Kickboxer Connor Baginski aus Glinde verzichtet wegen der Schule auf die Weltmeisterschaft in Belgrad

Glinde. Connor Baginski und das Kickboxen - das war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick. Zu unberechenbar, zu gefährlich, dachte sich der Glinder, als er sich vor drei Jahren erstmals in der in Deutschland nicht allzu verbreiteten Kampfsportart versuchte. Connor, der seine Freizeit bis dahin hauptsächlich mit Fußballspielen verbracht hatte und in einer Jugendmannschaft des TSV Glinde im Tor stand, blieb trotzdem dabei. Heute ist der 16-Jährige Kickboxer durch und durch. Wenn er von seinem Hobby erzählt, ist seine Begeisterung fast spürbar. "Beim Kickboxen lässt man seine ganze Energie raus", sagt er.

Um es in seinem Sport weit zu bringen, muss er hart an sich arbeiten. Das weiß der 1,83 Meter große Stormarner. "Connor ist sehr fleißig. Er kämpft mit Köpfchen", sagt sein Trainer René Perz. Dieser muss es wissen. Schließlich ist der 22-Jährige selbst deutscher Meister. In seinem Fitness-Treff Glinde trainiert Connor dreimal in der Woche unter Anleitung von Perz jeweils etwa drei Stunden lang, zusätzlich vor oder nachher noch an Geräten. Freitags gibt das Talent zusammen mit seinem Coach zudem noch Unterricht für zehn bis 13 Schüler, die zwischen sechs und 14 Jahre alt sind.

Connor trainiert viel an Sandsäcken. Im Wettkampf muss neben der Technik auch die Kondition stimmen. Beim Kickboxen gibt es unterschiedliche Wettkampfformen. Connor bevorzugt den Semikontakt, bei dem die Kämpfer im Vergleich zum Vollkontakt seitlich zueinander stehen. Zudem sind Tritte gegen den Oberschenkel untersagt. Während die Vollkontakt-Duelle stets in einem Boxring ausgetragen werden, erfolgen Kämpfe des Leicht- und Semikontakts auf Matten.

Ein Kampf dauert zweimal zwei Minuten und endet meist mit einem Sieg nach Punkten. Connor hat es in jungen Jahren bereits weit gebracht und etliche Titel gewonnen: Hamburger Meister, Internationaler Deutscher Meister, Dänischer Meister, Deutscher Meister sowie Vize-Europameister - kein Wunder, dass er in den Kader der Jugend-Nationalmannschaft berufen wurde.

Der 16-Jährige startet am 9. Oktober beim Deutschland-Pokal in Barsbüttel

In diesem Jahr wurde er bei den deutscher Meisterschaften aber nur Zweiter. Über seine Niederlage bei den nationalen Titelkämpfen im Juni in Hamburg, als er im Junioren-Finale der Gewichtsklasse bis 74 Kilogramm dem Nationalmannschaftskämpfer Philipp Ruckdeschel knapp in der Verlängerung mit 4:5 unterlag, ärgert er sich immer noch ein wenig. Doch das nächste "Heimspiel", bei dem er ganz oben auf dem Treppchen stehen möchte, naht schon: Am 9. Oktober nimmt er am Deutschlandpokal in der Sporthalle der Gemeinschaftsschule Barsbüttel am Soltausredder teil. Eine Woche zuvor tritt er noch bei den Flandern Open im belgischen Beveren an.

Er wäre bei der Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Serbien gerne dabei gewesen. Diese dauert aber eine Woche lang und Connor will sich lieber auf die Schule konzentrieren. Er besucht die elfte Klasse der Gemeinschaftsschule in Glinde, und gute Leistungen in der Oberstufe haben zunächst Vorrang. "Mein Ziel ist es, bei der WM 2012 dabei zu sein. Ich möchte einmal Welt- und Europameister werden."

Angelina Bröhan aus dem Fitness-Treff hat bereits drei WM-Titel gewonnen

Weltmeisterin ist Angelina Bröhan bereits - dreifache sogar. Und zudem aktuelle deutsche Vizemeisterin. Auch die Hamburgerin startet für den Fitness-Treff Glinde und ist bei der Jugend-/Junioren-WM vom 19. bis 26. September 2010 in Belgrad in der Klasse bis 55 Kilogramm dabei. Für Trainer Perz wird es vom 22. bis zum 28. November 2010 ernst, wenn er an der Europameisterschaft in Athen (bis 94 Kilogramm) teilnimmt. Dort versucht auch der 19-Jährige Schüler von Perz, Artur Rube (bis 63 Kilogramm), auf sich aufmerksam zu machen. Connor wird die Ergebnisse seiner Kollegen genau verfolgen - und in der Zwischenzeit weiter hart an sich arbeiten.