Der SC Union gewinnt erstmals seit 17 Jahren das Stadtderby. 2:1-Erfolg gegen den VfL Oldesloe

Bad Oldesloe. 17 Jahre hatten sie im Kurpark auf diesen Tag gewartet, und als der erste Sieg im Stadtderby seit dem 28. August 1993 perfekt war, begann für die Fußballer des SC Union eine lange Partynacht. Rot-Schwarz regierte im Travestadion, in der Heimat der "Blauen", die schwer geschlagen den kürzesten Weg in die Kabine nahmen. Mit 1:2 (0:0) verlor der große VfL Oldesloe das brisante Duell der Kreisliga Stormarn mit seinem kleinen Nachbarn und ist in der Kreisstadt bis auf Weiteres nur noch die Nummer zwei.

Stadtderbys sind immer auch ein Stück Historie, deshalb hat Jan Vogelsang seinen Platz in den Geschichtsbüchern des SC Union nun sicher. Vermerkt werden muss zwar auch, dass sein Elfmeter zum 1:0 nach Foul von Torge Richter an Nicolai Oberst ziemlich schwach geschossen war (84. Minute), aber wen interessierte das noch nach Vogelsangs zweitem und entscheidendem Streich (90.+1). Er war der Mann des Tages, Tobias Fischer blieb als Schütze des Anschlusstreffers (90.+4) nur eine Randfigur.

Seit 1997 hatten sich die beiden Stadtrivalen nicht mehr zu einem Punktspiel getroffen, nach einem 1:1 in der damaligen Bezirksklasse Mitte trennten sich die Wege. Der VfL Oldesloe wurde Meister und stieg auf, der SC Union beendete die Serie als Tabellenletzter. Von 1989 bis 1994 waren die beiden Traditionsklubs zuvor fünf Jahre lang Dauerrivalen in der Bezirksliga Lübeck gewesen.

Doppeltorschütze Jan Vogelsang ist der Mann des Tages

Die meisten Geschichten aber sind vom 12. April 1981 überliefert, als die Kurparkkicker sensationell mit 2:0 beim damaligen Landesliga-Spitzenreiter und späteren Titelträger gewannen. Heute sprechen sie beim SC Union von einem "historischen Sieg", zu dem übrigens Rainer Fischer, heute als Trainer und stellvertretender Abteilungsleiter ein "echter Blauer", beide Tore schoss.

Diesmal hatten sich beide Seiten eifrig gegenseitig die Favoritenrolle zugeschoben, und auch auf dem Platz war die Nervosität von Beginn an spürbar. Viel Krampf, ein wenig Kampf, kaum Fußball. Bis Vogelsang kurz vor Schluss zum Helden des Nachmittags aufstieg, hatte einzig Schiedsrichterin Susann Kunkel vom FFC Oldesloe mit einer herausragenden Leistung überzeugt. Auch beim Strafstoß lag sie richtig. "Den muss man natürlich pfeifen", sagte selbst VfL-Coach Hartmut Wulff.

Die Verlierer versuchen, die Bedeutung des Derbys herunterzuspielen

Der Trainer, vor der Saison in der Not des Abstiegs an die Trave gekommen, versuchte die Bedeutung des Derbys zu relativieren, und für die Spieler wird die Schmach wohl größer sein als für den Mann aus Curslack, der Bad Oldesloe bis vor ein paar Wochen in der Hauptsache als Autobahnausfahrt kannte. "Für uns geht es nicht um dieses Spiel, sondern um den Klassenverbleib", sagte er. Die knappe Niederlage verhalf Wulffs Mannschaft zumindest zum Sprung aus der Abstiegszone auf den am Saisonende rettenden drittletzten Rang, weil der SV Hammoor nach einer 0:4-Niederlage beim Titelkandidaten SV Timmerhorn-Bünningstedt mit der nun schlechteren Tordifferenz auf den vorletzten Platz zurückfiel.

Der SC Union hat sich im Mittelfeld der Tabelle eingerichtet, viele hatten mehr erwartet. "Wir brauchen aber noch zwei bis drei Jahre", sagte Trainer Wolfram Matysik, der erst in diesem Jahr vom VfL in den Kurpark gewechselt war und den Erfolg gegen seinen Ex-Klub sichtlich genoss: "Für uns war dieses Derby sehr bedeutsam, mehr als ein Sechs-Punkte-Spiel", sagte er, "und wir haben verdient gewonnen."

Kein anderes Ergebnis des Kreisliga-Spieltags erregte ähnlich viel Aufsehen, auch nicht die große Überraschung, die sich auf dem Nebenplatz des Ernst-Wagener-Stadions ereignete. Dort verlor der SV Eichede II völlig unerwartet mit 0:1 gegen den SV Preußen Reinfeld und musste nach nur einer Woche auf Rang eins die Spitzenposition schon wieder räumen. Es war die erste Niederlage für die Steinburger und für Reinfeld ein unverhoffter Erfolg. "Wir haben ja im Moment große Probleme, überhaupt eine komplette Mannschaft aufs Feld zu bekommen", sagte Co-Trainer Michael Millgramm. "Für uns waren das Zusatzpunkte." In der Tabelle ging es für die Preußen rauf auf den neunten Platz.

Ganz oben steht nun der SSV Pölitz mit seinem Torjäger Dennis Schönfeldt, dem beim 6:1 gegen den TSV Bargteheide II ein lupenreiner Hattrick gelang. Fünfter und damit wieder in Sichtweite zum Quartett an der Spitze ist der SV Hamberge. Bei den Nordstormarnern begann es nach zuletzt enttäuschenden Auftritten zu kriseln. "Unter der Woche hatten wir eine lange Sitzung, und ich habe gesagt, dass es so nicht weitergeht", sagte Trainer Jörg Röricht. "Ich hoffe, dass jetzt wieder alle arbeiten statt zu glauben, dass wir von ganz allein gewinnen."

Wie es geht, zeigt derzeit die SG Hoisdorf/Stormarn 2000, die nach einem verdienten 4:1-Erfolg beim WSV Tangstedt schon Sechster ist. Katerstimmung herrscht dagegen beim TSV Bargteheide II, wo sich Trainer Frank Witte nach der Pleite gegen Pölitz über den "emotionslosen Auftritt" seiner Mannschaft beklagte: "Ich verlange ja nicht einmal ein schönes Spiel", sagte er, "aber ich will die Jungs wenigstens kämpfen sehen."