chancen. "Da fehlen mir die 101 Prozent, die Dinger unbedingt reinmachen zu wollen", sagte Brunner. "Es ist ja bezeichnend, dass unsere unklarste Chance dann zum Tor geführt hat." Nach einem abgewehrten Eckstoß zog Rienhoff, eher zufällig an den Ball gekommen, von der Strafraumgrenze aus ab und traf (73. Minute), und dass er damit überschwänglichen Jubel auslöste beim SVE, mag auch ein Zeichen für die Schwierigkeit der Aufgabe gegen den aufopferungsvoll kämpfenden Widersacher gewesen sein.

Mit der intensiv geführten Begegnung hatten auch die Unparteiischen um Stormarns besten Schiedsrichter Kai Voß (FG Stormarn 2000) ihre liebe Mühe und mussten sich am Ende Klagen von beiden Seiten gefallen lassen. Die Todesfelder reklamierten, der Ball habe vor dem Ausgleichstreffer die Auslinie überschritten, die Eicheder forderten viermal lautstark Elfmeter. Es war dann ziemlich viel Verkehr nach dem Schlusspfiff vor der Kabine der Referees. Der international erfahrene Voß, dessen Arbeitsplatz an normalen Tagen die Seitenlinien der Bundesligastadien sind, erörterte die strittigen Szenen mit den Verantwortlichen noch einmal, erst dann verstummten schließlich die Diskussionen.

Auch Torschütze Rienhoff schloss bei allem Ärger über eine verpasste Chance irgendwann doch noch Frieden mit dem Spiel. "Gegen eine solch starke Mannschaft", sagte er, "muss man auch mal mit einem Remis zufrieden sein."

SV Eichede: Venz - Bork, Buchholz, Jacob Rienhoff, Biermann (59. Prieske) - Wagner, Jan-Ole Rienhoff, Barsuhn (46. Ann), Rave (71. Kossowski) - Maltzahn, Kolodzick.