Eckhard Langmann wird nach 34 Jahren im Ahrensburger Ordnungsamt pensioniert. Morgen ist seine letzte Auktion

Ahrensburg. "Wer das hier ersteigert, hat gleich das passende Accessoire für den Opernabend", sagt Eckhard Langmann und hält ein samtenes Damentäschchen in die Höhe. Neben 45 Fahrrädern, Büchern, Schmuck und Uhren ist dies eines der besonderen Fundstücke, die der Ahrensburger Rathausmitarbeiter morgen um 9.30 Uhr versteigert. Für alle Gegenstände liegt das Mindestgebot bei einem, für Fahrräder bei drei Euro. Langmann erwartet wieder rund 200 Besucher, die ab 9 Uhr in der Kellergarage des Rathauses besichtigen können, was im Anschluss versteigert wird.

Ein letztes Mal wird der 63-Jährige im Auftrag der Stadt "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten" rufen - ohne Versteigerungshammer, aber mit viel Humor. Am 29. Oktober geht der Mitarbeiter des Ordnungsamts in den Ruhestand.

Dann hat Langmann insgesamt 64-mal, immer Anfang April und Anfang Oktober, mit lockeren Sprüchen an den Mann, an die Frau und an das Kind gebracht, was beim städtischen Fundbüro abgegeben und vom Besitzer nie abgeholt worden war. "Ich bin auch gern bei der Anprobe behilflich" versprach er, als es galt, einen nagelneuen Büstenhalter zu versteigern. Den Zuschlag für eine Mütze begleitete der gebürtige Hamburger gern mit den Worten: "Da kommt jemand unter die Haube." Mit Lockerheit habe er in seinen fast 34 Jahren beim Ordnungsamt stets am meisten erreicht, resümiert er lächelnd und gibt seine Taktik preis. "Will ich etwas bewirken, beginne ich das Gespräch mit einem Lob und komme dann zum Einwand", verrät Langmann. "Dann sind die Menschen viel kooperativer."

Dieses Vorgehen lernte er in seinem ersten Beruf als Elektroinstallateur im Kundendienst. Und es half ihm oft in seinem zweiten Berufsleben, in dem er neben Fundsachen auch für Führerschein-, Fischerei-, Waffen-, Markt- und Jahrmarktangelegenheiten zuständig war. "Mit dem Verweis auf meine Taktik habe ich 1977 auch Bürgermeister Manfred Samusch beim Vorstellungsgespräch überzeugt, als er auf den teilweise schwierigen Umgang mit den Marktleuten hinwies", sagt Langmann.

Darüber hinaus sei die Kunst des Zuhörens eine der wichtigsten Voraussetzungen für seinen Job gewesen. "Viele kommen hier herein und schimpfen über die Verwaltung", sagt er mit ruhiger, wohlklingender Stimme. "Wenn die Leute dann mit einem Lächeln wieder gehen, hat man viel erreicht." Um verzweifelten Besitzern verloren gegangener Stücke wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, verließ Langmann auch den Schreibtisch im Zimmer 3 des Rathauses. "Ein holländischer Fahrradtourist wusste nicht mehr, wo er sein Rad abgestellt hatte", erinnert er sich. "Ich bin mit ihm so lange durch Ahrensburg gefahren, bis wir es wiedergefunden hatten. Der war glücklich!" Ebenso die Frau, die ihren Banksafeschlüssel und mehr als 1000 Euro im Getränkemarkt liegen ließ. Als Langmann den Safeschlüssel auf den Tisch bekam, klapperte er alle Banken in Ahrensburg ab. "Die letzte war dann ein Volltreffer", sagt er. "Und der Finder bekam von der Frau mehr als den gesetzlichen Finderlohn von fünf Prozent."

Wenn sein Ruhestand beginnt, hält ihn nichts mehr fest. "Am 31. Oktober geht es nach Gran Canaria", sagt er. Auf seinen Reisen begleitet ihn seine Frau, mit der er seit 15 Jahren verheiratet ist. "Heutzutage kommt man ja für 19,99 Euro nach Venedig oder Edinburgh", sagt der umtriebige Fast-Ruheständler. England, die USA und Portugal sind weitere Wunschziele. Und wenn er nicht im Urlaub ist, steht er der Feuerwehr zur Verfügung.

Plant der Mann mit dem großen Herz und dem losen Mundwerk etwas Besonderes für seinen letzten Arbeitstag? "Nein", sagt er lächelnd, "ich werde ganz still und leise gehen."