Mit Moral, Kampfkraft und Disziplin stoppt der TSV Zarpen den Vormarsch des Geheimfavoriten SV Hamberge

Zapen/Hamberge. In der Rolle des Außenseiters fühlen sich die Fußballer des TSV Zarpen wohl, ganz besonders an Tagen wie diesem. Auf der Straße liegen sechseinhalb Kilometer zwischen dem Dorfklub und seinem Lokalrivalen SV Hamberge, auf dem Spielfeld sind es normalerweise Welten, und dass Zarpen nun mit 2:1 gegen den Geheimfavoriten der Kreisliga Stormarn gewann, war die große Überraschung des vierten Spieltags.

Sie sind so etwas wie die Freibeuter der Liga beim TSV, zumindest stellt Trainer Robert Schmidt sein Team gern so dar. "Eigentlich müsste uns jede Mannschaft schlagen", sagte er. "Jeder andere Klub hat ganz andere Möglichkeiten als wir, mehr Geld, bessere Trainingsbedingungen." Trotzdem schaffte der Verein vergangene Saison den Klassenverbleib, nun macht sich wieder Optimismus breit nach dem ersten Saisonsieg. Schmidt: "Zarpen ist einfach anders, Zarpen ist ein Phänomen."

Die Unterschiede zwischen den beiden Nachbarklubs waren deutlich zu erkennen während der 90 Minuten, Kampfkraft gegen Fußballkunst, aber auch Wille gegen Arroganz. "Wir haben keine Brasilianer, keine Schönspieler", sagte Schmidt, "aber wir haben eine große Moral, auch wenn Hamberge kommt und uns die Bälle durch die Hosenträger spielt." Der Schlüssel zum Erfolg aber soll vor allem Disziplin sein beim TSV, Schmidt arbeitet seit seinem Amtsantritt in diesem Sommer daran. Disziplin, das heißt für ihn, "nicht nur die taktische Ordnung zu halten, sondern in bestimmten Situationen auch mal den Mund". Vergangene Saison war Zarpen mit elf Platzverweisen Vorletzter der Fairness-Tabelle, nun hat die Mannschaft nach einer Roten und einer Gelb-Roten Karte an den ersten beiden Spieltagen schon zwei Partien nacheinander mit elf Mann beendet.

Der Sieg war ein wenig glücklich, weil die Gäste in der ersten Halbzeit die größeren Chancen hatten, Hamberges Coach Jörg Röricht aber bemühte sich gar nicht erst um Ausreden. "Wir haben überheblich gespielt, ohne Einsatz, haben völlig verdient verloren", sagte er. "So kann man nicht auftreten, wenn man oben mitspielen will." Nach der ersten Niederlage steht Hamberge nun erst einmal auf Rang fünf - direkt hinter dem SV Timmerhorn-Bünningstedt (3:0 gegen den SSC Hagen II) und dem VfL Tremsbüttel (3:0 gegen den enttäuschenden SC Union Oldesloe).

Es führen die beiden einzigen ungeschlagenen Mannschaften, Spitzenreiter SSV Pölitz (2:1 beim WSV Tangstedt) und der SV Eichede II, dessen 10:0 beim VfL Oldesloe ein Saison-Rekordergebnis bedeutete. "Einerseits freut man sich über einen so souveränen Erfolg", sagte Coach Sebastian Ballhausen, "andererseits ist es schade, dass ein Traditionsverein wie der VfL solche Probleme hat." Trainer Hartmut Wulff ist mit den "Blauen" nun sogar Tabellenletzter. "So eine Niederlage geht nicht spurlos an einem vorüber", sagte er. Gegen den Erzrivalen SV Preußen Reinfeld droht am Sonntag gleich die nächste Niederlage aus der Kategorie "besonders unangenehm". Allerdings scheint auch der Mitabsteiger vom Bischofsteicher Weg nicht eben in bestechender Form zu sein und ermöglichte dem TSV Bargteheide II beim 0:1 den ersten Saisonsieg.

Überhaupt rappelte sich manch Kellerkind auf am vierten Spieltag, der auch der SG Hoisdorf/Stormarn 2000 erstmals ein Erfolgserlebnis brachte. Eine starke Halbzeit reichte der Elf von Trainer Stefan Grau zum 3:0 gegen den SV Hammoor. Aufsteiger Witzhaver SV feierte überraschend deutlich mit 5:0 beim SSV Großensee seinen Premierensieg und sortiert sich im breiten Mittelfeld des Klassements ein. Es deutet sich an, dass der Abstiegskampf noch einmal spannender werden könnte als das ohnehin schon enge Rennen der vergangenen Serie.