Keine Einsicht

"Zutiefst traurig und fassungslos"

Bischof Gerhard Ulrich spricht über die Ahrensburger Missbrauchsfäle vor der Synode der Nordelbischen Kirche

Vor einem eher gelangweilten Publikum (es wird Zeitung gelesen, offen Übermüdung zum Ausdruck gebracht) ist es Herrn Ulrich wichtig, die Synodalen davon in Kenntnis zu setzten, dass er traurig und fassungslos ist. Nun ist er aber auch zornig über die, "die dies getan haben". Der offene Umgang mit den Ereignissen sei für die Opfer, aber natürlich auch für die Kirche dringend nötig. "Die Fälle sind furchtbar und ein Trauma für die Opfer", sagt der Bischof. Hinzu fügt er: "...kein flächendeckendes Phänomen, auch wenn Medienberichte das fälschlicherweise nahelegen."

Wie er dies gemeint hat, bedarf noch einer Klärung. Welche Presse hat was wie fälschlicherweise nahegelegt? Soll hier der Eindruck entstehen, die Kirche sei Opfer der bösen, nein falschen Berichterstattung?

Irritierend ist seine Stellungnahme zu dem Rücktritt von Bischöfin Jepsen: "Aber wir halten auch daran fest, dass sie damit Konsequenzen aus Vorgängen zieht, für die sie keine persönliche Verantwortung zu tragen hat." Da fragt man sich, wer persönlich Verantwortung trägt. Wo ist der/die Verantwortliche? Warum hat Herr Ulrich diese Person noch nicht zur Verantwortung gezogen? Wie konnte der Chef eine so achtenswerte Frau in eine scheinbar ausweglose Situation bringen? Was ist ein unpersönlich Verantwortlicher?

Frau Jepsen hat wenige Stunden vor ihrem Rücktritt mehrfach die Opfer aufgefordert, sich bei ihr zu melden. Wozu, wenn nicht als Verantwortliche mit den Opfern zu sprechen? Warum muss Herr Ulrich so verschleiernd reden, bei dem doch offenen Umgang mit den Ereignissen? Herr Ulrich hätte Frau Jepsen schützen müssen.

Hilfreich für das Verständnis wäre eine faktische Darstellung des Verfahrens. Eben ganz einfach mehr Transparenz, mehr Informationen über den Stand, mehr Repräsentanz direkt in Ahrensburg. Für die Opfer, die schon sehr lange auf Gerechtigkeit warten und bei denen das Vertrauen auf Null geht, wäre wichtig, dass nicht ausschließlich hinter den Kirchenmauern an der Aufklärung gearbeitet wird. Was genau passiert im Kirchenamt im Zusammenhang mit der Ahrensburger Gemeinde? Der stellvertretende Pressesprecher der Nordelbischen Kirche hat interne Mails verfasst, in denen er es bedauert, dass das Hamburger Abendblatt so unnachgiebig berichtet.

Was zu uns Opfern - und das sind alle, die unter den Geschehnissen leiden (das reicht von den direkten Opfern über die Pastoren bis hin zu den ehrlichen Gemeindegliedern) - dringt, sind schöne Briefe und emotionale Reden, und die Einsicht, das keine Einsicht aus Kiel zu erwarten ist. Warum hat Pröpstin Murmann eine veraltete Richtlinie zum Thema auf der letzten Kirchenkreis-Synode empfohlen? Das sind Taten, die eindeutig in eine andere Richtung als Aufdeckung, Offenheit und Hilfe für Opfer und Gemeinde gehen. Verbunden mit den wirren Aussagen und der Erkenntnis, dass der Bischof sehr emotional Reden ablesen kann, stellt sich die Frage: Ist der Bischof derzeit nicht in der Lage, Kirchenamt, Pröpste und Gemeinden zu lenken, hat Herr Ulrich den Überblick verloren?

Sebastian Isert, Ahrensburg

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Das Herunterladen von Daten aus dem Web braucht nicht eben ein bisschen mehr Zeit als anderswo. Bei der Aktualisierung des Antivirenprogramms (eventuell täglich) mit 56 kBit/s können Sie in der Zwischenzeit zum Einkaufen fahren. Oder versuchen Sie mal, die für Autofahrer nötige Rettungskarte herunterzuladen. Das können mehr als zehn MB sein. Es geht nicht immer um Videos. Hier sind auch die Anbieter der Seiten gefordert, diese nicht unendlich groß zu machen, in der Hoffnung, alle haben ADSL.

Joachim Rühmeier, Bargteheide

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